Als der "Bares für Rares"-Experte den ersten Blick auf die Skulptur warf, konnte er schnell feststellen, dass es sich um eine Kunstkeramik handelte, die nicht besonders oft gemacht wurde. Ein Gutes Omen für die Expertise? Zunächst durfte aber Gerda berichten, wie sie einst in Besitz dieses Objektes kam. Das war so: Vor 40 Jahren klingelte ein Lieferant an der Haustür, der ihr zuflüsterte, damit ihr Mann das nicht hören konnte: "Kommen Sie mal mit. Ich habe da was im Auto."
Er habe dort ebenjenes Kunstwerk enthüllt, das Gerda auf Anhieb gefiel. 1.200 Mark wollte der Lieferant dafür. "Das Spielchen hat er viermal mit mir gemacht und dann war ich weich." "Viermal ist der gekommen?", fragte Horst Lichter ungläubig nach. Gerda bejahte, schließlich habe ihr das Kunstwerk derart gefallen, dass sie irgendwann zuschlug und es kaufte.
Stierkermaik bei "Bares für Rares": "Etwas ganz Besonderes"
Colmar Schulte-Goltz wiederum kannte die Hintergründe zur Kunstkeramikgruppe, die er so bisher kein zweites Mal gesehen hatte. Der Sage nach begehrte Zeus die schöne Europa. Um ihr Herz zu erobern, verwandelte er sich in einen weißen Stier. Als sich Europa auf den Rücken des Tieres setzte Stier, entführte der Stier alias Zeus Europa auf die Insel Kreta, wo die beiden drei Söhne bekamen.
Das Werk verriet außerdem: Der Kärntner Bildhauer M. Mörtel war es, der die Figur "Europa mit dem Stier" im frühen 20. Jahrhundert geschaffen hatte. Von "Minimum 800 Euro" sprach Gerda, als sie nach dem Wunschpreis gefragt wurde. Colmar Schulte-Goltz ging noch deutlich darüber: "Es ist etwas ganz Besonderes, was sie da mitgebracht haben." Und so schätzte er das Werk im Wiener Jugendstil auf 1.400 bis 1.600 Euro. "Das ist ja das Doppelte", reagierte die Noch-Besitzerin hocherfreut.
Ob die Händler ebenso hocherfreut auf das Exemplar reagieren würden? "Da habt ihr aber 'nen mächtigen Stier mitgebracht", entfuhr es zumindest Walter Lehnertz gleich zu Beginn. Ernüchternd fielen jedoch die ersten Angebote aus, die nicht über 300 Euro lagen. Immerhin konnte Gerda noch bessere Gebote für ihre seltene Rarität entlocken, nachdem sie die Höhe der Expertise genannt hatte. Es war am Ende Thorsden Schlößner, der den Stier machte. Für 1.000 Euro kam das wilde Tier mit seiner Europa in seinen Stall.
Bares für Rares: Clutch und Etui aus Gold sind 25.000 Euro wert
Auch das nächste Objekt war dekorativ, allerdings aus einem anderen Teil der Welt: Bei dem ungeliebten Erbstück handelte es sich um eine Bodenvase aus Japan. Colmar Schulte-Goltz bewerte das Objekt mit 1.000 Euro. Nicht ganz so viel wollte Thorsden Schlößner diesmal bezahlen. Für die Vase aus Bronzelegierung (1912 bis 1926) legte er 600 Euro auf den Tisch.
Heute dekorativ, damals praktisch, war das Haarstyling-Set von Braun, das Sandro bei einer Haushaltsauflösung entdeckt hatte: Detlev Kümmel bewertete das sehr gut erhaltene Retro-Set aus dem Jahr 1972 mit 50 bis 100 Euro. Das Set in knalligem Orange gefiel auch den Händlern. Nicht nur heiße Luft, sondern 120 Euro in bar wehten Sandro dafür von Walter Lehnertz entgegen.
Auch Ausgefallenes für die Decke war Teil der Sendung. Für die Leuchte aus den späten 1960er-Jahren würde man laut Detlev Kümmel 400 bis 500 Euro bekommen. Die Arbeit hatte sich gelohnt: Axel säuberte die Leuchte im Vorfeld stundenlang mit Backofenspray. Jan Cizek wusste das zu schätzen und zahlte immerhin 250 Euro dafür.
In hübschem Etui kam der goldene Brautschmuck bestehend aus Brosche und Ohrringen daher. Expertin Wendela Horz errechnete für das antike Familienerbstück 800 bis 1.000 Euro. Susanne Steiger war entzückt von der floralen Demi-Parure aus den 1850er- oder 1860er-Jahren. 1.000 Euro war sie bereit, dafür zu zahlen. Deal!
Das teuerste Angebot des Tages brachte viel Glanz ins Studio: Die edle Clutch und ein passendes Zigarettenetui aus 750er-Gold würde laut Schätzung von Wendela Horz satte 25.000 Euro einbringen können. "Wahnsinn", riefen auch die Händler beim Anblick dieser zwei Luxusobjekte reihenweise. Einen Deal gab es jedoch nicht: Susanne Steiger wäre mit 22.000 Euro höchstbietend gewesen. Für den Preis wollte Günter nicht verkaufen. Er nahm seine edlen Stücke wieder mit nach Hause.
Das Original zu diesem Beitrag ""Bares für Rares"-Verkäuferin ist aus dem Häuschen: "Das ist ja das Doppelte"" stammt von "Teleschau".