Ist es eine kontroverse These, wenn man sagt, dass kaum eine andere Sendung im deutschen Fernsehen so sehr von ihrer Moderation lebt wie "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"? Seit die RTL-Sendung (im Stream bei RTL+) einst mit Sonja Zietlow und Dirk Bach begann, wie sie in ihren Baumhäusern über die Dschungelcamp-Bewohner witzelten, ist der freche Schlagabtausch von oben ein wesentliches Merkmal der Show, geradezu Teil ihrer DNA.

Mit Daniel Hartwich konnte nach Bachs Tod dieses Element fortgeführt werden. Grandios derbe neckten er und Zietlow die Promis und auch einander. Doch für 2023 musste wieder ein neuer Partner an Zietlows Seite gefunden werden. Die Wahl fiel auf Jan Köppen, der schon zuvor in anderen Shows hin und wieder als Hartwich-Ersatz einsprang. Nun ist natürlich die große Frage: Wie gut funktioniert er als neuer Dschungelcamp-Moderator?

Viel Luft nach oben, aber mit eigenen Stärken

Einige Sendungen hat Jan Köppen jetzt schon hinter sich – und natürlich liegen die Augen besonders auf ihm. Dabei ist beim Dschungelcamp gar nicht so wichtig, wie der einzelne Moderator auftritt, sondern wie gut das Duo zusammenspielt. Und hier merkt man: So richtig eingespielt sind Sonja Zietlow und er noch nicht. An den Witzen, die den beiden geschrieben werden, liegt es gar nicht per se, eher daran, wie sie miteinander harmonieren.

Zwischen Hartwich und Zietlow war es vor allem faszinierend zu sehen, wie sie ihr Dialog-Ping-Pong miteinander spielen, wie sie die Zuspitzung des Gegenübers noch einmal mehr auf die Spitze treiben. Das funktioniert derzeit noch nicht so gut. An einigen Stellen klingt Köppen zu gestellt "auf witzig getrimmt", als würde er die Witze eher ablesen als sie zu "spielen". Auch seine Augen wandern noch merkwürdig oft an der Kamera vorbei, er schaut merklich häufig zur Seite. Gerade da Zietlow sich mit der Sendung und dieser Art der Moderation sehr wohlfühlt und auf gewohntem Niveau performt, fällt Köppens noch leicht steife Sendeführung deutlich auf.

Doch der neue Moderator bringt auch eigene Stärken mit. Die Grimassen, die er gerne schneidet, während Zietlow direkt zum Publikum spricht, sind teils urkomisch. Seine individuelle Art bringt zudem eine neue Facette in die Sendung. Wenn er ruhiger spricht und grinst, hat er weniger das schelmische von Hartwich oder das überbordende Element von Bach, sondern wirkt wie ein breit grinsender Schüler, der stolz auf seinen neuesten Gedankenblitz ist. Das hat Charme und kann irgendwann richtig lustig werden, wenn die Autoren diesem Teil seines Charakters noch mehr die richtigen Bälle zuspielen.

Ein wenig Eingewöhnungszeit wird Köppen also wohl noch brauchen, bis er zum würdigen Nachfolger von Dirk Bach und Daniel Hartwich geworden ist. Die ersten Sendungen lassen aber keinen Zweifel daran, dass ihm dies vielleicht schon in einigen Tagen gelingen kann.