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Nora (Naomi Watts) und Dean (Bobby Cannavale) sind gerade umgezogen, doch der Traum vom Haus wird schnell zum Alptraum.

Seit dem 13. Oktober ist die Mystery-Thriller-Serie "The Watcher" bei Netflix verfügbar und ist bereits Platz 1 in der Top-10 der beliebtesten Serien auf der Streaming-Plattform. In der sieben Folgen umfassenden Miniserie zieht das Ehepaar Brannock (Naomi Watts, Bobby Cannavale) mit seinen Kindern in ein neues Haus in der US-amerikanischen Vorstadt. Doch schon bald ist ihr Glück in Gefahr, denn mysteriöse Drohbriefe machen ihnen das Leben zur Hölle.

Der anonyme Stalker nennt sich selbst "der Beobachter" und scheint das Haus, aber auch die Lebensumstände der Brannocks bestens zu kennen. Als der unheimliche Absender der Briefe dann auch noch eigenartige und bedrohliche Bemerkungen über die Kinder der beiden macht, ist klar: Der Traum vom Haus ist zum Alptraum geworden. Wer nun denkt, die gruselige Geschichte von "The Watcher" sei frei erfunden, der irrt sich leider, denn die Serie basiert auf tatsächlichen Ereignissen, die zum ersten Mal 2018 in einem Artikel für das New York Magazine veröffentlich wurden.

Noch vor dem Umzug: Familie Broaddus erhielt unheimliche Briefe

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Manche Nachbarn verhalten sich äußert sonderbar - sind sie verantwortlich für die anonymen Drohbriefe?

Die Namen des echten Ehepaares lautet Derek und Maria Broaddus. In der Realität haben sie nicht zwei, sondern drei Kinder und kauften das Haus mit der Adresse 657 Boulevard in der US-amerikanischen Kleinstadt Westfield im Bundesstaat New Jersey für rund 1.4 Millionen US-Dollar. Zunächst wollten sie das Haus renovieren, doch noch bevor sie einziehen konnten, erhielten sie bedrohliche Briefe von einer anonymen Person, die offenkundig die Renovierungsarbeiten sehr genau beobachtet hatte und sogar die Spitznamen der drei Kinder kannte. Außerdem behauptete die Person, die mit "The Watcher" (zu deutsch: "Der Beobachter") unterschrieb, das Haus werde schon lange beobachtet, wie aus einem Artikel des Online-Magazins "The Cut" hervorgeht:

"Mein Großvater beobachtete das Haus in den 1920er Jahren und mein Vater beobachtete es in den 1960ern. Jetzt bin ich dran. Kennen Sie die Geschichte des Hauses? Wissen Sie, was zwischen den Wänden von 657 Boulevard liegt? Warum sind Sie hier? Ich werde es herausfinden."

In einem weiteren Brief machte die Person bedrohliche Bemerkungen zu den Kindern der Familie Broaddus: "Müssen Sie das Haus mit dem jungem Blut füllen, das ich gefordert hatte?" Immer wieder wurde in den Briefen das "junge Blut" erwähnt, außerdem schien sich die Person an den Renovierungen zu stören: "Das Haus weint wegen all des Schmerzes, den es erleiden muss. Sie haben es verändert und es so fein gemacht. Sie stehlen seine Geschichte."

Familie Broaduss hielt dem Druck nicht stand

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In "The Watcher" terrorisiert ein unbekannter Stalker eine Familie, die frisch in ihr Traumhaus gezogen ist.

Für die Familie Broaduss wurde die Situation immer bedrückender, da auch die Polizei den Absender der Briefe nicht aufspüren konnte. Auch verschiedene Privatermittler konnten den Stalker nicht auffinden. Die einzigen Anhaltspunkte waren Analysen der Briefe und eine DNA-Probe. Beides deutete auf eine ältere, weibliche Person hin, die in der Nähe wohnt, doch alle Spuren führten letztendlich ins Leere.

Da Derek und Maria Broaduss durch den Psychoterror so unter Druck gerieten und sich um die Sicherheit ihrer Kinder sorgten, beschlossen sie schließlich, das Haus wieder zu verkaufen, bevor sie überhaupt eingezogen waren. 657 Boulevard wurde für rund 950.000 US-Dollar verkauft – über 400.000 US-Dollar weniger als die Familie Broaddus für den Erwerb bezahlt hatte. Den neuen Besitzern hinterließen sie eine Notiz, in der stand: "Wir wünschen ihnen nichts als den Frieden und die Ruhe, von denen wir einmal in diesem Haus geträumt hatten." Dazu hinterließen sie ein Foto von der Handschrift des "Beobachters", falls auch die neuen Besitzer Briefe von ihm oder ihr erhalten sollten – bisher ist es dazu jedoch nicht gekommen.

Fall bis heute ungelöst

Der Fall ist also bis heute ungelöst und auch in der Netflix-Serie bleibt die Identität des "Beobachters" im Dunklen. Tatsächlich hatte Netflix mit der echten Familie Broaddus Kontakt aufgenommen und ihnen die Rechte an der Verwertung der Geschichte abgekauft sowie einige Verabredungen getroffen. Bei der True-Crime-Serie "Dahmer" hatte Netflix die Familien der Opfer nicht kontaktiert und dafür heftige Kritik einstecken müssen. Maria und Derek hatten zwei Forderungen und einen Vorschlag an Netflix: Dass die Figuren in der Serie nicht ihre echten Namen haben sollten und dass sie so wenig wie möglich wie sie selbst aussehen sollten. Außerdem würde es ihnen nichts ausmachen, wenn das Haus in der Serie am Ende abbrennen würde. Laut einem Artikel im Online-Magazin "The Cut" hat die reale Familie Broaduss "The Watcher" bei Netflix jedoch nicht gesehen und Derek sagte, er habe auch nicht vor dies zu tun.