Längst ist klar, dass "Babylon Berlin" trotz des großen Budgets von rund 40 Millionen Euro eine Erfolgsproduktion ist. Das belegt einerseits die Tatsache, dass bereits im Oktober diesen Jahres die Dreharbeiten für eine dritte Staffel beginnen. Andererseits zeigen das die blanken Zahlen und die schillernden Trophäen: "Babylon Berlin" wurde in über 90 Länder verkauft und erreichte national wie international ein Millionenpublikum. Sie ist die erfolgreichste nationale TV-Serie bei Sky Deutschland und die erfolgreichste fremdsprachige Serie bei Sky UK. Unter anderem räumte sie den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis ab.

Christine Strobl, Geschäftsführerin der ARD-Filmproduktionsfirma Degeto, zeigt sich dementsprechend euphorisch: "Ich glaube fest daran, dass es sieben, acht oder neun Staffeln geben wird.", sagte sie der Heilbronner Stimme am Freitag. Die dritte Staffel werde zehn bis zwölf Folgen umfassen und nicht wie die erste und zweite Staffel mit acht Episoden auskommen. In den Hauptrollen sind wieder Liv Lisa Fries als Charlotte Ritter und Volker Bruch als Gereon Rath zu sehen.

Volker Bruch im Video-Interview

Drogen im Fokus der 3. Staffel

Bruch wird dabei die zentrale Rolle spielen, denn in der dritten Staffel rückt seine Drogensucht noch mehr in den Fokus der Handlung. Wie Tom Tykwer im Gespräch mit TV SPIELFILM andeutete, wird in "Babylon Berlin" künftig ein dunkles Drogenkapitel der deutschen Geschichte beleuchtet werden. Bereits dem US-Magazin Hollywood Reporter verriert er: "Heroin in verschiedenen Formen konnte man damals sogar in der Apotheke kaufen. Ärzte haben Rezepte dafür ausgestellt. Wir haben das recherchiert. Mitte der Dreißiger wurden Methamphetamine immer präsenter, im Nachtleben wurde mit jeder Art von Drogen experimentiert", so Tykwer damals am Rande eines Film-Festes in Rom.

Bereits in den 16 Folgen der ersten und zweiten Staffel von "Babylon Berlin", die am 30. September im Ersten startet, konsumiert Gereon Rath einen Mix aus Morphium und Beruhigungsmitteln - zur Behandlung eines Kriegstraumas. "Es gab Tausende, denen es genauso ging", so Volker Bruch im Interview mit TV SPIELFILM. Aus dem 1. Weltkrieg kamen zahlreiche sogenannte Kriegszitterer, die ihre traumatischen Erlebnisse an den Frontlinien in Drogen-Cocktails ersäuften.

Hinzu kam das pulsierende Nachtleben in der Hauptstadt Berlin. Wie "Babylon Berlin"-Regisseur Achim von Borries im Gespräch mit uns erläutert, lag das an unterschiedlichen Faktoren: "Berlin war die Metropole der Zwanzigerjahre (...) und die prägende Stadt für Europa. Das hat damit zu tun, dass sich innerhalb ganz kurzer Zeit zwischen den Weltkriegen ein Nachholbedarf in der Gesellschaft manifestiert hatte, der dann explosionsartig zu dieser Blüte geführt hat."

Der faszinierende und zugleich verstörende Sündenpfuhl Berlins der Zwanzigerjahre kann in den nächsten Wochen auf Das Erste beobachtet werden. Die ARD zeigt auf dem "Tatort"-Sendeplatz am Sonntag ab 20.15 Uhr die ersten drei Folgen "Babylon Berlin". Danach erfolgt die Ausstrahlung immer donnerstags zur Primetime.

Viele weitere Staffeln

Sender

Gereon Rath (Volker Bruch) unter Drogen

Erfolgsautor Volker Kutscher ("Gereon Rath"-Romane) wird sich die Free-TV-Premiere von "Babylon Berlin" im Übrigen nicht anschauen. "Ich habe Babylon Berlin bereits mehrmals gesehen, daher werde ich wahrscheinlich nicht schauen. Aber ich bin sehr froh, dass die Verfilmung so gut geworden ist", sagte Kutscher der Rheinischen Post am Donnerstag. Doch nicht nur Fans der TV-Serie bekommen mit der Adaption des zweiten Gereon-Rath-Romans "Der stumme Tod" Nachschlag in Form einer dritten Staffel, auch bei den Romanen selbst geht es weiter. "Nach ,Marlow', der Ende Oktober erscheint, wird es auf jeden Fall noch zwei weitere, wahrscheinlich sogar drei weitere Romane geben. Die Serie soll im Jahr 1938 enden. Die Novemberpogrome sollen den Schlusspunkt setzen. Bis dahin will ich auf jeden Fall erzählen", sagte Kutscher der Rheinischen Post.

Vielleicht hat Christine Strobl also recht und am Ende zeigt die ARD tatsächlich acht oder neun Staffeln "Babylon Berlin". Die historisch akkuraten und enorm aufwändigen Kulissen nahe des Filmpark Babelsberg werden jedenfalls länger stehen bleiben, das Berlin der 20er und 30er Jahre ließe sich dort noch eine Weile nachstellen. Jetzt muss nur noch die Ausstrahlung in der ARD beweisen, dass es auch ein Jahr nach der Pay-TV-Auswertung noch genug Zuschauerzuspruch für die Millionen-Produktion gibt.