Keine andere Serie hat das vergangene Jahrzehnt so bestimmt wie "Game of Thrones". Ihre höchsten Höhen gehörten zum Besten, was es je auf den TV-Bildschirmen zu sehen gab. Ihre tiefsten Tiefen, vorneweg das allgemein als misslungen geltende Finale, enttäuschten dafür Millionen von Fans. Kaltgelassen wurde vom Hype um das Fantasy-Meisterwerk niemand. Und so eine Erfolgsgeschichte kann natürlich nicht einfach enden. Schon als 2019 die letzte Folge "Game of Thrones" lief, war klar: Es wird weitergehen.
Drei Jahre später ist es jetzt so weit: "House of the Dragon", der erste Serien-Ableger aus dem fiktiven Westeros-Kosmos, ist angelaufen, Folge 1 ab sofort bei WOW und Sky Go zu sehen. Die Serie muss unfassbar große Fußspuren ausfüllen, ein neues "Game of Thrones" sein, aber bitte nicht so katastrophal wie einst das Ende. Eine unmögliche Aufgabe, die der Serie jedoch zumindest in der ersten Folge gelingt – und dann doch wieder nicht.
Fast 200 Jahre vor "Game of Thrones": Erbstreit der Targaryens
Eine Texteinblendung verrät: Wir befinden uns 173 Jahre vor Daenerys, einer der wichtigsten Figuren aus "Game of Thrones". Der König Viserys I. Targaryen (Paddy Considine) sitzt auf dem Eisernen Thron. Er beschließt, dass er schon zu Lebzeiten sein Erbe regeln will, denn nach seinem Tod soll kein Streit unter den möglichen Nachfolgern ausbrechen. Einen eigenen Sohn hat er nicht, in Frage kämen daher seine Tochter, die junge Prinzessin Rhaenyra (Milly Alcock) oder des Königs temperamentvoller jüngerer Bruder Daemon (Matt Smith), der den Thron eifrig begehrt.
Der König, seine Gattin Alicent Hightower (Olivia Cooke) und sein Berater Otto (Rhys Ifans) glauben, mit der frühzeitigen Verhandlung der Erbnachfolge Blutvergießen zu verhindern. In Wahrheit aber, davon handelt "House of the Dragon", werden sie ein Gemetzel auslösen, das "Game of Thrones"-Fans, vor allem Leser der Romane von Westeros-Schöpfer George R. R. Martin, als "Tanz der Drachen" kennen.
Die Musik ertönt und Fans spüren: "Game of Thrones" ist zurück
Das Haus der Drachen ist schon nach wenigen Minuten eine neue Heimat für "Game of Thrones"-Fans. Wenn erstmals ein Drache über Königsmund jagt, die Kamera um den Eisernen Thron schleicht und Komponist Ramin Djawadi am Ende der ersten Folge seine weltberühmte "Game of Thrones"-Titelmusik spielt, ist die Atmosphäre, das Gefühl sofort zurück. In den ersten 65 Minuten besteht direkt kein Zweifel daran: "House of the Dragon" ist genau, was es versprochen hat.
Es gibt wieder die hinterlistigen Intrigen, im Mittelpunkt stehen erneut fantastische Schauspieler, die in Sekundenschnelle aus ihren Figuren tiefgründige Charaktere machen. Und es wird auch direkt wieder brutal und deftig – ein Ritterturnier sorgt für eine knallharte Actionszene, in der die Gewalt beim Anschauen selbst körperlich spürbar wird. Man merkt: Nach den vielen großen Schlachten in den späteren "Game of Thrones"-Staffeln setzt "House of the Dragon" zu Beginn mehr auf "klassisches Mittelalter", backt kleinere Brötchen. Hier wird erst einmal eine Geschichte aufgebaut, ehe das Spektakel kommt.
"House of the Dragon" ist gut – aber auch gut genug?
Diese anfängliche Ruhe und Konzentration tut gut darin, uns erneut in die Welt einzuführen. Bis auf das eine Ritterturnier ist die erste Folge behäbig, wirkt fast kammerspielartig: Es wird viel geredet, diskutiert, nachgedacht. Die Figuren stehen die meiste Zeit in dunklen Räumen und Gängen, munkeln und grummeln ihre Ansichten und Zukunftsvisionen. Einen großen Knaller, den man hätte erwarten können, gibt es nicht. Die erste Folge wird vielen gut gefallen. Aber ist gut auch gut genug?
Es mag nach nur einer Folge unfair erscheinen, doch so richtig vorstellen lässt sich noch nicht, wie die neuen Figuren wie Rhaenyra, Daemon oder Otto einen mal so begeistern sollen wie es Daenerys, Jon Snow oder Tyrion taten. Die großen Sympathieträger, wie es bei "Game of Thrones" zu Beginn die Familie Stark waren, fehlen noch, können aber natürlich kommen. Fans werden die Geduld, darauf zu warten, aufbringen können, zu sehr sehnt man sich nach den Zeiten, als "Game of Thrones" einen Woche für Woche mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzen ließ.
Ein neues Spiel um den Thron hat begonnen – und wer dabei sein will, kann jetzt eines der Sky-Entertainment-Pakete buchen, denn dort läuft immer montags um 20:15 Uhr die neue Folge bei Sky Atlantic. Wer die Serie jedoch streamen will, braucht ein Abo bei WOW oder Sky Go, dort erscheinen die Folgen schon in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen 4:15 Uhr.