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Disenchantment: "Game of Thrones" trifft "Die Simpsons"? So ein Märchen!

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Disenchantment auf Netflix: Ein Figurentrio auf der Suche nach Spaß Sender

Die Matt Groening Serie "Disenchantment" startet auf Netflix und alle fragen sich: Lohnt sich seine 3. Cartoon-Show nach "Die Simpsons" und "Futurama"? Die Antwort fällt klassisch aus: "Jein".

Die zehnteilige neue Serie "Disenchantment" stammt von einem Titan der modernen Popkultur: Matt Groening hat mit den "Simpsons" in mittlerweile 30 Staffeln jeden Winkel einer komödiantischen Cartoon-Serie durchfegt und mit "Futurama" in 7 Staffeln ein Meisterwerk an origineller Sci-Fi-Parodie vorgelegt. Nach einer Gegenwartsserie und einer Zukunftsversion folgt nun also die Reise in die Vergangenheit: Die Netflix-Serie "Disenchantment" spielt in einem fiktiven Mittelalter namens Dreamland.

Als die Zeichentrickserie vorgestellt wurde, nannte sie Matt Groening eine Mischung aus "Game of Thrones" (blutig!) und "Die Simpsons" (witzig!) und wenn man die ersten sechs Folgen betrachtet, kann man dem Schöpfer dieses Mittelalter-Abenteuers nur in Teilen beipflichten. Blutig ist die Serie allemal, aber witzig? Nun ja, viele der Gags in "Disenchantment" verpuffen während des Dauerrauschs seiner Protagonistin Bean, weil sie a) schon zu Zeiten von "Monty Python" besser gemacht wurden oder b) schlichtweg zu harmlos sind.

Netflix-Serie: Geschichte statt Gag-Parade

Foto: Sender, Tollpatsch-Trio: Elfo, Bean und Luci
Bei der nun auf Netflix verfügbaren Märchen-Parodie ist deshalb aber noch nicht gleich alles schlecht, auch wenn auf dem Bewertungsportal "Rotten Tomatoes" bei aktuell circa 20 Rezensionen von professionellen Fernsehkritikern nur ein schmeichelhafter Zufriedenheitswert von 57 Prozent zusammenkommt. Wer "Disenchantment" ausschließlich mit Groenings Vorwerken "Die Simpsons" und "Futurama" vergleicht, wird die Serie schnell lahm finden. Bei dieser horizontal erzählten Geschichte muss über die (niedrige) Gag-Dichte hinweg geschaut werden.

Zur Story: Die 19-jährige Prinzessin Tiabeanie ist von dem trostlosen Märchen-Stadtstaat "Dreamland" gelangweilt, Alkoholikerin und weitgehend talentlos. Ihre Mutter starb. Ihr Vater, eine schwerfällige, oft zur Cholerik neigende Cartoon-Version von Donald Trump, will sie verheiraten, für neue Adels-Allianzen. So weit, so trist. Erster und einziger (guter) "Game of Thrones"-Gag: Beans Verlobter stirbt an einem Thron aus Schwerten - so ein Eiserner Thron ist eben ziemlich unbequem.

Doch Bean ist nicht alleine: Ein katzenhafter Dämon namens Luci redet ihr permanent ein, sie müsse mehr eskalieren, um endlich wieder Spaß zu haben. Das Trio infernale wird komplettiert durch Elfo - einem naiven 18-Jährigen aus einem Friede-Freude-Eierkuchen-Elfenreich. Er zieht ins Dreamland, weil ihn seine Heimat anödete, die aufgesetzte Heiterkeit ihm zu glatt war. Eine gelangweilte Antiheldin, ein nihilistischer Dämon und ein verliebter Elf - er hat sich in Bean verguckt - stolpern von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

Die Gags zünden ab Folge 5

Eine Odyssee durch Zauberwelten entsteht daraus jedoch leider nicht. In den ersten drei Episoden verliert sich "Disenchantment" fast völlig in der Figureneinführung - die Netflix-Serie braucht schlichtweg für alles zu lange. Angesichts der durchschnittlich etwa fünf Minuten längeren Laufzeit als in bisherigen Groening-Serien fehlt es vielen Witzen an Tempo und Schwung - die Story zu behäbig, die Gags zu beliebig.

Ab der fünften Episode nimmt die Anti-Heldengeschichte dann Fahrt auf: Die geschickt angelegte "Hänsel und Gretel"-Satire ist rasant inszeniert und voll mit Groening-typischen Tropen und launigen Gags. Wenn Elfo beispielsweise im Backofen schmort und an den Flammen fast zu Grunde zu gehen scheint, echauffiert er sich über den Apfel in seinem Mund - er könnte ja allergisch gegen solch ein gesundes Zeug sein (in seiner Heimat gab es nur Süßigkeiten). Solche Scherze haben Seltenheitswert, aber wenn sie kommen, dann mit zwei, drei Nachdrehs, die das komplette Potential einer lustigen Szene ausschöpfen und offenlegen, wieviel mehr in "Disenchantment" stecken könnte.

Disenchantment in der Podcast-Kritik

5 Staffeln "Disenchantment"?

Matt Groening erzählte bei der Vorstellung der Netflix-Serie, er habe Elfo schon als Fünftklässler gezeichnet. Erste Pläne für "Disenchantment" seien im Jahr 2007 aufgekommen: Nach dem Erfolg des "Simpsons"-Kinofilms plante man eine "Der Herr der Ringe"-Parodie mit Homer als Märchenkönig. Bean und ihr Dreamland hätten genug Potenzial, um jahrelang zu fesseln. Vielleicht stimmt das und die Serie steigert sich - das Figurentrio ist sympathisch genug und macht durchaus Lust, der Geschichte weiter zu folgen.

Eine zweite Staffel ist für Netflix bereits in Arbeit. Co-Produzent Josh Weinstein verriet im Interview mit TV SPIELFILM: "Es wäre schön, wenn uns Netflix eine fantastische Geschichte in fünf Staffeln erzählen lässt."

Was außerdem schön wäre: Wenn mehr schrille oder mystische Figuren in die Zauberwelt eingeführt werden. Und die Gag-Dichte, die könnte sich auch langsam mal steigern.

Trailer zu Disenchantment