Stellen Sie sich vor, Sie bewerben sich als Tennislehrer. Sie haben den A-Trainerschein, Referenzen von den besten Kollegen, eine brillante Trainingsphilosophie und erfolgreiche Schüler. Und dann kommt direkt nach Ihnen der Konkurrent, sagt einfach "Hallo, ich bin Boris Becker" und hat die Stelle.
So ähnlich muss es Autoren gehen, die den großen US-Sendern eine Serie vorschlagen. Sie können das innovativste Konzept der Welt haben und noch so gute Drehbücher schreiben, wenn jemand schlicht sagt "Wie wäre es mit ,Lethal Weapon‘ als Serie?", wird das Projekt bei ABC, CBS oder NBC auf die Überholspur geschoben.
So ähnlich muss es Autoren gehen, die den großen US-Sendern eine Serie vorschlagen. Sie können das innovativste Konzept der Welt haben und noch so gute Drehbücher schreiben, wenn jemand schlicht sagt "Wie wäre es mit ,Lethal Weapon‘ als Serie?", wird das Projekt bei ABC, CBS oder NBC auf die Überholspur geschoben.
Die "Brand Awareness" ist schuld
Die sogenannte Brand Awareness, das Markendenken, ist ein Grund dafür, warum in den letzten Jahren immer mehr etablierte und beliebte Serien und Filme fürs Fernsehen neu aufgelegt wurden. Das hat inzwischen epidemische Ausmaße angenommen. Ob "12 Monkeys", "Minority Report" oder "Akte X" - von Monat zu Monat wird die Liste länger.
In der Logik des Markendenkens haben originelle Drehbuchideen einen eklatanten Nachteil: Niemand hat von ihnen gehört. Anders bei Reboots: Egal, wie viel Geld man in die Hand nimmt, um Serien wie "This Is Us" oder "Timeless" zu bewerben, die Neugier der Zuschauer ist bei großen Film-"Marken" automatisch größer.
Ein Selbstgänger sind sie deshalb nicht. Produkte wie "Limitless", "Rush Hour" oder "3 Engel für Charlie" überlebten die erste Staffel nicht, weil sie es nicht schafften, den Geist der Vorlagen zu übertragen. Ein Risiko, dem sich auch die Stars von "Lethal Weapon" bewusst waren.
In der Logik des Markendenkens haben originelle Drehbuchideen einen eklatanten Nachteil: Niemand hat von ihnen gehört. Anders bei Reboots: Egal, wie viel Geld man in die Hand nimmt, um Serien wie "This Is Us" oder "Timeless" zu bewerben, die Neugier der Zuschauer ist bei großen Film-"Marken" automatisch größer.
Ein Selbstgänger sind sie deshalb nicht. Produkte wie "Limitless", "Rush Hour" oder "3 Engel für Charlie" überlebten die erste Staffel nicht, weil sie es nicht schafften, den Geist der Vorlagen zu übertragen. Ein Risiko, dem sich auch die Stars von "Lethal Weapon" bewusst waren.
Selbst die Stars zweifeln
"Man kann nicht einfach den Film nehmen und ihn in Fernsehform bringen", sagt Damon Wayans, der in Danny Glovers Fußstapfen als L.A.- Cop Roger Murtaugh tritt. Die "Bromance", wie Wayans sie nennt, also die Durch-dick-und-dünn-Freundschaft zweier Tough Guys, wie Mel Gibson und Danny Glover sie verkörperten, muss sich natürlich entwickeln. Sein Kollege Clayne Crawford, der Gibsons Part des Martin Riggs übernimmt, gibt sich noch kritischer: "Bis ich unterschrieben habe, habe ich die ganze Zeit gesagt, man sollte die Filme nicht neu auflegen. Selbst heute weiß ich immer noch nicht, ob ich der Richtige für die Rolle bin."
Allerdings hat dieser Druck für ihn auch einen positiven Nebeneffekt: "Wir bewegen uns im Schatten dieser großartigen Filme. Aber das Gute ist, dass es uns allen bewusst ist. Niemand kommt ans Set und lässt es schleifen. Wir alle reißen uns den Arsch auf, um eines Tages aus dem Schatten der Filme heraustreten zu können." Tatsächlich gehört "Lethal Weapon" zu den gelungeneren Neuauflagen. Während die Rebootkollegen "Fuller House", "Damien" (nach dem Horrorklassiker "Das Omen"), "Uncle Buck" und "MacGyver" laut der Web-Sammelseite Metacritic zu den zehn schlechtesten Serien des vergangenen Jahres gehörten, landeten Murtaugh und Riggs im oberen Mittelfeld. Angesichts der übermächtigen Vorbilder ein ehrbares Resultat. Dass die Serie durchaus funktioniert, liegt insbesondere an der Chemie zwischen den beiden Hauptdarsteller.
