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Geheimtipps bei Netflix, Amazon & Co. – Acht der besten Serien 2021

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"The Flight Attendant" und "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" sind zwei tolle Geheimtipps von 2021. Amazon/HBO; Montage TVSpielfilm

Wer auf der Suche nach ein paar schönen Geheimtipps ist, muss gar nicht immer in den neuesten Releases von Amazon, Netflix, Disney+ und Co. suchen. 2021 war ein fantastisches Serienjahr, hier sind acht Tipps.

Neben tollen Filmen hatte das Jahr 2021 auch einige neue Serien zu bieten. Von Comedy, über Marvel bis hin zu Dokumentationen war einiges dabei. Jetzt stehen die Feiertage an und die Freizeit darf für die ein oder andere Serie genutzt werden. Wer noch auf der Suche nach etwas Inspiration ist, ist hier genau richtig. Denn die TVSPIELFILM.de-Redaktion verrät ihre liebsten Produktionen des Jahres und wagt noch einmal den Blick auf 2021.

Loki (Nicky Wong, Disney+)

Foto: Walt Disney

Der vielleicht charismatischste Bösewicht der Filmwelt bekam seine eigene Serie. Doch Moment mal, ist Loki nicht in "Avengers: Infinity War" gestorben? Ja, das ist er, doch schon die ersten Sekunden der Serie machen klar: Hier geht es um einen anderen Gott des Schabernacks.

In "Avengers: Endgame" konnte schließlich eine Version aus der Vergangenheit fliehen und genau hier setzt man an. Was folgt, ist ein Fest für alle Fans des gepflegten Popcornkinos: abgespacet, aberwitzig und zukunftsweisend, denn das Ende stellt den nächsten großen Bösewicht nach Thanos vor. "Loki" dürfte noch essenziell für zahlreiche MCU-Kinofilme werden, weshalb man die Serie einfach gesehen haben muss.

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Jan Thinius-Heemann, Amazon Prime Video)

Das Jahr 2021 hatte so einige gute Serien zu bieten, für mich war die beeindruckendste eine deutsche Produktion: "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Die bekannteste Drogengeschichte, die mit einem Brett von einem Film in den 80ern für Aufsehen sorgte, in eine moderne Serie umzuwandeln, ist eine große Aufgabe, die schnell hätte schief gehen können. Ist sie aber nicht. Tolle Darsteller, dramatische Geschichten und Bilder, die an den Film "Trainspotting" erinnern, füllen die acht Folgen perfekt aus.

Der Moment, als eines der Mädchen vor ihrer eigenen Großmutter mit einer Spritze Heroin in der Hand sitzt und unter Tränen sagt: "Ich will das nicht, aber will's so sehr", ist für mich einer der berührendsten Momente des Jahres. Da kann man sich noch so häufig über historische Ungereimtheiten beschweren – die Geschichte um Christiane ist emotional mitreißend: der wichtigste Meilenstein von "Bahnhof Zoo".

The Flight Attendant (Mo Sung, Amazon Prime Video)

Foto: HBO

Was kann Kaley Cuoco eigentlich wirklich? Zwölf Jahre lang spielte die US-Amerikanerin in insgesamt 279 Episoden der Hitserie "The Big Bang Theory" Penny, Nachbarin und Freundin der Nerds. Ohne jeden Zweifel markiert diese Rolle den ganz großen Durchbruch Cuocos im Mainstream, mit der sie jetzt wenig überraschend zuerst in Verbindung gebracht wird. In dieser langen Zeit spielte sie aber kaum etwas anderes und da konnte schon die Frage aufkommen, ob sie denn nicht einfach für den Rest ihrer Karriere auf die vermeintlich dumme, aber lustige Blondine von nebenan abonniert sein würde.

Und dann kam "The Flight Attendant" um die Ecke und pulverisierte jeden Anflug von Zweifel in der Luft. In der schwarzen Komödie mit Thriller-Elementen spielt Cuoco die titelgebende Flugbegleiterin Cassie, die eines Morgens neben einer Leiche aufwacht und fortan herausfinden muss, was wirklich geschah. Die Serie balanciert gekonnt finstere Themen und Momente mit einem oft leichtfüßigen und auch komischen Ton und bietet auch handwerklich so einige spannende Ideen. Doch im Zentrum steht Cuoco als Hauptdarstellerin, die die Darbietung ihres Lebens gibt und Cassies komplexe Emotionen punktgenau spielt. Mit "The Flight Attendant" zeigt sie der Welt, was sie wirklich kann – nämlich extrem gut schauspielern!

The Beatles: Get Back (Johannes Heinsohn, Disney+)

Foto: 2020 Apple Corps Ltd.

Sie waren die erfolgreichste Band aller Zeiten, doch nach einem Jahrzehnt absoluten Erfolges war Schluss mit den Beatles. Jeder kennt ihre Lieder, die Fotos und die Schicksale, doch wie kam es zum Bruch? Wie war die Dynamik in der Band? Dinge, die eigentlich nicht mehr rekonstruierbar sind, wären da nicht noch die Bänder zu den Aufnahmen des "Let it Be"-Albums.

