Satte acht Primetime Emmys und zwei Golden Globes noch dazu - 2017 war "The Handmaid's Tale" eines der ganz großen Themen in der Serienwelt, das Zuschauer wie Kritiker in ihren Bann zog. Mittlerweile ist in den USA die zweite Staffel beim Streaming-Dienst Hulu komplett erschienen und auch in Deutschland ist es ab dem heutigen 2. August 2018 bei EntertainTV so weit. Ab sofort wird dann jede Woche eine neue Folge der Hitserie beim Streaming-Dienst der Telekom zur Verfügung gestellt und wir verraten euch an dieser Stelle, warum sich das Anschauen lohnt. Achtung, es folgen Spoiler!
Die Handlung von Staffel 2
June alias Desfred (Elisabeth Moss) ist auf der Flucht. Nach einem langen Martyrium in Gilead, bei dem sie zu einer fruchtbaren Dienstmagd degradiert und mehrfach vergewaltigt wurde, hat sie endlich Hoffnung auf ein normales Leben. In einem Transportwagen sitzend sieht sie der Freiheit entgegen, schließlich hat ihr kurz vorher Nick (Max Minghella) gesagt, dass alles in Ordnung sei - aber kann sie dem Spion für das totalitäre Regime wirklich vertrauen?
Während sich June versteckt hält, wird der Zweifel in Serena Joy (Yvonne Strahovski) an Gilead und ihrem Gatten Commander Fred Waterford (Joseph Fiennes) immer größer und mit der untergetauchten Desfred scheint ihr Wunsch nach einem Baby in weite Ferne gerückt zu sein. Und dann ist da noch Emily (Alexis Bledel), die mittlerweile in den berüchtigten Kolonien gelandet ist, wo ihr ein langsamer und qualvoller Tod im radioaktiven Dreck droht...
Während sich June versteckt hält, wird der Zweifel in Serena Joy (Yvonne Strahovski) an Gilead und ihrem Gatten Commander Fred Waterford (Joseph Fiennes) immer größer und mit der untergetauchten Desfred scheint ihr Wunsch nach einem Baby in weite Ferne gerückt zu sein. Und dann ist da noch Emily (Alexis Bledel), die mittlerweile in den berüchtigten Kolonien gelandet ist, wo ihr ein langsamer und qualvoller Tod im radioaktiven Dreck droht...
Eine Augenweide
Kenner der Serie wissen, dass handwerklich ein immens hohes Niveau vorherrscht, das auch in der neuen Staffel beibehalten wird. Einmal mehr ist die Inszenierung vom feinsten und würde man an einer x-beliebigen Stelle den Ton ausschalten so könnte man sich immer noch an der prächtigen Bildgestaltung, atmosphärischen Lichtsetzung und den punktgenau eingesetzten Zeitlupen ergötzen. Fans werden mit einigen der schönsten Bilder der jüngeren Vergangenheit verwöhnt, "The Handmaid's Tale" ist eine Serie, in der wirklich Filmkunst betrieben wird.
Fortsetzung ohne Vorlage
Doch all der Schein bringt natürlich nichts, wenn der Inhalt nicht mithält. In der Hinsicht war eine gesunde Portion Skepsis im Vorfeld durchaus angebracht, schließlich war die literarische Vorlage von Margaret Atwood nach der ersten Season schon auserzählt gewesen - wie sollte man da nur nachlegen? Schöpfer Bruce Miller und seine Autoren nahmen die Herausforderung an und erweitern nun die Welt von Gilead sinnvoll um neue Schauplätze und bislang unbekannte Regeln.
