Der Finger Gottes
Tornados richten Schäden in Milliardenhöhe an. Auch bei uns ist man nicht vor ihnen sicher (SA, 13.8.)
Zwölf Milliarden Dollar Schaden. Das ist die Bilanz der Tornado-Saison 2011 in den USA. Allein am 29. April wüteten mehr als 200 "Twister" in sechs Bundesstaaten. Rund 500 Menschen kamen in den Vereinigten Staaten dieses Jahr durch Wirbelstürme ums Leben.
"Finger Gottes" nennen die Amerikaner Tornados. Darin drückt sich die Ohnmacht des Menschen angesichts der entfesselten Naturgewalt aus. Die Stürme mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 500 km/h zerstören alles, was ihnen in die Quere kommt. Vertreter der stärksten Kategorie F5 wirbeln Autos durch die Luft, reißen Hochhäuser aus ihren Fundamenten, saugen Straßen vom Boden. Und schreddern immer wieder die Messgeräte von Meteorologen.
Die werden trotzdem nicht müde, die Killerstürme zu erforschen. Zwar wird man sie dadurch kaum aufhalten können, aber schon ein zuverlässiges Vorhersage- und Frühwarnsystem könnte helfen, viele Menschenleben zu retten. Bisher weiß man, dass Tornados entstehen, wenn Gewitterwolken zu sogenannten Superzellen anwachsen und Luftmassen mit großem Tempo in die Höhe steigen. Dabei geraten sie in eine Drehbewegung, und es kommt zu einem Pirouetteneffekt: Je dichter die Luft an die Drehachse kommt, desto schneller rotiert sie.
Ob aus einer heiklen Wetterlage ein harmloses Gewitter oder ein Monstertornado entsteht, wo und wann das passiert, und welchen Kurs er nimmt, kann bis heute niemand sicher vorhersagen. Schon eine Vorwarnzeit von wenigen Minuten rettet Leben. In den besonders gefährdeten Gebieten im mittleren Westen der USA arbeiten heute Wetterkundler und Katastrophenschützer eng zusammen, um die Bevölkerung bei Auftreten von Tornados so früh wie möglich zu informieren.
Ein derartiges Warnsystem gibt es in Deutschland nicht. Dabei treten auch hier Tornados auf. Allein 2010 wurden 43 Wirbelstürme registriert. Meist handelt es sich um vergleichsweise harmlose Windhosen der Kategorie F1. Doch nicht immer. So raste 1968 ein Wirbelsturm der zweitstärksten Klasse F4 durch Pforzheim: zwei Tote, über 200 Verletzte und fast 2000 beschädigte Häuser. Die Einwohner hatten trotzdem Glück im Unglück: Die Naturkatastrophe traf die Stadt in den Abendstunden, als die meisten sicher in ihren Wohnungen saßen.
Selbst Tornados der alles vernichtenden F5-Kategorie können bei uns vorkommen - selten zwar, aber mit voller Macht. Am 29. Juni 1764 pflügte ein solches Sturmmonster in Mecklenburg eine 900 Meter breite und 30 Kilometer lange Schneise in die Landschaft. Noch in 50 Kilometern Entfernung fielen aufgewirbelte Trümmerteile vom Himmel.
Dass damals nur wenige Menschen zu Schaden kamen, liegt daran, dass sich die außer Rand und Band geratenen Elemente in einer dünn besiedelten Region austobten. Das gleiche gilt für den einzigen anderen bislang dokumentierten F5 in Deutschland, der im April 1800 im Erzgebirge wütete. Laut Statistik müssen wir alle 100 Jahre mit einem solchen Killer rechnen. Der nächste wäre also überfällig. Man kann nur beten, dass der Finger Gottes eine Großstadt wie Berlin oder Hamburg verschont.
Christian Holst
"Finger Gottes" nennen die Amerikaner Tornados. Darin drückt sich die Ohnmacht des Menschen angesichts der entfesselten Naturgewalt aus. Die Stürme mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 500 km/h zerstören alles, was ihnen in die Quere kommt. Vertreter der stärksten Kategorie F5 wirbeln Autos durch die Luft, reißen Hochhäuser aus ihren Fundamenten, saugen Straßen vom Boden. Und schreddern immer wieder die Messgeräte von Meteorologen.
Die werden trotzdem nicht müde, die Killerstürme zu erforschen. Zwar wird man sie dadurch kaum aufhalten können, aber schon ein zuverlässiges Vorhersage- und Frühwarnsystem könnte helfen, viele Menschenleben zu retten. Bisher weiß man, dass Tornados entstehen, wenn Gewitterwolken zu sogenannten Superzellen anwachsen und Luftmassen mit großem Tempo in die Höhe steigen. Dabei geraten sie in eine Drehbewegung, und es kommt zu einem Pirouetteneffekt: Je dichter die Luft an die Drehachse kommt, desto schneller rotiert sie.
Ob aus einer heiklen Wetterlage ein harmloses Gewitter oder ein Monstertornado entsteht, wo und wann das passiert, und welchen Kurs er nimmt, kann bis heute niemand sicher vorhersagen. Schon eine Vorwarnzeit von wenigen Minuten rettet Leben. In den besonders gefährdeten Gebieten im mittleren Westen der USA arbeiten heute Wetterkundler und Katastrophenschützer eng zusammen, um die Bevölkerung bei Auftreten von Tornados so früh wie möglich zu informieren.
Ein derartiges Warnsystem gibt es in Deutschland nicht. Dabei treten auch hier Tornados auf. Allein 2010 wurden 43 Wirbelstürme registriert. Meist handelt es sich um vergleichsweise harmlose Windhosen der Kategorie F1. Doch nicht immer. So raste 1968 ein Wirbelsturm der zweitstärksten Klasse F4 durch Pforzheim: zwei Tote, über 200 Verletzte und fast 2000 beschädigte Häuser. Die Einwohner hatten trotzdem Glück im Unglück: Die Naturkatastrophe traf die Stadt in den Abendstunden, als die meisten sicher in ihren Wohnungen saßen.
Selbst Tornados der alles vernichtenden F5-Kategorie können bei uns vorkommen - selten zwar, aber mit voller Macht. Am 29. Juni 1764 pflügte ein solches Sturmmonster in Mecklenburg eine 900 Meter breite und 30 Kilometer lange Schneise in die Landschaft. Noch in 50 Kilometern Entfernung fielen aufgewirbelte Trümmerteile vom Himmel.
Dass damals nur wenige Menschen zu Schaden kamen, liegt daran, dass sich die außer Rand und Band geratenen Elemente in einer dünn besiedelten Region austobten. Das gleiche gilt für den einzigen anderen bislang dokumentierten F5 in Deutschland, der im April 1800 im Erzgebirge wütete. Laut Statistik müssen wir alle 100 Jahre mit einem solchen Killer rechnen. Der nächste wäre also überfällig. Man kann nur beten, dass der Finger Gottes eine Großstadt wie Berlin oder Hamburg verschont.
Christian Holst
Verrückt nach Torados
SA, 13.8., Discovery Channel, 21.05 Uhr
SA, 13.8., Discovery Channel, 21.05 Uhr