Im Januar diesen Jahres hatte "As we see it" mit acht halbstündigen Folgen Premiere bei Amazon Prime Video. Jack (Rick Glassman), Harrison (Albert Rutecki) und Violet (Sue Ann Pien), drei Twentysomethings, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, haben mit gewöhnlichen Problemen zu kämpfen, die Menschen in ihrem Alter so umtreiben; ob es dabei um Dating oder Lebensplanung geht, um das Zusammenleben untereinander, darum, wie man seinen Job meistert oder mit der Krankheit eines Elternteils umgeht. Nur hält so ein Alltag für Menschen auf dem autistischen Spektrum eben einige Schwierigkeiten mehr bereit. Zur Seite steht ihnen deshalb die Sozialarbeiterin Mandy (Sosie Bacon, übrigens Tochter von Kevin Bacon, bekannt aus "Tote Mädchen lügen nicht" u.a.), die ein Auge auf ihre Wohngemeinschaft hat und sie bei diversen Aufgaben unterstützt. Klingt nicht so spannend? Muss es vielleicht auch gar nicht sein – wer Dramedy mag, die von herzigem Humor lebt, war (und ist) mit dieser Serie gut bedient.

Serie zeigt empathischen Umgang mit Autismus

Bezüglich Serien, die das Thema Autismus in den Vordergrund holen, hat Netflix 2017 bereits mit "Atypical" vorgelegt, von der es bisher vier Staffeln gibt. Bei der Coming-of-Age-Serie wird der Fokus allerdings eher auf einen Heranwachsenden (Keir Gilchrist) und seine Familie gelegt, die er auf ähnlich herzliche Weise zur Weißglut treibt, wie die drei in "As we see it" es mit ihrer Betreuerin und vor allem gegenseitig als WG tun. Der bedeutende Unterschied ist aber: Während Gilchrist den Autisten Sam nur verkörpert, sind die Darsteller bei "As we see it" nach eigenen Angaben auch in der wirklichen Welt Autisten. Das macht es authentischer. Wie authentisch, das können wohl nur diejenigen beurteilen, die selbst betroffen sind. Trotzdem leisten Stoffe wie dieser ihren Beitrag dazu, Zuschauer zu sensibilisieren. Denn auch von fiktionaler Repräsentation kann man lernen: Die Serie ist keine schwere Kost und zeigt vielleicht genau dadurch, dass auch der richtige, empathische Umgang mit jemandem "auf dem Spektrum" nicht schwer sein muss. 

Darüber, warum es keine weitere Staffel geben soll, macht Amazon keine Angaben. Vielleicht orientiert man sich hierbei am israelischen Ursprungsformat, das der Serie als Vorlage diente und deren Macher auch an "As we see it" mitwirkten: "Al HaSpectrum" ("On the spectrum") brachte es 2018 ebenfalls zu nur einer Staffel.