Am 03. September wird die Mediathek von Amazon Prime Video um einen weltbekannten Titel reicher - zumindest vom Namen: Die neue Verfilmung von "Cinderella", mit US-Star Camila Cabello in der Hauptrolle, erscheint beim Streaminganbieter. Ursprünglich war ein Kinostart schon für den 05. Februar festgelegt, doch nach mehreren coronabedingten Ausweichterminen , wurde letztlich bekanntgegeben, dass das Musical unter der Regie von Kay Cannon exklusiv auf Amazon Prime erscheinen wird.
Doch ist eine weitere Verfilmung tatsächlich notwendig? Neben dem Zeichentrick-Welthit hat Disney zuletzt 2015 eine Realverfilmung herausgebracht. Außerdem gibt es zahlreiche internationale "Cinderella"-Filme, oder auch deutsche Produktionen von "Aschenputtel", was auf das gleiche Märchen zurückgeht.
Tatsächlich hält die neuste Version einige Überraschungen bereit. Gleichzeitig wirkt es, als hätte sie zu viel gewollt.
Alte Cinderella, neue Träume
In weiten Teilen folgt die Handlung der altbekannten Geschichte. Camila Cabello lebt als Ella zwar mit ihrer Stiefmutter Vivian und ihren Schwestern zusammen, doch ein wirkliches Familienmitglied ist sie nicht. Sie muss im Keller die Hausarbeit verrichten. Ihr großes Ziel hat sie aber stets vor Augen: "Kleider von Ella" – unter ihrem Namen möchte sie die selbst hergestellten Kleider als Geschäftsfrau verkaufen.
Vivian hat andere Absichten und will nichts lieber als ihre Töchter unter die Haube bringen. Mit der Hilfe der Fee Fab G, gespielt von Billy Porter, kommt Ella sogar auf den königlichen Ball von Prinz Robert, den dieser auf Geheiß seines Vaters, König Rowan (Pierce Brosnan) zur Brautschau organisiert hat. Die beiden verlieben sich, doch Ella möchte den Traum vom eigenen Laden nicht aufgeben: "Was ist mit meiner Arbeit? Ich möchte nicht mein Leben lang königlich vom Balkon winken."
Ohne Zweifel gab es bislang noch keine Cinderella, deren Streben nach Emanzipation so groß war. Auch der für eine Märchenverfilmung diverse Cast (estes Beispiel: eine männliche person of color als gute Fee) und der Thronfolger Robert, der findet, dass seine Schwester für das Erbe viel besser geeignet sei, katapultieren einige Aspekte der Story geschmackvoll in das 21. Jahrhundert.
Kritiker loben Empowerment-Thema, Lovestory schlecht und unauthentisch
Doch trotz unterhaltsamer Momente, weiß das Musical trotzdem nicht so recht zu überzeugen. Das sehen vor allem einige US-Portale so: Screenrant hält fest, dass Camila Cabello und Nicholas Galatzine als Liebespaar keine Chemie haben, was für den/die Zuschauer:in schwer zu übersehen ist. Auch ansonsten sind die Darbietungen des Casts eher durchschnittlich. Bei der Musik im Amazon-Zuwachs wird ebenfalls Altes aufgewärmt: Queen, Madonna, Earth, Wind & Fire, Jennifer Lopez. Sie alle werden im Soundtrack gecovert und filmfestivalstoday findet, dass die Songs manchmal ein bisschen zu sehr versuchen zu erklingen, wie Popsongs aus Teenie-Musical Produktionen der letzten Jahre.
Die Plattform kommt zu dem Ergebnis, dass der Ansatz des Empowerments zwar in weiten Teilen aufgeht, filmisch jedoch außer schönen Bildern einiges auf der Strecke bleibt. Vulture hält sich in seiner Kritik ebenso wenig zurück. Für die US-Kollegen ist "Cinderella" in Teilen "leblos", "uninspiriert" und ein Beispiel für einen oberflächlichen Musical-Film. Immerhin beim britischen Guardian scheint man etwas mehr Gefallen am Cordens Idee eines Emanzipations-Märchen-Musicals zu haben. Dort wird Hauptdarstellerin Cabello eine sympathische Darstellung der Hauptfigur und ein paar lustige Momente bescheinigt.
Am Ende bleibt eher akzeptable Unterhaltung statt großem Kino.