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"Sons of Anarchy"

Die Hamletmaschine

Die neue Serie "Sons of Anarchy" (dienstags) über eine kalifornische Motorradrocker-Gang ist Shakespeare auf Rädern

"SONS OF ANARCHY" IM TV
Der alte William Shakespeare wieder. Seit fast 400 Jahren tot, führt der britische Barde immer noch vielen Drehbuchautoren die Hand. Sogar, wenn es um Motorradrocker geht, kann seine Prosa als Inspiration dienen: "Sons of Anarchy", ein Drama über eine "Hells Angels"-ähnliche, kalifornische Gang, ist im Grunde genommen eine moderne Version von "Hamlet" mit Leder­jacken und Harley Davidsons.

Der Prinz von Dänemark ist in diesem Fall Jackson Teller (Charlie Hunnam). Sein Vater, Gründer des "Sons of Anarchy"-Motorradclubs, starb vor 15 Jahren bei einem Unfall, seine Mutter (Katey Sagal) hat dessen Protegé Clay Morrow (Ron Perlman) geheiratet, der die Biker mit eiserner Faust regiert. Selbst der Geist des Vaters wird aus "Hamlet" übernommen - in Form eines Buchmanuskripts.

Darin fordert der tote Gründer, dass sich die Söhne der Anarchie von der Kriminalität lossagen. Eine Idee, die den frischgebackenen Vater Jackson durchaus überzeugt, aber für heftiges Kopfschütteln bei seiner machiavellistischen Mutter und Präsident Clay sorgt.

Wer Shakespeare in die Moderne versetzt, blamiert sich meist bis auf die Knochen. Kurt Sutter nicht: Der ehemalige Autor von "The Shield", der mit "Sons of Anarchy" seine erste eigene Serie vorlegte, schafft es, den Grundzügen von "Hamlet" zu folgen, ohne seine eigene Geschichte zu verraten. Vor allem aber bescherte er seiner Ehefrau Katey Sagal die künstlerische Anerkennung, die ihr als Dummchen Peggy Bundy in "Eine schrecklich nette Familie" immer verwehrt blieb. Im vergangenen Jahr erhielt sie für ihre Rolle den Golden Globe als Beste Darstellerin.

Im Netz ein Knaller und jetzt im TV

Lange Zeit sah es so aus, als würde die Serie nie bei uns laufen. Obwohl ProSiebenSat.1 mit der Erstverwertung auf der Webplattform MyVideo über eine Million Zuschauer erreichte, wurde die Ausstrahlung immer wieder verschoben. Vielleicht wollte man ja warten, bis die Zielgruppe der Biker ihre Saisonkennzeichen abgeschraubt und wieder mehr Zeit zum Fernsehen hat. Das TV-Vehikel hat auf jeden Fall genug Sp(i)rit, um über den Winter zu kommen.