Peter Jackson, der bereits Ungetüme wie die "Herr der Ringe"-Trilogie verfilmte, wagte sich an die 56 Stunden Film- und 140 Stunden Audioaufnahmen. Die Dokumentation zeigt in drei Teilen das Zusammenspiel von Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr. Sie zeigen eine Band mit großem Talent, aber auch großen Problemen. Stundenlange Proben beweisen nicht nur das musikalische Geschick der Mitglieder, sondern auch ihre private und freundschaftliche Seite. Jackson inszeniert das Ganze unaufgeregt und mit den originalen Audioaufnahmen. Die Farbaufnahmen lassen das Jahr 1969 für alle Fans der Band noch einmal aufleben, bevor für immer Schluss sein sollte.

Maid (Ina Milert, Netflix)

Foto: Netflix

Schon lange hat mich keine Serie so überrascht und mitgenommen wie "Maid". Die Miniserie nach Stephanie Lands Erinnerungen "Maid: Hard Work, Low Pay, and a Mother's Will to Survive" (etwa: Dienstmädchen: Harte Arbeit, geringer Lohn und der Überlebenswille einer Mutter) zeigt, wie verzweifelt Alex versucht, einer gewalttätigen Beziehung zu entkommen und sich und ihrer Tochter Maddy ein besseres Leben zu ermöglichen – und doch in einer ausweglosen Spirale gefangen ist: Um eine Wohnung zu bekommen braucht sie Arbeit, um arbeiten zu können, braucht sie eine Kinderbetreuung, die sie nur bekommt, wenn sie einen Job hat. So putzt sie unter prekären Bedingungen die Häuser der Reichen und lernt, dass die heile Welt hinter den Fassaden auch brüchig ist …

Niemand sollte sich von der Thematik abschrecken lassen. Großartige SchauspielerInnen, u. a. Margaret Qualley als Alex und Andie MacDowell als ihre Mutter, sowie der Verzicht auf Schwarzweiß-Malerei machen "Maid" zu recht zu einer der besten Serien des Jahres.

Die Schlange (Martin Arnold, Netflix)

Foto: Netflix

Eigentlich mag ich Krimis nicht sonderlich – egal ob als Buch, Film oder Serie. Irgendwie machen in dem Genre die immergleichen Figuren die immergleichen Sachen. Und das langweilt mich. Ein Krimi ist für mich erst gut, wenn er etwas Untypisches hat, das über sein Genre hinausgeht. So wie "Die Schlange".

Die achtteilige Miniserie erzählt nicht nur die wahre Geschichte des Serienmörders Charles Sobhraj (Tahar Rahim), der vor über 40 Jahren auf dem berühmten Hippie Trail zahlreiche ahnungslose Tourist:innen abgemurkst hat. Sie gibt auch spannende Einblicke in das instabile Südostasien der 1970er-Jahre und wirft einen kritischen Blick auf die oftmals scheinheilige Hippie-Kultur. Eingebettet in eine hypnotisierende Inszenierung mit einer komplexen Erzählstruktur und famosen Schauspieler:innen macht das "Die Schlange" deshalb meiner Meinung nach zur besten Crime-Serie seit "True Detective". Denn genau wie dieses Meisterwerk traut sie sich mehr zu sein als ein schnöder Krimi, dessen Ende man bereits nach fünf Minuten erahnt.

Dopesick (Michael Hille, Disney+)

Foto: Walt Disney

Seit der Serie "Chernobyl" war nichts mehr so schockierend real. Die Miniserie "Dopesick" ist keine simple Nachmittagsunterhaltung. Sie erzählt die wahre, erschütternde Geschichte um den Pharmakonzern Purdue, der in den 1990ern in den USA das Schmerzmittel OxyContin, ein stark wirkendes Opioid, auf den Markt brachte. Das Versprechen lautete: "Weniger als ein Prozent der Patienten werden davon abhängig." Doch das war eine gefährliche Lüge. OxyContin trat die Opioid-Epidemie in den Vereinigten Staaten los, die bis heute andauert. Das Medikament trieb unzählige Erkrankte in die Sucht, verführte zum Konsum von Heroin. Zwischen 1999 und 2017 forderte die Opioid-Krise über 400.000 Tote. 2018 und 2019 starben täglich 250 Amerikaner an Schmerzmittelsucht.

Es tut weh, diese Fakten zu lesen. Es tut weh, "Dopesick" zu sehen. Und trotzdem ist es die eine Serie, die 2021 jeder gesehen haben sollte. Sie zeigt die Krise aus persönlichen Blickwinkeln: Vom Allgemeinmediziner Dr. Samuel Finnix, der bedenkenlos das neue Medikament an Minenarbeiter in Virginia verschreibt und sich später die Schuld daran gibt, als viele von ihnen sterben. Von der Teenagerin Betsy, die durch OxyContin in die Sucht getrieben wird. Von den Drogenbehördlern Rick und Bridget, die den Fall aufnehmen und über ein Jahrzehnt vor Gericht anklagen. Von Billy, der als Aufsteiger bei Purdue den Ärzten jede Lüge erzählt, die ihm einfällt. Und von Richard Sackler, dem Mann, der hinter Purdue steht, der die Krise zu verantworten hat. Das ist in 8 Folgen à 60 Minuten brillant inszeniertes Aufklärungsfernsehen und zudem hervorragend geschrieben. Die Autoren entschärften teils sogar wahre Begebenheiten, da sie vermuteten, die Zuschauer würden ihnen die ganz absurden Geschichten hinter Purdue nicht glauben.

Fantastisch besetzt ist "Dopesick" übrigens auch. Dabei sind u.a.: Michael Keaton, Will Poulter, Kaitlyn Dever, Rosario Dawson, Michael Stuhlbarg und Peter Sarsgaard.