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ARD zeigt "Das Geheimnis der Freiheit": Die wahre Geschichte von Berthold Beitz

Berthold Beitz, Dass Geheimnis der Freiheit, ARD
Sven-Eric Bechtolf spielt Berthold Beitz in "Das Geheimnis der Freiheit". Sender, Bild: WDR/Stephan Pick

Heute Abend läuft in der ARD der Fernsehfilm "Das Geheimnis der Freiheit", in dem das Leben des deutschen Industriellen Berthold Beitz porträtiert wird. Der Film zeigt die Widrigkeiten, die ein Mensch erlebt, wenn er sich der Vergangenheit stellt. Doch wer war Beitz wirklich?

Das Leben von Berthold Beitz tangiert die unterschiedlichsten Felder deutscher Geschichte und zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die deutsche Wirtschaft der Nachkriegszeit. Der ARD-Fernsehfilm "Das Geheimnis der Freiheit" zeigt Beitz als Industriellen, der in den 1970ern versucht, die Geschicke des Krupp-Konzerns positiv aufzuwerten, in dem er den renommierten Historiker Golo Mann beauftragt, ein Buch über Alfried Krupp zu schreiben. Schnell steht dabei nicht mehr Krupp im Fokus, sondern Beitz und wie er mit seiner eigenen Vergangenheit umgeht.

Beitz als "Gerechter unter den Völkern"

Beitz wird 1913 in Vorpommern geboren und macht eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird er nach Galizien geordert und war dort im kaufmännischen Bereich der kriegswichtigen Erdölförderung eingesetzt. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion wird er Leiter der Karpaten Öl AG in Galizien und kann diese Stellung nutzen, um dem großen Anteil an jüdischen Arbeitern vor dem NS-Staat zu schützen. Indem er sie als unabkömmlich für die Produktion kriegswichtiger Rohstoffe einstuft, entgehen viele Juden dem Konzentrationslager. Zum Ende des Krieges wurde Beitz als Offizier eingezogen, woraufhin sich viele der Juden aus seiner Produktion in den umliegenden Wäldern versteckt haben, um das Kriegsende abzuwarten.

Im Jahr 1973 wurde Beitz für sein Engagement mit dem Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" durch den Staat Israel ausgezeichnet. Beitz brauchte selbst 17 Jahre, bis er den Titel annehmen konnte, was zeigt wie sein Blick auf die eigene Geschichte war. Nach dem Krieg kam der kometenhafte Aufstieg als Industrieller und 1952 die Position als Generalbevollmächtigter des Krupp-Konzerns.

Kritik zu "Das Geheimnis der Vergangenheit"

Foto: Bild: WDR/Wolfgang Ennenbachv, Golo Mann (Edgar Selge, l) und Berthold Beitz (Sven-Eric Bechtolf, r) als ungleiches Paar.

Der Film spielt in den 1970er Jahren, eine Zeit, in der die heranwachsende Nachkriegsgeneration unbequeme Fragen an die Eltern stellt und der Terror der RAF sein Unwesen treibt. In dieser angespannten Phase möchte Beitz das Image von Krupp verbessern und engagiert Golo Mann, ein Buch über Alfried Krupp von Bohlen und Halbach zu schreiben. Dabei kommt Beitz selbst in den Fokus, schließlich arbeitet er nun für einen ehemaligen Rüstungsbetrieb, der maßgeblich am Nationalsozialismus beteiligt war und selbst Zwangsarbeiter beschäftigte. Beitz merkt in "Geheimnis der Freiheit" schnell, dass die Wahrheit immer im Auge des Betrachters liegt. Man kann es durchaus kritisch sehen, dass ein "Gerechter unter den Völkern" im Dienst einer verurteilten Kriegsverbrecher-Firma steht, doch der Film nimmt sich dieses Themas gut an. Es wird deutlich, dass Beitz viele unterschiedliche Gegensätze der Geschichte in seiner Person vereint und oft die Rolle einer politischen Vermittlung übernahm. Der Film zeigt, wie sehr die Vergangenheit in den 1970ern noch präsent ist, denn viele Nazigrößen begleiten auch in der Nachkriegszeit wichtige Ämter und werden für ihre Verbrechen nicht belangt. Der Film zeichnet eine Nachkriegszeit in der nicht alles schwarz-weiß gemalt wird und verdeutlicht, dass es nie eine harte Zensur zum NS gab.