So wird nun visualisiert, was zuvor noch allerhöchstens in einer Handvoll Nebensätze anklang: Verschiedene Figuren wie die bereits erwähnte Emily oder Moira (Samira Wiley) bekommen eigene Rückblenden spendiert, die Kapitel aus ihrer Vergangenheit zeigen und sie als Figuren noch mehr beleuchten. Vor dem geistigen Auge vervollständigt sich das Bild des beginnenden Chaos, das letztendlich zu Gilead führte, noch mehr. In der Gegenwart erhalten Zuschauer wiederum erstmals Einblicke in die Kolonien, in die aufmüpfige Personen zu Zwangsarbeiten geschickt werden. Die kargen Landschaften bieten einen willkommenen optischen Kontrast zu den vielen Innenräumen, in denen "The Handmaid's Tale" überwiegend spielt und in diesem Setting werden durch die Umstände, die dort vorherrschen, Erinnerungen an den Holocaust wachgerufen.
Neue Aspekte von Gilead werden ebenfalls vorgestellt, zu denen die Zwangshochzeit minderjähriger Mädchen mit verdienten Wachen des Staates gehört. Alle Neuerungen und Erweiterungen fügen sich nahtlos in die bereits etablierte Welt ein und stellen die präzise Vorgehensweise der Macher dar, die Vorlage Atwoods passend zu ergänzen.
So wird nun visualisiert, was zuvor noch allerhöchstens in einer Handvoll Nebensätze anklang: Verschiedene Figuren wie die bereits erwähnte Emily oder Moira (Samira Wiley) bekommen eigene Rückblenden spendiert, die Kapitel aus ihrer Vergangenheit zeigen und sie als Figuren noch mehr beleuchten. Vor dem geistigen Auge vervollständigt sich das Bild des beginnenden Chaos, das letztendlich zu Gilead führte, noch mehr. In der Gegenwart erhalten Zuschauer wiederum erstmals Einblicke in die Kolonien, in die aufmüpfige Personen zu Zwangsarbeiten geschickt werden. Die kargen Landschaften bieten einen willkommenen optischen Kontrast zu den vielen Innenräumen, in denen "The Handmaid's Tale" überwiegend spielt und in diesem Setting werden durch die Umstände, die dort vorherrschen, Erinnerungen an den Holocaust wachgerufen.
Neue Aspekte von Gilead werden ebenfalls vorgestellt, zu denen die Zwangshochzeit minderjähriger Mädchen mit verdienten Wachen des Staates gehört. Alle Neuerungen und Erweiterungen fügen sich nahtlos in die bereits etablierte Welt ein und stellen die präzise Vorgehensweise der Macher dar, die Vorlage Atwoods passend zu ergänzen.
Heutige Themen in der Welt von morgen
Schon in Staffel 1 waren gesellschaftskritische wie aktuell brisante Themen allgegenwärtig: Konservative an der Macht, die systematische Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, christlicher Fanatismus waren nur einige Sujets, auf die in der Serie angespielt wurde und die ganz sicher nicht zufällig auch an die Trump-Administration denken ließen.
Die Fortsetzung macht da nahtlos weiter und greift unter anderem die MeToo-Bewegung, Homo- und Islamophobie auf, wobei vereinzelt die eigene Relevanz ein wenig zu sehr in den Vordergrund gerückt wird, dass es beinahe schon plump und aufdringlich wirkt. In der ersten Staffel gelang der Hinweis auf Themen in unserer Welt noch eine Spur subtiler, aber insgesamt schmälert das den Eindruck nur marginal.
Die Fortsetzung macht da nahtlos weiter und greift unter anderem die MeToo-Bewegung, Homo- und Islamophobie auf, wobei vereinzelt die eigene Relevanz ein wenig zu sehr in den Vordergrund gerückt wird, dass es beinahe schon plump und aufdringlich wirkt. In der ersten Staffel gelang der Hinweis auf Themen in unserer Welt noch eine Spur subtiler, aber insgesamt schmälert das den Eindruck nur marginal.
