Uwe Jonassons Kurz-Kritik zum Tatort "Die Pfalz von oben" :
"Wie steht's?" "2:1 für Lautern, vier Minuten bis zur Halbzeit…" An einem verregneten Abend macht Stefan Tries (Ben Becker), Dienststellenleiter der kleinen Wache im westpfälzischen Zarten, keinen großen Aufriss und lässt die Kollegen gemütlich Fußball gucken. Nur der junge, engagierte Kollege Benny Hilpert (Max Schimmelpfennig) will noch mal ausschwärmen. Tries begleitet ihn im Streifenwagen. Als ein Lkw aus Frankreich an ihnen vorbeibrettert, zwingen sie den Fahrer zum Anhalten. Kurz darauf wird Benny erschossen. Allerdings nicht vom Fahrer, mit dem Tries kurz zuvor via SMS Kontakt hatte …
Zoe (Jana McKinnon), die Witwe Bennys, wird Tries kurz darauf seine alte Bekannte aus Ludwigshafen vorstellen: "Das ist Lena Odenthal, die beste Polizistin, die ich kenne. Sie wird den Mord an Benny aufklären…" Schon 1991 hatten die beiden miteinander zu tun. Und die alarmierte Kollegin ist nicht allein. Sie bringt ein ganzes Team mit …
Die Verlogenheit und moralische Verkommenheit einer verschworenen kleinen Gemeinschaft, das Wegschauen und der Ausbruch aus Routinen sind Kernthemen des subtil inszenierten Krimis, der sich, begleitet von romantischen Bob-Dylan-Songs, teils in eine ganz unerwartete Richtung entwickelt.
Der Tatort-Film "Tod im Häcksler" hatte Nachwehen
Als "Tod im Häcksler" 1991 veröffentlichte wurde, sorgte der dritte Fall von Lena Odenthal für einen echten Skandal. Anders als einige Kollegen sieht Werner Schmidt es heute gelassen: "Wir sind hier am Arsch der Welt. Dass ein Tatort was dran ändert, glaub ich nicht." Schmidt ist Gemeinderat von Rathskirchen, wo vor 28 Jahren die Krimireihe gastierte. Die Pfälzer, vor allem die Rathskirchener, fühlten sich durch "Tod im Häcksler" als rückständiger Volksstamm vorgeführt. Es hagelte Eingaben, Ulrike Folkerts musste öffentlichkeitswirksam mit Rainer Brüderle durch den Weinberg wandern, der Fall landete für Jahre im Giftschrank.
Folkerts und ihr damaliger Polzeikollege Ben Becker erinnern sich trotzdem gern an den Dreh. Becker war damals 27. "Ein deutscher Marlon Brando", sagt Redakteur Ulrich Herrmann. Der Bruder von Boris, dachten viele Zuschauer. Und ja, die beiden sind ähnlich gealtert, wie man in "Die Pfalz von oben"" sehen kann. Der Fall aus der Provinz erinnert an den Sylvester-Stallone-Film "Cop Land". Er beginnt mit einem Mord, durchleuchtet die Deals einer korrupten Polizeisippe und führt das Ermittlerpaar von einst wieder zusammen.
"Wir hatten die Chance, über ein Leben zu erzählen, das nicht stattgefunden hat", umriss Folkerts auf dem Krimifest "Tatort Eifel" die Story. Stefan Dähnert schrieb den emotional anrührenden Fall, er erdachte auch den "Tod im Häcksler".
Vorm Dreh suchte der Location-Scout nach Leerständen und unsanierter Bausubstanz in der Pfalz. Das kam dem Ex-Polizisten und heutigen Bürgermeister von Rathskirchen bekannt vor. Er hat seit "Tod im Häcksler" nie wieder einen Tatort gesehen und ist anders als Werner Schmidt immer noch sauer. Gedreht wurde schließlich in den Nachbarorten Seelen und Meisenheim