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2. Liga im TV: Bezahlen oder in die Röhre gucken

2. Liga im TV: Bezahlen oder in die Röhre gucken
Braunschweig - Düsseldorf im Free TV? Nur als Zusammenfassung imago

Der Fußball löst sich von seinen Wurzeln und fliegt aus dem Free TV. Mit den Sport1-Übertragungen der 2. Liga-Spitzenpartien verschwindet nun die letzte nationale Bastion des Live-Fußballs. Ein Kommentar.

Spielt Köln in der 2. Liga und wurde Bologna eingemeindet? Wer wie gewohnt die Montagspartie am 31.9. auf Sport1 einschalten will, erlebt eine Überraschung. Es wird ein Testspiel der Geißböcke gegen den Serie A-Club gesendet statt Düsseldorf - Braunschweig. Um weiterhin das Spitzenspiel der 2. Liga am Wochenanfang live zu sehen, muss man das Bundesliga-Paket von Sky abonnieren. Fußball in einer Zusammenfassung gibt es dann am gleichen Tag ab 22.10 Uhr bei RTL Nitro.

Und das ist erst der Anfang, denn selbst die Zahlung an den Pay TV-Sender garantiert nicht, dass man sämtliche Begegnungen der 1. und 2. Liga sieht. Im Oberhaus werden zukünftig 30 Freitagsspiele, fünf Sonntags-, fünf Montagsspiele (ja, richtig gelesen) und die Relegation vom kostenpflichtigen Eurosport-Player übertragen. Insgesamt verkaufte die DFL die Fußballrechte bis Sommer 2021 für über 4,6 Milliarden Euro. Dafür wird der Fernsehzuschauer nicht nur zu Kasse gebeten, auch die Zahl der Anstoßzeiten wurde nach englischem Muster erhöht, damit Eurosport mit u. a. auch dem Supercup zusammen auf 45 Partien kommt.
Foto: imago, Der 1860-Investor Hasan Ismaik
Fußball im Fernsehen - ein rares Gut
Dass dadurch immer weniger Zuschauer zu den Amateurvereinen gehen? Geschenkt! Auf den Stadionbesucher wird keine Rücksicht genommen, er dient dabei nur als TV-Kulisse. Bundesweite Fanaktionen wie "Pro 15:30" wurden von den Funktionären ignoriert. Dann nehmen sich halt ein paar mehr Auswärtsfahrer am Montag frei, Hauptsache der deutsche Fußball bleibt international wettbewerbsfähig. Doch bei den Summen, die bei einem Wechsel von Neymar (220 Mio. Euro) oder Mbappé (180 Mio. Euro) in den letzten Tagen genannt wurden, würden auch die Fernsehgelder der Bundesligisten nicht ausreichen. Es bedarf dafür schon eines reichen Besitzers oder man verschuldet sich im dreistelligen Millionenbereich wie die spanischen Spitzenvereine.

Die 50+1-Regel verhindert in Deutschland zwar die Stimmmehrheit einzelner Investoren, aber auch hier werden Mannschaften von Einzelpersonen und Konzernen finanziell unterstützt. Ein besonders unglückliches Händchen bewies dabei der Jordanier Hasan Ismaik. Trotz seines Geldes kann man in dieser Saison einzelne Spiele des TSV 1860 München im Free TV sehen, schließlich hat sich Sport1 die Rechte zur Übertragung der Regionalliga gesichert. Nach dem Abstieg um zwei Klassen finden die Partien der Löwen nun wieder im altehrwürdigen Grünwalder Stadion statt und auf der Mitgliederversammlung sprach man sich kürzlich für ein Ende der Ismaik-Ära aus. Back to the Roots!

Autor: Sven Wolf