Die Zeiten als Großbritannien die Weltmeere beherrschte, sind längst vorbei. Dafür rollt die Nostalgiewelle im englischen Fernsehen umso stärker. Vor allem die BBC versteht es meisterhaft, historische Stoffe in Serien zu übersetzen. Mit "Parade's End" gelingt Autor Tom Stoppard und Regisseurin Susanna White das Kunststück, eine Story aus der Epoche vor und während des Ersten Weltkriegs in einer Bildsprache zu erzählen, die ganz auf der Höhe der Zeit ist.
Im Mittelpunkt des Sechsteilers, den Arte an zwei Abenden mit je drei Folgen zeigt, stehen der "Sher-lock"-Star Benedict Cumberbatch und Rebecca Hall ("Vicky Cristina Barcelona"). Er spielt einen altmodischen Gentleman mit Vorliebe für das Landleben, sie seine verwöhnte, keinem Seitensprung abgeneigte Frau. Sie hält an der Ehe fest, weil sie sein Geld braucht, er, weil er ein Ehrenmann ist und sich für das Kind verantwortlich fühlt, obwohl er ahnt, dass ein anderer der Vater ist.
Christopher verkörpert Tradition und Anstand, aber auch Starrsinn. Sylvie steht für die modernen Zeiten, für Gier und Genuss, aber auch für Vitalität. Der Mann muss sich entscheiden, ob er seiner Frau die Treue halten oder schließlich seinem Gefühl nachgeben soll, das ihn zu der aufrichtigen Valentine (Adelaide Clemens, "X-Men Origins: Wolverine"), hinzieht.
"Die Serie ist keine leichte Kost", warnt Benedict Cumberbatch ("Star Trek Into Darkness"). Autor Tom Stoppard (Oscar für "Shakespeare in Love"), dessen Drehbuch auf Romanen von Ford Madox Ford aus den 1920ern basiert, erklärt wenig. Viele Charaktere sind nicht scharf umrissen, sondern von flirrender Mehrdeutigkeit. Die Regisseurin hat den Schampus-Hedonismus der Reichen mit einer Verzweiflung grundiert, die ahnen lässt, dass das Ende des Empire nicht mehr fern ist.
Susanna White geizt in den knapp 300 Minuten der Miniserie nicht mit erlesenen Bildern. Man sieht wunderschöne Landschaften, grüne Wiesen, auf denen elegante Menschen flanieren oder sich zum Picknick niederlassen. Doch der Abgrund, an dem das Plateau schroff zur tosenden See abfällt, ist nicht fern. Manchmal liegt zwischen Schönheit und Schrecken nur ein Kameraschwenk.
Rainer Unruh
Parade's End
FR 7.6. + 14.6. Arte 20.15
Im Mittelpunkt des Sechsteilers, den Arte an zwei Abenden mit je drei Folgen zeigt, stehen der "Sher-lock"-Star Benedict Cumberbatch und Rebecca Hall ("Vicky Cristina Barcelona"). Er spielt einen altmodischen Gentleman mit Vorliebe für das Landleben, sie seine verwöhnte, keinem Seitensprung abgeneigte Frau. Sie hält an der Ehe fest, weil sie sein Geld braucht, er, weil er ein Ehrenmann ist und sich für das Kind verantwortlich fühlt, obwohl er ahnt, dass ein anderer der Vater ist.
Christopher verkörpert Tradition und Anstand, aber auch Starrsinn. Sylvie steht für die modernen Zeiten, für Gier und Genuss, aber auch für Vitalität. Der Mann muss sich entscheiden, ob er seiner Frau die Treue halten oder schließlich seinem Gefühl nachgeben soll, das ihn zu der aufrichtigen Valentine (Adelaide Clemens, "X-Men Origins: Wolverine"), hinzieht.
"Die Serie ist keine leichte Kost", warnt Benedict Cumberbatch ("Star Trek Into Darkness"). Autor Tom Stoppard (Oscar für "Shakespeare in Love"), dessen Drehbuch auf Romanen von Ford Madox Ford aus den 1920ern basiert, erklärt wenig. Viele Charaktere sind nicht scharf umrissen, sondern von flirrender Mehrdeutigkeit. Die Regisseurin hat den Schampus-Hedonismus der Reichen mit einer Verzweiflung grundiert, die ahnen lässt, dass das Ende des Empire nicht mehr fern ist.
Susanna White geizt in den knapp 300 Minuten der Miniserie nicht mit erlesenen Bildern. Man sieht wunderschöne Landschaften, grüne Wiesen, auf denen elegante Menschen flanieren oder sich zum Picknick niederlassen. Doch der Abgrund, an dem das Plateau schroff zur tosenden See abfällt, ist nicht fern. Manchmal liegt zwischen Schönheit und Schrecken nur ein Kameraschwenk.
Rainer Unruh
Parade's End
FR 7.6. + 14.6. Arte 20.15