Roger Ailes hat die USA in den letzten zwanzig Jahren mehr verändert als jeder Präsident. Als Chef des Nachrichtensenders Fox News ist er zum Sprachrohr der Konservativen geworden und hat entscheidenden Anteil an der Wahl Donald Trumps gehabt.

Gleich zwei Projekte verfilmen jetzt das Leben des Politikberaters im Anchorman-Gewand, der kurz vor seinem Tod im Jahr 2017 wegen sexueller Übergriffe entlassen wurde. Bevor John Lithgow Ende des Jahres im Kinofilm "Bombshell" Ailes verkörpert, schmeißt sich Russell Crowe für die Miniserie "The Loudest Voice" in Fettanzug und Make-up. Wir haben mit dem "Gladiator"-Star über seine Transformation gesprochen.

Das Interview mit Russel Crowe

Wie war es für Sie, als Sie sich das erste Mal in Make-up im Spiegel sahen?

Russell Crowe: Es war auf perverse Art aufregend. Als ich Fotos von Roger gesehen habe, hatte ich keine Ahnung, wie wir das hinkriegen sollten. Wir hatten nur sieben Wochen Zeit, um es umzusetzen, und ­allein der Gesichtsabdruck und die Erstellung der Prothesen nehmen sechs Wochen in Anspruch. Aber es war wichtig, eine Ganzkörper-Prothese zu machen, denn die Physis von Roger Ailes hat sich in den zwanzig Jahren, die unsere Serie abdeckt, kaum verändert.

Wie viel ist überhaupt noch von Ihnen zu sehen?

Anfangs war noch meine Nase unverändert, aber dann haben wir festgestellt, dass das Profil damit falsch wirkt. Deshalb ist alles, was Sie von mir sehen, ein Teil meiner Stirn, die Augen und mein Mund. Der Rest sind Prothesen: Nacken, Glatze, Wange, einfach alles.

The Loudest Voice: Täglicher Schminkmarathon

Wie lange mussten Sie dafür in der Maske sitzen?

Beim ersten Mal hat es sechs Stunden gedauert. Aber mit der Zeit wurden wir immer schneller. Unser Rekord lag bei zwei Stunden und siebzehn Minuten, aber an dem Tag passte auch alles zusammen. Die meiste Zeit lagen wir zwischen zweieinhalb und drei Stunden.

Hat Sie die Maske in irgendeiner Form beim Spiel eingeschränkt?

Nur in der Weise, dass wir einen großen Druck hatten, die Dreharbeiten voranzutreiben. Wir hatten etwa sechs bis acht Stunden, in denen die Maske in Top-Zustand ist. Danach verliert man für jede Reparatur gut dreißig Minuten Drehzeit. Wir mussten also sicherstellen, dass wir keine Zeit für unnötige Diskussionen oder Konflikte verschwenden.

Hat Ihnen die Maske dabei geholfen, Ihren Co-Stars Respekt einzuflößen?

Nein, sie waren nicht ein­geschüchtert. Das war aber auch die Herausforderung. Alle mussten wissen, dass unter all dem Make-up noch der gleiche Kerl ist, der wenige Stunden zuvor im Make-up-Stuhl mit ­ihnen herumgealbert hat. Besonders mit den Frauen war das wichtig. Ich hatte einige superaggressive Szenen mit Naomi Watts, in denen ich sie antatsche, und ich habe versucht, stets sicherzustellen, dass sie weiß, was als Nächstes kommt, damit ich ihre Grenzen nicht verletze.

"The Loudest Voice" ist ab dem heutigen 16. September 2019 bei SKY-Ticket zu sehen.