Achtung, der folgende Artikel enthält Spoiler zur Handlung von Netflix‘ Serie "Unbelievable". Lesen auf eigene Gefahr!

Die neue Miniserie "Unbelievable" von Netflix bringt zwei Detectives auf die Spur eines Serienvergewaltigers, der ursprünglich von den Behörden als ausgedachtes Opfer eingestuft wird. Doch wer glaubt, dass die Serie einer Fiktion entspricht, der täuscht. Die Serie ist die Adaption eines Pulitzer-Preis-Artikels der beiden US-Autoren T. Christian Miller und Ken Armstrong und entspricht dem wahren Fall einer Vergewaltigungsserie zwischen 2008 und 2011 in den US-Bundesstaaten Washington und Colorado, die für viel Aufruhe sorgte. Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich in der neuen Netflix-Adaption, die seit dem 13. September 2019 auf der Streaming-Platform zu sehen ist?  

"Unbelievable": Die wahre Geschichte von Marc O'Leary alias Christopher McCarty

Zunächst einmal heißt der tatsächliche Vergewaltiger nicht Christopher McCarthy, sondern Marc O'Leary. Wie auch in der Serie dargestellt, wurde O'Leary gefasst und bekannte sich der Vergewaltigung dreier Frauen für schuldig. Im Jahr 2011 versuchte er eine vierte Frau zu missbrauchen. Das Gericht verurteilte ihn zu 327,5 Jahren Gefängnis, die Höchststrafe. Ein Jahr später, 2012, wurde er im Staat Washington zu 62 weiteren Jahren verurteilt, nachdem er sich auch dort zu zwei weiteren Vergewaltigungen schuldig bekannte.

Als er ursprünglich für seine Verbrechen verurteilt wurde, erklärte Marc O'Leary, dass er sich der Auswirkungen seiner abscheulichen Verbrechen bewusst war. Die Denver Post teilte seinen Opfern in ihrer Veröffentlichung einen Teil von O'Learys Botschaft mit, in der der Verbrecher über sein Doppelleben sprach und wie seine Gedanken über sexuelle Abweichungen auf sein fünftes Lebensjahr zurückzuführen sind. Darin berichtet O‘Leary: "Weil ich zusammenhängend sprechen kann und nicht irgendwelches wirres Zeugs in ein Notizbuch kritzle, nimmt das Gericht an, dass ich geistig kerngesund sein muss. Wenn es aber keine Geisteskrankheit ist, herumzurennen, in fremde Häuser einzusteigen und Vergewaltigungs-Theater zu spielen, dann ist diese Definition meiner Meinung nach vollkommen sinnlos."

Serie und Realität: Die Begebenheiten stimmen über ein

Was die in "Unbelievable" gezeigten Methoden angeht, wurde das meiste, was auf dem Bildschirm zu sehen war, mit der Realität in Einklang gebracht. O'Leary brach in die Wohnungen schlafender Frauen ein, vergewaltigte sie mehrmals, machte Fotos und ließ sie dann duschen und sich die Zähne putzen, um mögliche Beweise zu vernichten. Im Grunde ist das meiste, was in dieser Hinsicht in "Unbelievable" gezeigt wird, wahr.

"Unbelievable": Im Zweifel gegen die Anklägerin

Leider entspricht ein weiterer Teil von "Unbelievable" der Wahrheit: Die Geschichte rund um Marie. Die Polizei glaube der damals 18-Jährigen nicht. Sie wurde von den Beamten unter Druck gesetzt, ihre Aussage zu widerrufen, was wiederum zu einem Strafverfahren wegen Vortäuschen einer Vergewaltigung führte. Die Verhaftung von O'Leary bestätigte später Maries Aussage. Die besagten Beamten, die Marie zum Widerruf ihrer Aussage zwangen, waren anschließend keiner weiteren disziplinarischen Maßnahmen ausgesetzt, obwohl sie Maries Behauptungen nicht so akribisch untersucht hatten, wie es nötig gewesen wäre.

In der Netflix-Serie wird Marie überzeugend von der 22-jährigen US-Amerikanerin Kaitlyn Dever verkörpert. In einem Interview mit der Teen Vogue sagte die Jungschauspielerin über ihre 24 Jahre ältere Kollegin Toni Collette: "Der erste Gruselfilm, den meine Eltern mir zeigten, war 'The Sixth Sense'. Als ich [Collette] in diesem Film sah, dachte ich: Oh mein Gott, das ist eine echte Leistung. Das will ich später auch machen!" Collette spielt in der True-Crime-Serie die Ermittlerin Grace Rasmussen. Sie ist es, die die Muster hinter den verschiedenen Vergewaltigungen erkennt und bundesweite Ermittlungen anstößt. Ihr Figurenname wurde frei erfunden, tatsächlich basiert ihr Seriencharakter auf der Ermittlerin Edna Hendershot aus Colorado, die gemeinsam mit der Kommissarin Stacy Galbraith (Merritt Wever's Detective Karen Duvall) dafür sorgte, dass Marc O'Leary für seine Vergewaltigungen 327,5 Jahre hinter Gitter gesteckt werden konnte.