Allerdings hat dieser Druck für ihn auch einen positiven Nebeneffekt: "Wir bewegen uns im Schatten dieser großartigen Filme. Aber das Gute ist, dass es uns allen bewusst ist. Niemand kommt ans Set und lässt es schleifen. Wir alle reißen uns den Arsch auf, um eines Tages aus dem Schatten der Filme heraustreten zu können." Tatsächlich gehört "Lethal Weapon" zu den gelungeneren Neuauflagen. Während die Rebootkollegen "Fuller House", "Damien" (nach dem Horrorklassiker "Das Omen"), "Uncle Buck" und "MacGyver" laut der Web-Sammelseite Metacritic zu den zehn schlechtesten Serien des vergangenen Jahres gehörten, landeten Murtaugh und Riggs im oberen Mittelfeld. Angesichts der übermächtigen Vorbilder ein ehrbares Resultat. Dass die Serie durchaus funktioniert, liegt insbesondere an der Chemie zwischen den beiden Hauptdarsteller.
Streamingdienste im Rebootfieber
Zu oft wird die Nähe zum Vorbild gesucht, statt etwas eigenes daraus zu machen. Das Ergebnis sind unerträgliche Karikaturen wie die neue "MacGyver"-Serie. Dass die pseudohippen Abenteuer des jungen MacGyver trotzdem ein Quotenerfolg sind, dürften die Sender allerdings als Bestätigung ihrer Rebootwelle sehen. Hätte man die Serie "Angus' Bastelstunde" genannt, wäre sie vermutlich nach wenigen Folgen abgesetzt worden.
Dass Remakes funktionieren, zeigt sich auch darin, dass die ach so angesagten Streamingdienste auf den Zug aufspringen, um neue Abonnenten zu generieren. Nachdem Netflix im letzten Jahr bereits "Gilmore Girls" und "Fuller House" auf den Weg gebracht hat, wird Amazon in diesem Jahr mit "Jack Ryan" und einer neuen Version von "Departed" nachziehen.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Allein in den vergangenen fünf Monaten gaben US-Sender Neuauflagen von "Charmed", "Der Denver Clan", "Magnum", "Sneakers", "Krieg der Welten", "The Lost Boys", "Enemy of the State" und "Varsity Blues" in Auftrag. Zwar dürften die wenigsten ihren Ahnen ebenbürtig sein - wie es "Fargo" in der Nachfolge des Films der Coen-Brüder schaffte - oder sie gar übertrumpfen wie im Fall "Battlestar Galactica" oder "Westworld". Aber wenn sie wenigstens so unterhaltsam werden wie "Lethal Weapon" ist schon viel gewonnen.
Und wer sich angesichts der vielen Trittbrettfahrer Sorgen um die Kreativität macht, mag sich zurücklehnen. Denn trotz des Booms machen Neu- auflagen nur einen Bruchteil des Serien-Outputs aus. Seit 2010 hat sich die Zahl der Produktionen mehr als verdoppelt: Von 216 auf 455 im ver- gangenen Jahr. Das eine oder andere originelle Konzept dürfte darunter sein. Und wird dann bei Erfolg sicher schnell rebooted.
Autor: Rüdiger Meyer
Dass Remakes funktionieren, zeigt sich auch darin, dass die ach so angesagten Streamingdienste auf den Zug aufspringen, um neue Abonnenten zu generieren. Nachdem Netflix im letzten Jahr bereits "Gilmore Girls" und "Fuller House" auf den Weg gebracht hat, wird Amazon in diesem Jahr mit "Jack Ryan" und einer neuen Version von "Departed" nachziehen.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Allein in den vergangenen fünf Monaten gaben US-Sender Neuauflagen von "Charmed", "Der Denver Clan", "Magnum", "Sneakers", "Krieg der Welten", "The Lost Boys", "Enemy of the State" und "Varsity Blues" in Auftrag. Zwar dürften die wenigsten ihren Ahnen ebenbürtig sein - wie es "Fargo" in der Nachfolge des Films der Coen-Brüder schaffte - oder sie gar übertrumpfen wie im Fall "Battlestar Galactica" oder "Westworld". Aber wenn sie wenigstens so unterhaltsam werden wie "Lethal Weapon" ist schon viel gewonnen.
Und wer sich angesichts der vielen Trittbrettfahrer Sorgen um die Kreativität macht, mag sich zurücklehnen. Denn trotz des Booms machen Neu- auflagen nur einen Bruchteil des Serien-Outputs aus. Seit 2010 hat sich die Zahl der Produktionen mehr als verdoppelt: Von 216 auf 455 im ver- gangenen Jahr. Das eine oder andere originelle Konzept dürfte darunter sein. Und wird dann bei Erfolg sicher schnell rebooted.
Autor: Rüdiger Meyer