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"Chernobyl"-Serie: Tourismus in der Todeszone boomt auf Kosten des Anstands

Chernobyl 2019 Serie
"Chernobyl" rangiert derzeit auf Platz 1 der beliebtesten Serien aller Zeiten (IMDb) Sky

Die Sky-Erfolgsserie "Chernobyl",die in Zusammenarbeit mit HBO produziert wurde, ist nicht nur in Windeseile an "Game of Thrones" und Co. an die Spitze der Serien-Charts geklettert, sondern verursacht zugleich noch ganz andere Nebeneffekte.

Kaum eine menschlich verursachte Umweltkatastrophe war so schwerwiegend wie das Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986, in dessen Folge ein bis heute für Menschen unbewohnbares Gebiet in der Ukraine zurückblieb. Und zwar für die nächsten 20.000 Jahre. Nach dem Unglück stieg die Abtreibungsrate erheblich an. Der Grund: Radiophobia – die Strahlenangst. Zwischen 100.000 bis 200.000 Frauen entschieden sich damals für einen Schwangerschaftsabbruch.

Die Sky/HBO-Serie "Chernobyl" hat in 5 Episoden die Geschehnisse um den 26. April 1986 authentisch rekapituliert und seinen Zuschauern eindrucksvoll wieder ins Gedächtnis gerufen. Und das leider so gut, dass prompt zahlreiche Menschen in das verloren gegangene Stück Erde reisen wollen, um sich selbst in Szene zu setzen: Influencer.

Getrieben von Klicks und dem starken Drang nach Aufmerksamkeit, machen sie sich auf den weiten Weg in die Ruinen der Geisterstadt Prypjat, an der Nordgrenze der Ukraine. Mit seinen Schulen und Vergnügungsparks und dem trostlosen Sperrgebiet, der sogenannten "Exclusion Zone", und dem berühmt berüchtigten "Roten Wald", der hauptsächlich aus toten Bäumen besteht. Beste Kulisse für ein paar Schnappschüsse, um sich selbst in Szene zu setzen, denken sich viele.
Dumm nur, dass die Todeszone alles andere ist als ein Ort für das perfekte Instagram-Foto. Zahlreiche Menschen mussten ihre Existenz aufgeben. Ein wahr gewordener Albtraum, der ihnen Zuhause, Ehepartner und Kinder entrissen hat. Dabei haben Influencer sehr viel Macht – die CDU und Rezo können ein Lied davon singen. Mit ihren Followerzahlen lenken sie Meinungen, und üben Druck auf Marken und Servicedienstleister aus. Doch diesmal gibt es einen Rebound und der Shit-Storm schlägt ihnen selbst entgegen. Die Pietätlosigkeit ist tatsächlich kaum zu übertreffen. Als würde man Freudentänze auf so manchen Holocaust-Denkmal vollführen. Katastrophentourismus bzw. "Dark Tourism" nennt sich dieses Phänomen. Beim Reiseportal "Urlaubpiraten" kann man sogar Pauschalreisen buchen. Wie eine Krankheit (Influenza) befallen sie ganze Regionen, nur um ihr trauriges Leben mit ein paar Klickzahlen zu pushen und sich wie Heroinabhängige den nächsten Serotoninkick zu holen. Ganz nach dem Motto: Klick, Kick, Glück. Es ist wirklich bedenkenswert, was Menschen heutzutage im Netz für eine schamlose Selbstinszenierung betreiben. Facebook und andere soziale Netzwerke kommen mit ihren Hate-Speech-Policies kaum gegen die Massen an Hass im Netz an, Instagram dagegen verkommt mehr und mehr zu einer gedankenlosen Show fürs Ego - jedenfalls sind die Bilder aus Tschernobyl Beleg für ein Phänomen, welches längst nicht neu ist. Auch "Chernobyl"-Drehbuchautor und Serienmacher Craig Mazin selbst hat sich nun auf Twitter zu Wort gemeldet und bittet um ein bisschen Achtsamkeit und Empathie gegenüber dem Ort und seinen Opfern. Hoffen wir, dass dies bei den Wannabe-Famous-Models und Instagramern auch fruchtet.












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