Deutsche Netflix-Serien stehen international besser da als man denken könnte. Insbesondere "Dark" war im Ausland ein beachtlicher Erfolg – obwohl die Zeitreise-Serie enorm komplex und ganz schön kompliziert ist. Eine neue deutsche Produktion versucht jetzt ihr Streaming-Glück: "The Billion Dollar Code" heißt sie, und erzählt von zwei Hackern, die sich in den 1990ern mit Google angelegt haben. Schon im Trailer erinnert das an große Werke aus Hollywood à la "The Social Network":

Google Earth, ehemals: Terra Vision

In vier Folgen erzählt "The Billion Dollar Code" von den zwei Hackern Juri Müller und Carsten Schlüter, die sich Anfang der 90er bei einer Studentenparty kennenlernen – und gemeinsam eine Idee haben, die selbst die Fähigkeiten des Chaos Computer Clubs weit übersteigt. Sie wollen eine Maschine bauen, die auf einem Bildschirm jeden Punkt auf dem Planeten Erde ansteuern kann. Ambitioniert? Sicherlich. Teuer? Auf jeden Fall. Doch mit etwas Finanzierungshilfe von der Deutschen Telekom und einem Team aus jungen, motivierten Computer-Nerds, gelingt es ihnen, 1994 bei der ITU-Konferenz in Kyoto ihr Projekt vorzustellen, unter dem Namen: "Terra Vision".

Doch 20 Jahre später befinden sich die beiden engagierten Programmierer in einem Rechtsstreit. Nach ihrem Siegeszug, der sie bis ins Silicon Valley führte, ließen sie sich von Geschäftsleuten über den Tisch ziehen – so zumindest ihr Vorwurf. Sie klagen nämlich Google an. Der Mega-Konzern soll sich für Google Earth beim Algorithmus von Terra Vision bedient haben. Ein geistiges Plagiat also. "The Billion Dollar Code" erzählt beide Seiten der Geschichte, auf zwei Zeitebenen: Den rasanten Aufstieg der Programmierer in den 90ern, und das Nachbeben ihres tiefen Falls im Prozess gegen Google.

Diesen "David gegen Goliath"-Kampf, der – so viel sei gesagt – mehr kostete als er einbrachte, hat es wirklich gegeben. Die Serie erzählt die Begebenheiten so authentisch wie möglich nach. Bis auf eine kleine, aber gewichtige Änderung: Juri Müller und Carsten Schlüter sind reine Erfindungen. In Wahrheit steckten vier Köpfe hinter Terra Vision, die hier zu zwei Personen zusammengefasst werden. Gerd Grüneis und Joachim Sauter wurden zu Carsten Schlüter, während Pavel Mayer und Axel Schmidt in Juri Müller gebündelt sind.

Ansonsten aber ist "The Billion Dollar Code" eine interessante Lehrstunde in die Anfänge der großen Start-Up-Erfolge durch Algorithmen und ein packendes Justizdrama, das in fünf Stunden mehr erzählt als es so manche Serie in der doppelten Länge schafft. Sie steht seit dem 7. Oktober bei Netflix zur Verfügung.

Dieser Artikel ist zuerst bei CHIP.de erschienen.