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"Crazy Ex-Girlfriend"

Netflix-Geheimtipp: Schriller und bunter als "Gilmore Girls"

Crazy Ex-Girlfriend, Rachel Bloom, Netflix
Gerade nicht so gut drauf? Netflix einschalten, "Crazy Ex-Girlfriend" anschauen und der Kummer ist in Windeseile fort! The CW Network, Montage: TVSPIELFILM.de

Meinung | Der meteorologische Herbst hat begonnen. Während das Wetter also wieder grauer wird, schalten wir im Streamingbereich auf bunt – mit einem Serientipp, der gar nicht anders kann, als einem ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

Gute Laune können wir alle gebrauchen. Und die verschiedenen Streaminganbieter haben in ihren großen Angeboten einiges parat, was diesen Zweck erfüllt. Doch wie soll man bei tausenden verfügbaren Filmen und Serien den Überblick behalten? Wichtig ist, sich die Highlights rauszupicken. Ein solches haben wir bei Netflix für euch rausgesucht: Wer nämlich auf Serien wie "Gilmore Girls" oder "The Marvelous Mrs. Maisel" steht, kommt an diesem Geheimtipp nicht vorbei.

Gemeint ist "Crazy Ex-Girlfriend", eine Comedy-Serie mit Musical-Elementen, die den richtig großen Durchbruch in Deutschland nie geschafft hat. Das ist schade, denn sie ist nicht nur wirklich witzig, sondern auch ziemlich clever: Ohne großes Drama transportiert sie feministische Themen und zeigt auf, wie wichtig es ist, auf die eigene mentale Gesundheit zu achten.

Crazy Ex-Girlfriend: Rebecca jagt der "wahren Liebe" nach

Foto: The CW Network, Schon die Plakate sind witzig: "Crazy Ex-Girlfriend"-Star Rachel Bloom macht auf Sharon Stone.

"Crazy Ex-Girlfriend" erzählt von Rebecca Bunch, einer erfolgreichen Anwältin aus New York City, bei der es im Leben eigentlich nicht besser laufen könnte. Trotzdem ist ihr Seelenheil aus den Fugen geraten: Vor 10 Jahren hat ihr Seelenverwandter Josh sie einfach sitzen gelassen. Dabei ist sie sich sicher, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Als sie erfährt, dass Josh nach Kalifornien ziehen wird, lässt sie kurzerhand alles stehen und liegen, gibt sogar ihre Arbeit auf und zieht ihm hinterher. Sie will ihn zurückgewinnen, koste es, was es wolle

Und es kostet sie so einiges. Sie versucht sich erst als Stalkerin, später nimmt ihre Obsession noch wahnhaftere Züge an. Als sie selbst ebenfalls Stalking-Opfer wird und sie viele ihrer Sozialkontakte mit kriminellen Aktionen vor den Kopf stößt und für ihre "große Liebe" aufgibt, leidet ihre Psyche so sehr darunter, dass bei ihr therapeutisch Borderline diagnostiziert wird. Jetzt bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich wieder aus der Negativität zu kämpfen.

Borderline, Stalking, Kriminalität … und das soll eine Comedy-Serie sein? Ja, unbedingt! Sogar eine der besten der letzten Jahre!

Humor ist, wenn man trotzdem lacht (und singt)

Foto: The CW Network, Jede Folge ein Highlight: Die ausgeflippten Musical-Nummern.

Auf seine Inhalte bezogen ist "Crazy Ex-Girlfriend" ein eindeutiges Drama. Eine eigentlich witzige Figur etwa, ein Mann namens Greg, der zu Beginn noch wie ein Säufer-Klischee à la Charlie Harper aus "Two and a Half Men" anmutet, entpuppt sich schnell als Alkoholiker, über den man eigentlich so gar nicht lachen sollte. Und auch Depressionen, sexuelle Belästigung und weitere unpopuläre Themen sind dauerpräsent in der Serie. Ihre Themen mögen nicht witzig sein, aber ihre Präsentation ist es sehr wohl!

Nicht nur ist die Serie herrlich bunt und setzt auf knallige Farben, sondern sie nimmt sich selbst nie so ganz ernst. Rachel Bloom, die die Serie erdacht hat und selbst die Hauptrolle spielt, leistet phänomenal einen durchgehend selbstironischen Ton. Highlight in jeder Folge sind die Musical-Einlagen: Pro Folge gibt es 2-3 aufwendige Gesangs- und Tanznummern, von denen die meisten Bloom selbst übernimmt. Darin geht es um ihr Gefühlsleben, aber auch mal ganz unverschämt um sexuelle Orientierung oder die Freuden des Nichtstuns. Auf die Musikeinlagen sind die Serie und alle Beteiligten auch zurecht mächtig stolz: Die letzte Folge ist ein Konzert-Special, mit dem Titel: "Ja, wir singen wirklich selbst".

In seiner Wirkung spendet "Crazy Ex-Girlfriend" Trost und Kraft. Egal wie schwach und allein sich Rebecca fühlt: Zum Singen und Tanzen reicht es immer noch gerade so. Humor ist eben tatsächlich, wenn man trotzdem lacht. Oder anders gesagt: Gibt das Leben dir Zitronen, schmeiß einfach Konfetti zurück!

4 Staffeln kontroverses Wohlfühl-TV

Foto: The CW Network, Rebecca liebt den großen Auftritt. "Crazy" eben …

So gelingt es der herausragenden Serie, gleichzeitig aktuell und brisant zu sein und sich trotzdem leichtfüßig anzufühlen. Blooms offenherzige Chemie ist ansteckend, die Botschaft simpel und doch tiefgründig: Egal wie ungeliebt du dich fühlst, egal wie schlecht es dir manchmal geht, egal wie falsch du dich mal entscheidest – du verdienst es dennoch, geliebt zu werden.

Und weil jeder von uns Liebe verdient, sollten wir auch welche verschenken: Für "Crazy Ex-Girlfriend", eine Serie, der mehr Aufmerksamkeit gebührt. Wer sich in die Ode an Beziehungsneurotiker verlieben will, findet alle vier Staffeln mit den insgesamt 62 Folgen bei Netflix.