June vs. Joy vs. Gilead
Das Handwerk stimmt, die Welt und Themen sind klar definiert, aber das Herzstück von "The Handmaid's Tale" sind natürlich die Figuren und ihre Erlebnisse. In der Fortführung der Serie werden dabei alle Protagonisten um neue Facetten und Entwicklungen bereichert, neue Figuren werden dabei auch noch eingeführt. Zu denen gehört zum Beispiel die junge Eden (Sydney Sweeney), die eine bis jetzt unbekannte Bevölkerungsschicht Gileads repräsentiert: Teenager. In ihrer Verblendung und Naivität drückt sich der Staat auf eine unschuldige aber nicht minder beängstigende Weise aus, doch ihr Schicksal wird zu einem zentralen Ereignis für eine andere Figur.
Die Reise von June als Hauptfigur steht natürlich stets im Mittelpunkt und Elisabeth Moss spielt sie zum wiederholten Male zum Niederknien: Wie sie oftmals ohne Worte die ganze Gefühlswelt ihrer Rolle zum Ausdruck bringt, stillen, aber sturen Widerstand leistet oder stummes Mitgefühl wie Bedauern äußert, ist eine Wonne zu sehen. Die Show bekommt sie allerdings von Yvonne Strahovski gestohlen.
Ihre Serena Joy durchlebt eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und das gleich an mehreren Fronten: Ihre Interaktionen mit June schwanken zwischen zarter Solidarität und absoluter Gefühlskälte, ihre wenigen freundschaftlichen Momente machen das Ausbleiben wahrer Freundschaft umso tragischer, doch langsam aber sicher, so viel sei verraten, ändert sich etwas in ihnen und es bleibt spannend mit anzuschauen, wohin ihre Beziehung noch gehen wird. Zugleich hadert Joy am System Gilead und damit einhergehend auch an ihrem Mann. Wo sie in Rückblenden flammende Reden für den neuen Staat schwingt, zeigt sich in der erzählten Gegenwart in Strahovskis vielschichtigem Spiel die ganze innere Zerrissenheit ihrer Figur zwischen Loyalität und desillusionierter Gewahrwerdung des furchtbaren Status Quos, den sie mit zu verantworten hat.
Die Reise von June als Hauptfigur steht natürlich stets im Mittelpunkt und Elisabeth Moss spielt sie zum wiederholten Male zum Niederknien: Wie sie oftmals ohne Worte die ganze Gefühlswelt ihrer Rolle zum Ausdruck bringt, stillen, aber sturen Widerstand leistet oder stummes Mitgefühl wie Bedauern äußert, ist eine Wonne zu sehen. Die Show bekommt sie allerdings von Yvonne Strahovski gestohlen.
Ihre Serena Joy durchlebt eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und das gleich an mehreren Fronten: Ihre Interaktionen mit June schwanken zwischen zarter Solidarität und absoluter Gefühlskälte, ihre wenigen freundschaftlichen Momente machen das Ausbleiben wahrer Freundschaft umso tragischer, doch langsam aber sicher, so viel sei verraten, ändert sich etwas in ihnen und es bleibt spannend mit anzuschauen, wohin ihre Beziehung noch gehen wird. Zugleich hadert Joy am System Gilead und damit einhergehend auch an ihrem Mann. Wo sie in Rückblenden flammende Reden für den neuen Staat schwingt, zeigt sich in der erzählten Gegenwart in Strahovskis vielschichtigem Spiel die ganze innere Zerrissenheit ihrer Figur zwischen Loyalität und desillusionierter Gewahrwerdung des furchtbaren Status Quos, den sie mit zu verantworten hat.
Fazit
Am Ende des Tages kann nur ein Schluss gezogen werden: Die zweite Staffel "The Handmaid's Tale" steht der ersten in nichts nach, weshalb eine klare Empfehlung ausgesprochen werden muss. Die neuen Episoden schließen nahtlos an die vorherigen an und lassen zu keiner Sekunde erkennen, dass man auf eine Buchvorlage verzichten musste. Edel in Szene gesetzt, aktuell und famos gespielt dürften Fans der ersten Season voll auf ihren Kosten kommen. Eine Warnung muss aber dennoch ausgesprochen werden: Der Titel ist nichts für schwache Nerven!