Ein frühes Weihnachtsgeschenk für "Criminal Minds"-Fans hat in den USA bereits 2022 den Weg auf die Fernsehbildschirme gefunden. Beim Streamingdienst Paramount+, der zu dem Zeitpunkt noch nicht in Deutschland veröffentlicht war, startete dort "Criminal Minds: Evolution", eine neue Serie, die an das Ende des Krimi-Erfolgs anschließt, die meisten Figuren zurückholt und sie in neuen Fällen wieder Serienmörder jagen lässt.

Das Revival wurde also durchaus mit Spannung erwartet, zumal neue Ansätze und ein verändertes Konzept angekündigt waren. Jetzt steht also die Frage im Raum: Funktioniert es qualitativ? Ist es das, was man hoffen durfte? Fans können schon mal beruhigt sein: "Criminal Minds" macht nämlich einfach so weiter als wäre es nie weggewesen.

Revival: Worum geht's in "Criminal Minds: Evolution"?

Als ein Teeanger-Mädchen aus Maryland spurlos verschwindet und ihre Eltern ermordet aufgefunden werden, ruft dieser Fall die BAU auf den Plan. Unter ihnen ist Tara Lewis (Aisha Tyler), die im Zuge der Ermittlungen auf einen anderen Leichenfund in Washington stößt: Gleich mehrere Tote werden dort in einem Container gefunden. Für weitere Nachforschungen holt sie Penelope Garcia (Kirsten Vangsness) zurück an Bord, deren Scharfsinn besonders gefordert wird. Denn die Ermittler finden heraus, dass sich während der Coronavirus-Pandemie ein ganzes Netzwerk von Serienmödern gegründet hat, die im gesamten Land operieren.

Viel Arbeit steht also an, und BAU-Chefin Emily Prentiss (Paget Brewster) hat alle Hände voll zu tun: Sie muss das Team rund um JJ (A.J. Cook) und Luke Alvez (Adam Rodriguez) motiviert halten und darf sich gleichzeitig mit bürokratischen Politikern rumschlagen, die dem BAU am liebsten das Budget kürzen würden. Ganz besonders verbissen in die neuen Ermittlungen steigt auch wieder David Rossi (Joe Mantegna) ein: Er hat während der Pandemie einen schweren Verlust erlitten und kompensiert seine Trauer, in dem er sich wie nie zuvor in die Arbeit stürzt …

Alles wie immer: "Criminal Minds" bleibt sich treu

"Criminal Minds: Evolution" ist nicht, wie mal angedeutet wurde, eine Neuerfindung der Krimi-Marke, sondern schließt so eindeutig an die Mutterserie an, dass man hier getrost einfach von Staffel 16 sprechen könnte. Es gibt dieselben Figuren, wieder die philosophischen Zitate aus dem Off am Anfang und Ende jeder Folge und die Morde werden wie gewohnt mit grauenerregend-implizierter Gewalt dargestellt.

Überraschend gut sind die Dialoge, die zuletzt in der Mutterserie schwächelten. Einmal sagt Garcia gegenüber Rossi über deren Arbeit etwa: "Selbst wenn wir das Richtige tun, selbst wenn wir die Serienmörder stoppen, bleiben wir traumatisiert zurück." Solche nachdenklichen Momente gönnt sich die neue Serie einige, insbesondere rund um Rossis Verlust und die Corona-Pandemie. Als Schwäche festmachen lässt sich leicht das Fehlen von Matthew Gray Gubler als Dr. Spencer Reid (pardon: Dr. Dr. Dr.), denn der Fanliebling trug viel zur Identität der Serie bei und ist hier erstmals nicht mehr dabei.

Der neue, folgenübergreifende Handlungsbogen wirkt auf den ersten Metern etwas überkonstruiert, aber niemand hat "Criminal Minds" je für nuancierte und anspruchsvolle Unterhaltung angeschaut. Hier soll es deftige Spannung in morbiden Bildern mit sympathischen Ermittlern zu sehen geben – und das kann "Criminal Minds" auch nach der fast dreijährigen Pause immer noch besser als ein Großteil der Konkurrenz.

In Deutschland ist "Criminal Minds: Evolution" am 28. Juni 2023 bei Disney+ gestartet.