Röhrenbildschirme und Handys groß wie Brillenetuis: "Szene Report" scheint ganz dicht dran zu sein am Puls der Zeit, zumindest am Puls der vergangenen 30 Jahre. "Echt. Dabei." Ist das Motto der Reihe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Subkulturen genauer unter die Lupe zu nehmen. Egal ob LAN-Partys, Emos oder Skatepunks. Die findigen Reporter haben den Durchblick, wenn es um die Jugendszenen der letzten Jahrzehnte geht.
Scheinbar spielerisch decodieren sie die Gruppen und stellen auch unangenehme Fragen. Alles im Rahmen eines seriösen Journalismus für kulturinteressierte ARD-Zuschauer. Fast fällt man auf den grauen Charme rein, wären da nicht auch noch die bekannten Gesichter der Protagonisten. Hier ist Vorsicht geboten, denn schnell wird klar: So stocksteif und ernst sollte man "Szene Report" wirklich nicht nehmen.
Szene Report: Eine Zeitreise mit Rocko Schamoni und El Hotzo
Schon nach wenigen Minuten der kurzen Folgen ist eigentlich klar: Das kann niemand ernst meinen. Sämtliche Klischees der Subkulturen werden auf Korn genommen und die meisten Zuschauer in einem gewissen Alter dürften sich selbst ertappt fühlen. "Szene Report" lässt einem mit einem breiten Grinsen in die Jugend schwelgen und trifft dabei unweigerlich auch bekannte Gesichter. Der Mockumentary erfahrene Rocko Schamoni wacht als zwielichtiger Jugendarbeiter über eine LAN-Party, während Internetsatiriker El Hotzo in einer Emo-Band spielt. Die Folgen malen ein Bild der Subkultur außerhalb der Großstädte, wo Jugendliche sich ihre eigene Nische suchen mussten. Das herrlich Unperfekte sorgt hier für die Komik, ohne sich ernsthaft über die Subkulturen lustig zu machen. Es scheint, als wären die Macher in ihre eigene Jugend zurückgekehrt und zollen den alternativen Lebenskulturen ihren Respekt.
Regisseur und Autor Hannes Rademacher hat sich prominente Unterstützung gesucht, um in drei Folgen die Szenen vorzustellen. Der überhebliche Ton der Berichterstattung und das angestaubte Design sind aber auch eine Verbeugung vor den Dokumentationen der 1990er-Jahre. Mit Liebe zum Detail flackern alte ARD-Logos über den Bildschirm und führen den Zuschauer durch die Jahrzehnte. Die Situationen wirken oft improvisiert und sorgen damit noch stärker für den Mockumentary-Effekt. Denn was wie frisch mit der Kamera eingefangen wirkt, ist natürlich nur gespielt. Eine schmunzelnde Reise in die eigene Jugend und gute Unterhaltung sind mit den drei Folgen "Szene Report" in jedem Fall gesichert.
"Szene Report" ist jederzeit in der ARD-Mediathek verfügbar.