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"Der Rundfunkbeitrag muss steigen"

Der Geschäftsführer der Produzentenallianz, Christoph E. Palmer, warnt vor dem Niedergang der deutschen Film- und TV-Wirtschaft. Eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags sei daher "unvermeidlich".

Christoph E. Palmer war CDU-Politiker in Baden-Württemberg und ist heute Geschäftsführer der Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen in Berlin. Diese vertritt einen großen Teil der deutschen Film- und Fernsehproduktionsbetriebe: Aus den Bereichen Animation, Entertainment, Dokumentation, Fernsehen, Kino und Werbung vereinen sich unter seinem Dach ca. 250 Unternehmen. Jetzt fordert der 55-Jährige im Gespräch mit dem Tagesspiegel eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags. Dies sei "unvermeidlich, weil zum Beispiel auch die tariflichen Steigerungen der Mitarbeiter bezahlt werden müssen", sagte er. "Wenn die festen Kosten bei eingefrorenen Budgets steigen, sinken die Mittel, die für Produktionen zur Verfügung stehen. Das kann niemand ernstlich wollen."
Filmförderung: Eine Verdopplung der Mittel
Dabei hat der Geschäftsführer der Produzentenallianz derzeit allen Grund zur Zufriedenheit: "Der Bund stockt die Fördersumme des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) von 70 Millionen in diesem Jahr auf 125 Millionen Euro im kommenden Jahr auf. Da fällt selbst uns das Klagen schwer." Er verweist darauf, dass es seit 2015 im Wirtschaftsministerium den German Motion Picture Fund mit einem Umfang von zehn Millionen Euro gibt. Hinzu kommen 18 Millionen Euro für die kulturelle Filmförderung. Insgesamt kann die Filmförderung demnach aus einem Pool von 150 Millionen Euro fischen - mehr als eine Verdoppelung der Mittel.

Dass Palmer dennoch unzufrieden ist, verwundert auf den ersten Blick. Ihm geht es um die internationale Wettbewerbsfähigkeit: "Die ganze Welt um uns herum strengt sich an, da müssen wir mithalten, wenn wir Erfolge feiern wollen. Und trotzdem sind wir erst bei einem Drittel dessen, was zum Beispiel ein Land wie Frankreich aufwendet, dessen Filmförderungssystem nicht ganz grundlos als das beste der Welt gilt. Es ist also bei uns noch Luft nach oben, was die Förderung betrifft!"

Desweiteren hält er die Unterteilung zwischen Film- und Fernsehförderung nicht für förderlich: "Es wäre schön, wenn nicht mehr nach Film- und Fernsehförderung unterschieden würde, man sich statt des Verbreitungswegs auf die Inhalte konzentrieren würde. Wenn dann noch hochwertige Kleinserien wie 'Weissensee', 'Charité', 'Adlon", die auch international sehr erfolgreich sind, förderfähig würden, wäre das Glück perfekt." Bislang ist dies nicht möglich, da der Deutsche Filmförderfond keine Fernsehproduktionen finanzieren darf.
Milliardeneinnahmen reichen hinten und vorne nicht
Die Lage deutscher Produzenten sei laut Christoph E. Palmer "angespannt". Die meisten Produzenten schreiben rote Zahlen und werfen keinen Gewinn ab. Palmer: "Viele Produzenten leben von der Hand in den Mund." Seine Schlussfolgerung: "Der Rundfunkbeitrag ist seit zehn Jahren nicht mehr erhöht worden. Ich halte eine Erhöhung auch deshalb für unvermeidlich."

Um das einordnen zu können: Im Jahr 2016 wurden mit dem allgemeinen Rundfunkbeitrag insgesamt 7,978 Milliarden Euro eingenommen. Dies kann einem Geschäftsbericht von ARD und ZDF vom 21. Juni 2017 entnommen werden. Gleichzeitig seien 4,1 Millionen Menschen ausgemacht worden, die bisher keinen Rundfunkbeitrag zahlen würden. Ein Problem, mit dem die Öffentlich-Rechtlichen seit Jahren hadern.

Denn: Gutes Programm ist teuer und Kunstförderung unerlässlich. Palmer verweist dafür im Tagesspiegel-Interview auf ein aktuelles Beispiel: "Ein Welterfolg wie 'Toni Erdmann' wäre nie zustande gekommen, hätte es keine Filmförderung gegeben." Die Kinoproduktion wurde von SWR, WDR und ARTE finanziert.

Autor: Steven Sowa