Haben alle noch den Überblick? Regelmäßig fallen Wörter wie Streaming-Dschungel oder Streaming-Krieg um zu beschreiben, wie kompliziert es für den normalen Zuschauer mittlerweile geworden ist, zu wissen, welchen Inhalt sie jetzt auf welcher Plattform finden können. Jetzt haben sogar die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF angekündigt ein gemeinsames Streaming-Netzwerk aufzubauen, was auch immer das heißt.
Angefangen hat alles mit Netflix, die erst in den USA und dann in anderen Ländern eine Menge Geld mit dem Serien- und Filmabo gemacht haben. Mittlerweile gibt es sehr viele Streamingdienste in Deutschland und fast alle haben exklusive Produktionen im Angebot. Wer also alles sehen will, muss auch alles abonnieren. Was das kostet, habe ich einem Selbstversuch probiert herauszufinden und bin überrascht worden.
Netflix, Amazon und Co.: Wie viele gibt es?
Netflix kennt jeder, Amazon ist einer der größten Konzerne der Welt und Disney+ macht seit dem Start im März 2020 Plakatwerbung an jeder Bushaltestelle für alle Produktionen, die neu erscheinen. Die Idee der Service: Mit exklusiven Eigenproduktionen sollen die Nutzer zu Abonnenten werden und am besten am Ball bleiben, wenn sie die gewünschte Netflix-Serie oder den exklusiven Sky-Blockbuster gesehen haben. Für Film- und Serienliebhaber wie mich wird das auf Dauer zu einer teuren Angelegenheit, wenn ich jede Serie sehen will, also jeden Dienst abonnieren muss.
Aber wie viele gibt es überhaupt? In meiner Recherche komme ich auf 15 mögliche Anbieter, die ich in Deutschland gegen einen monatlichen Aufpreis abonnieren könnte. Nicht mit einberechnet, sind kostenlose Dienste, die sich zum Beispiel über Werbung finanzieren oder solche, die Filme und Serien einzeln gegen Zahlungen anbieten. Das wären:
- Netflix
- AmazonPrime
- Disney+
- JoynPLUS+
- TVNOW Premium
- Sky Ticket
- Apple TV+
- Mubi
- MagentaTV
- MeinFilmclub
- Sooner
- Crunchyroll
- Animeondemand
- Wakanim
- Netzkino+
Die wichtigsten Streamingdienste behalten
Und hier komme ich an meine erste Hürde "alle" Dienste abonnieren zu wollen. Einige der Plattformen bieten keine originären, selbstproduzierten Inhalte an, sondern lediglich eine (teilweise sehr) breite Auswahl an Filmen und Serien, die zum Teil für bestimmte Zeit dort exklusiv zu finden sind.
Was tun? Ich streiche erst einmal die, die keine "Originals", also vom Dienst selbst produzierten Inhalte haben, da ich nur die Dienste haben will, bei denen ich nicht drum herumkomme, wenn ich etwas Bestimmtes sehen will. MeinFilmclub, Sooner und Netzkino+ sind Streaminganbeiter für Filme, die zum Teil eine sehr schöne Auswahl an hochdekorierten Filmen haben – allerdings könnten diese durchaus auf irgendwann auf anderen Plattformen landen oder ich kaufe sie digital einzeln. Filmfans sollten darauf auf jeden Fall trotzdem ein Auge werfen, aber ich streiche sie raus und behalte als Alternative den bekanntesten Arthouse-Streamer Mubi.
Bleiben noch Crunchyroll, Anineondemand und Wakanim. Nie gehört? Das sind Streamingdienste für Animes, die wegen ihrer Nische nicht ganz so bekannt sind wie Netflix und Co. Die Auswahl ist bei allen groß, daher entscheide ich mich für Crunchyroll, da er soweit ich erkennen kann, der einzige mit selbstproduzierten Serien ist, von denen ich allerdings noch nie gehört habe. Andere tolle Animes haben sie aber trotzdem. Damit bleiben zehn Streamingdienste übrig. Wie teuer wird das?
Welches Abo soll ich wählen?
Bleiben noch zehn Streamingdienste. Ohne es zu kompliziert zu machen: Ich will alle angebotenen Filme und Serien in HD schauen und keine Jahresabos abschließen, wenn nicht erforderlich. Der Dienst soll monatlich kündbar sein. Darum abonniere ich bei Netflix das "Standard"-Abo und bei Sky Ticket das "Entertainment & Cinema"-Paket.
Bei Sky bekommt man nur die Serien in Kombination mit Netflix, nicht die Filme und auch nur im Jahresabo – ich verzichte also auf das Kombi-Angebot. Doch wer im Paket sparen möchte, kann sich mit einem Jahresabo Netflix und die Serien auf Sky Ticket zusammen für 20 Euro im Monat sichern. Dafür ist TVNOW Premium, wenn ich MagentaTV Smart Flex abonniere, inklusive. Die beiden Streamingdienste bekommt ihr zusammen hier. Daraus ergibt sich folgende Rechnung:
- Netflix: 12,99 Euro
- Amazon: 7,99 Euro
- Disney+: 8,99 Euro
- JoynPLUS+: 6,99 Euro
- Sky Ticket: 22,90 Euro
- AppleTV+: 4,99
- TVNOW Premium: -
- MagentaTV Smart Flex: 15 Euro
- Mubi: 8,99 Euro
- Crunchyroll: 6,99 Euro
In Summe macht das 95,83 Euro im Monat. Das überrascht mich schon. Die zehn bekanntesten und wichtigsten Streamingdienste in Deutschland für insgesamt unter 100 Euro. (Dem ist hinzuzufügen, dass ich nicht groß mit Kombi- und Jahresabos herumrechnen wollte. Da wäre sicher der eine oder andere Euro noch rauszuholen.) Das gute ist, dass Streamingdienste wie Joyn und Amazon Prime Video kostenlose Probemonate anbieten, bevor ihr zahlen müsst. Den von Joyn bekommt ihr hier. Wer Zugriff auf die Serien und Film bei Amazon haben möchte, kann den Dienst hier für 30 Tage ausprobieren.
Auf der einen Seite hätte ich mit mehr gerechnet. Andererseits ist das Ergebnis schockierend, weil ich Serien, Shows und Filme liebe und wenn ich Zugang zu allen haben will, muss ich mehr als 95 Euro im Monat bezahlen. Da wünscht man sich als Abonnent, dass mehr Serien auf mehr Plattformen verfügbar wären – unabhängig von der Geschäftsstrategie.