DAZN möchte das Netflix des Sportfernsehens werden: angesagt, digital fortschrittlich und revolutionär für sein Marktumfeld. Als erster weltweit agierender Multisport-Streamingdienst ist dieses Ziel durchaus realistisch. Was Netflix mit Film und Serien und Spotify mit Musik gelungen ist, hat der aufstrebende Digitalservice der britischen Perform Group mit dem Sportsegment vor.

Die Perform Group ist ein millionenschweres Medienunternehmen mit dem Fokus auf digitale Sportinhalte. Hinter der Gruppe steht der Mehrheitseigner Access Industries. Hierbei handelt es sich um eine amerikanische Beteiligungsgesellschaft, die vom russischstämmigen Milliardär Leonard Blavatnik im Jahr 1986 gegründet wurde.

Zum Access-Konglomerat gehört beispielsweise auch die Warner Music Group. Der DAZN-Vorstandschef James Rushton hebt in Interviews gerne die Beteiligungen an den Musikdiensten Spotify und Deezer hervor. Unschwer zu erkennen, wo die Reise hingehen soll, wenn Internetportale wie Goal.com, Spox.com oder Sportal.de sowie Opta Sports (Datenerhebung) bereits Teil der Perform Group sind.

Was unterscheidet DAZN von der Konkurrenz?

DAZN

Vorteile des digitalen Angebots: völlige Unabhängigkeit

DAZN ist, ähnlich wie TV SPIELFILM live, auf sämtlichen Geräten - also Smartphone, Tablet, Smart TV und PC für einen branchenüblichen Preis von 9,99 Euro verfügbar. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und Japan bietet der Dienst Zugriff auf mehr als 8000 Live-Events pro Jahr, die in FullHD-Qualität zur Verfügung gestellt werden. Der Vorteil zu stinknormalem Kabelfernsehen: Die Aufnahmen lassen sich pausieren, vor- und zurückspulen oder auch im Nachhinein anschauen. Digitaler Fortschritt mit dem sie die etablierte Konkurrenz in den Windschatten bugsieren möchten.

Im Angebot befanden sich zum Start 2016 zunächst die wichtigsten Wettbewerbe aus den USA, nämlich die NFL (Football), NBA (Baskteball), NHL (Hockey) und MLB (Baseball). Doch wer in Europa Fuß fassen will, braucht eine breite Basis aus Fußballsendungen. Schnell komplettierten die Spiele der Premier League, der La Liga in Spanien, der italienischen Seria A und Frankreichs Ligue 1 das Sportangebot von DAZN.

Jetzt also auch die Königklasse: Ab der Saison 2018/19 teilt sich der Anbieter die Rechte für die Übertragung der Champions League mit dem Gorilla des Marktes, Sky. Dass sie von ihrer größten Konkurrenz nur eine Sublizenz einfahren konnten, ist weniger eine Niederlage, als viel mehr ein teuer erkauftes Unentschieden. Der Emporkömmling krallt sich bereits nach zwei Jahren die größten Rechte im europäischen Vereinsfußball - ein Statement mit Signalwirkung.

Auch die Sportschau bekommt Konkurrenz

Bei der deutschen Bundesliga ist alles etwas komplizierter. Die Perform Group arbeitet in diesem Bereich mit dem traditionell auch sehr fußballfokussierten Medienhaus Axel Springer zusammen. So konnten die Höhepunkte aus Bundesliga und der 2. Liga in der vergangenen Saison 2016/2017 am Folgetag nach dem Free-TV gesendet werden. Ab der Saison 2017/18 gibt es die Highlights der einzelnen Spieltage bereits 40 Minuten nach Spielschluss. Und damit schon vor der "Sportschau".

Das klassische Fernsehen haben sie, um im Fußballsprech zu bleiben, per Tempodribbling abgehängt. Jetzt fehlt nur noch Sky, dann ist das große Ziel nicht mehr fern: Netflix des Sportfernsehens.

Autor: Steven Sowa