Manche Serien entwickeln ihre Anziehungskraft aus schier unerklärlichen Gründen. Klar, das sympathische Darstellerensemble, der gute getimte Humor und die geringe Laufzeit sprechen für das Erfolgsformat "Two and a half Men". Aber hätte es jemand für möglich gehalten, dass die Sitcom auch 16 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung und 8 Jahre nach dem Ausstieg von Charlie Sheen immer noch funktioniert?

Richtig: Es geht um Wiederholungen von "Two and a half Men" im Abendprogramm von ProSieben Maxx. Dort werden immer mittwochs von 20:15 Uhr bis 21:35 Uhr drei Folgen der amerikanischen Comedy gezeigt. Wie Quotenmeter bereits vor gut einem Monat berichtete, mit Erfolg. Die Marktanteile der Ausstrahlungen sind für den kleinen Spartensender mit bis zu 3,6 Prozent mehr als ordentlich.

"Two and a half Men" - Zahlen sprechen für sich

Diese Zahlen sind abstrakt, auch die absoluten Ziffern geben keinen wirklichen Eindruck davon, was "Two and a half Men" für ein zeitloses Quoten-Geschenk ist: Im Schnitt verbuchen die drei Wiederholungen am Mittwochabend über 300.000 Tausend Fernsehzuschauer. Klingt wenig? Ist es für ProSieben Maxx aber nicht. Oder wer kann auf Anhieb sagen, auf welcher Nummer der Sender auf dem heimischen Fernsehgerät abgespeichert ist? 17? 34? Oder noch weiter hinten im Programmdschungel?

Zum Vergleich: Mit neuen Folgen von "The Flash" oder "Gotham", die ebenfalls zur Primetime bei ProSieben Maxx laufen, holt der Sender 170.000 Zuschauer im Schnitt. Der Marktanteil liegt nicht einmal bei der Hälfte von dem, was "Two and a half Men" erzielt.

Chuck Lorre kennt die Erfolgsformel

Wohlgemerkt sind die anderen Serien Erstausstrahlungen, "Two and a half Men" hat hingegen schon jeder Mensch irgendwann mal gesehen. Ob damals auf Kabel eins, jahrelang auf ProSieben oder eben jetzt beim kleinen Ableger Maxx. Doch Zuschauer werden nicht müde, Charlie Sheens Zoten zu feiern und den kleinen Jake Harper (Angus T. Jones) irgendwie furchtbar ulkig zu finden. Mal ganz davon abgesehen, dass die Rolle der Berta (Conchata Ferrell) zum Kult avanciert ist durch die Sitcom von Chuck Lorre.

Letzterer hat das Geschäft mit den kurzweiligen Sitcoms, die zu Zuschauermagneten par exzellence avancieren, perfektioniert. Er entwickelte neben "Two and a half Men" auch Quoten-Hits wie "The Big Bang Theory", "Grace", "Mike & Molly", "Young Sheldon" oder zuletzt "The Kominsky Method" für Netflix. Seine Erfolgsformel basiert auf den unwiderstehlichen Gags und den perfekt geschriebenen Charakteren. Nur deshalb ließ auch der Erfolg von "Two and a half Men" irgendwann nach: Mit Ashton Kutcher kam eine wenig geeignete Figur in das harmonische Sitcom-Ensemble. Einem Charlie Harper konnte er nie das Wasser reichen.

Nun versuchen sich kleine Sender mit dem Glanz früherer Tage zu schmücken und zeigen die alten Folgen mit Charlie Sheen in der Hauptrolle. Nächste Woche geht es weiter mit den Wiederholungen der Folgen 82, 83 und 84. Fundstücke aus der Hochzeit der 262-Episoden-währenden Ära von "Two and a half Men".