Erst vorgestern, am 8. August, meldete sich Mehmet Scholl nach langem Schweigen zu Wort und erklärte seine Sicht auf die Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem Ersten über die Dopingberichterstattung während des Confed Cups im Juni diesen Jahres. Von einer Trennung war noch nicht die Rede.

Zwei Tage später meldet nun die ARD, dass Scholl und der Sender sich einvernehmlich auf eine Auflösung des Vertrages als Fußball-Experten geeinigt hätten. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky: "Wir bedanken uns bei Mehmet Scholl für die großartige Zeit mit einem meinungsstarken, streitbaren und originellen Experten, der unsere Sendungen extrem bereichert hat. Er hat den Zuschauern einen tiefen Einblick in den Fußball ermöglicht und sie bestens unterhalten." Mehmet Scholl bedankte sich für neun "tolle und ereignisreiche Jahre".

Kurz nach dem Doping-Disput zwischen Scholl und der ARD am 29. Juni bekräftigte Balkausky noch, weiter mit Scholl zusammenarbeiten zu wollen. Doch das Tischtuch war wohl schon zerschnitten. Wir erinnern uns: Am Tag des Confed-Cup-Halbfinals zwischen Deutschland und Mexiko hatte die ARD einen Beitrag über Doping in der russischen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 2014 eingeplant. Scholl wollte jedoch lieber über die Erfolge der deutschen Mannschaften beim Confed Cup und der parallel stattfindenden U21-EM sprechen. Das Doping-Thema hätte für Scholl "nichts in der Sendung verloren" gehabt, wie er kürzlich erklärte "Es hatte in dem Moment überhaupt keine Relevanz." Gleichzeitig bekräftigte der Ex-Fußballer, dass er Doping für "das Schlimmste für den Sport" halte. Da die Macher auf der Austrahlung des Doping-Beitrages beharrten verließ Scholl das Studio.

Das Tischtuch war schon länger zerschnitten

Mit seiner Weigerung, über die Schattenseiten des Sports zu sprechen, habe sich Scholl für viele Medienbeobachter als Fußball-Experte disqualifiziert, wie zum Beispiel die taz anmerkte. Schon früher hatte Scholl die Meinung vertreten, dass Doping im Fußball sowieso nichts bringen würde.

Ärger um Scholls manchmal geschmacklose Sprüche gab es in seinen neun Jahren bei der ARD immer wieder. Bei der EM 2012 sorgte er sich etwa darum, dass sich der Mittelstürmer Mario Gomez wegen seiner Unbeweglichkeit im Strafraum "wundliegen" könnte. Beim Confed Cup zeigte er sich genauso "besorgt" um den Steuersünder Cristiano Ronaldo, der im Gefängnis zur "Miss September" gewählt werden könnte.
Autor: Sebastian Milpetz