Alwara Höfels hat die Fenster in einem Hamburger Hotel weit aufgerissen, um den Geruch der Pausenzigarette zu verscheuchen. Entspannt lässt sich die Schauspielerin auf einen Stuhl fallen. Dass sie jetzt hier sitzt, um den neuen "Tatort" zu promoten, und nicht etwa auf einer Berliner Theaterbühne probt, um "hehre Kunst" zu machen, ist Til Schweiger zu verdanken.

In ihrem Spielfilmdebüt "Keinohrhasen" zieht die gebürtige Hessin als beste Freundin der von Nora Tschirner gespielten Anna den Stock aus dem Arsch. 2013, sechs Jahre später, ist dann Karoline Herfurth in "Fack ju Göhte" dran. Höfels ist direkt, ein echter Kumpeltyp. Die Tochter des Schauspielerpaars Klara Höfels und Michael Greiling wuchs in Berlin-Kreuzberg auf. Das prägt.

Im Interview zu ihrem dritten Dresdner "Tatort" als Kommissarin Henni Sieland zeigt sich die 35-Jährige aber auch von einer anderen Seite. Mit viel Bedacht spricht sie über Chancen und Risiken von Social-Media-Plattformen wie Facebook Live und YouTube - in dem aktuellen Fall wird ein Webwitzbold, ein sogenannter Prankster, beim Dreh eines seiner Streichevideos ermordet. Höfels scheint voll im Thema, erzählt souverän und kenntnisreich über aktuelle Digitaltrends. Dass die jüngeren Geschwister aus ihrem "Familiengeflecht" der Schauspielerin bei der Rollenvorbereitung als Souffleusen dienten, merkt man kaum.
Trotzdem ist das Netz für sie ein fremder Ort. "Ich habe kein Facebook, kein Twitter und kein Instagram, ich möchte nicht gläsern sein." Private Videoclips oder Bilder sind für sie tabu, obwohl sie die Darstellungsformen der Digital Natives durchaus interessiert verfolgt. Für sich und ihre Arbeit findet die Absolventin der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch aber andere Dinge wesentlich: Das, was ihr wirklich "im Herzen umgeht", sei das Kreieren eines Charakters, bei dem man den Menschen spüre und das "Fleisch" der Figuren fühle.

Auch während solcher ernsten und konzentrierten Ausführungen bewahrt sich Höfels immer ihren nuancierten Humor. Und wenn sie mit einem feinen Lächeln den für sie amüsanten Umstand anspricht,
dass gleich zwei Ermittlerfrauen wie im MDR-"Tatort"-Team hierzulande immer noch für Irritationen gut sind, dann spürt man auch wieder den verschmitzten Charme eines Lausbuben, oder eher eines Lausmädels. Schon in ihrer Jugend "prankt" sie mit dieser Attitüde die Leute. "Früher nannte man so was ja noch einen Streich,
damals war ich aber definitiv mehr Täter als Opfer - also ein Prankster."

Die Opferrolle würde der Blondine privat auch nicht gut stehen. Die von ihr gespielte "Tatort"-Kommissarin scheint da schon hilfsbedürftiger. Höfels würde der unruhigen Henni gern etwas Seelenfrieden einpflanzen. "Sie ist gesund und hat einen Job. So schlimm ist ihre Welt doch gar nicht." Höfels lächelt. Diesmal nicht listig, sondern offen und ehrlich.

Autor: Maximilian Fischer

Tatort: Level X
SO 11.6. Das Erste 20.15 Uhr