Für Filme, die mehr erzählen wollen als Sternenkriegsmärchen, ist das ein idealer Nährboden. Das Drama "Her" oder die kühle Sci-Fi-Studie "Ex Machina" etwa gewinnen allein dadurch, dass die Realität der gespenstischen Vision näher und näher kommt. Der "Marsianer" wäre nur halb so interessant, wenn der Planet nicht tatsächlich in greifbare Nähe gerückt wäre. Dass wir im Zeitalter der Zukunft leben, bedeutet für das Filmgenre ein Relevanz-Upgrade. Das lockt wiederum Regisseure, die sich für die neuen Möglichkeiten interessieren, Entertainment mit Kopfarbeit zu verbinden. Jüngster Fall ist Denis Villeneuves "Arrival". Im Kino starten mit "Ghost in the Shell" und "MindGamers" zwei weitere Beiträge. Unsere 15 Toptitel des expandierenden Fachgebiets Neo-Sci-Fi haben wir hier zusammengestellt.
Autor: Andreas Rolf
"Gravity", 2013
STORY Auffahrunfall im Orbit. Astronautin Sandra Bullock muss sehen, wie sie in ihrer Raumkapsel heil zur Erde zurückkommt.
CLEVER Schönheit, Einsamkeit, Dunkelheit und Stille im All hat der Film mit größter technischer Raffinesse spürbar gemacht. Jede Raumkreuzer-Action kann nach "Gravity" in den Plastikmüll. Das ist nicht eigentlich clever, aber extrem kunstvoll.
BRAIN-SCORE 3 von 5 möglichen Punkten
"Her", 2013
STORY Vereinsamter Grußkartentexter der Zukunft verliebt sich in das neue, personalisierte Betriebssystem seines Computers.
CLEVER Siri zu Ende gedacht: Was machen wir, wenn der Turing-Test obsolet geworden ist und die KI beginnt, unsere Gefühle und Sehnsüchte zu "bedienen"? Technologie-Reflexion in Form einer klugen Mensch-Maschine-Romanze.
BRAIN-SCORE 4 1/2 von 5 möglichen Punkten
"Inception", 2010
ein, leider tun seine Widersacher das Gleiche.
CLEVER Traumwelten als begehbare Landschaft und verschiedene Wirklichkeitsebenen, die sich nicht in die Quere kommen,
weil in ihnen die Zeit jeweils anders verläuft - Christopher Nolan verbindet Unterbewusstsein und Action und bleibt logisch. Genial.
BRAIN-SCORE Volle Punktzahl!
"Another Earth", 2011
CLEVER Der philosophische Indiefilm lässt vieles offen, denkt aber weiter als viele Zeitreise- oder Parallelweltspektakel: Er
plädiert für Ehrlichkeit statt Weltflucht.
BRAIN-SCORE 4 von 5 möglichen Punkten
"Interstellar", 2004
CLEVER Nolan hebelt wie in "Inception" unser Zeitbild aus und spielt raffiniert die Möglichkeiten durch, wie man Thrill erzeugt und die Physik ernst nimmt. Wenn man nach sieben Minuten zurückkommt, und die Kollegin neben dir ist 24 Jahre älter - das wirkt nach.
BRAIN-SCORE Volle Punktzahl!
"Looper", 2012
sich selbst abzuknallen. Er zögert.
CLEVER Auch Regisseur und Autor Rian Johnson löst die
Zeitreiseparadoxien nicht, aber welche Verwicklungen sie nach sich ziehen, zeigt sein Storykonstrukt mit Raffinesse.
BRAIN-SCORE 3 von 5 möglichen Punkten
"Arrival", 2016
CLEVER "Arrival" räumt mit dem Vorurteil auf, bei Sprachwissenschaft ginge es nur um dröge Grammatikregeln. Stattdessen deutet der Science-Thriller an, wie stark unsere Sprache unsere Sicht der Welt prägt.
BRAIN-SCORE 4 1/2 von 5 möglichen Punkten
"Children of Men", 2006
CLEVER Verpackt in eine Endzeitversion der Weihnachtsgeschichte wirken Themen wie Fremdenfeindlichkeit,
Überwachung und politischer Widerstand beklemmend aktuell.
BRAIN-SCORE 4 von 5 möglichen Punkten
"Der Marsianer", 2015
CLEVER Schon die Romanvorlage wurde für ihre wissenschaftliche Expertise über den grünen Klee gelobt. Dazu Matt Damon, der 'ne Party draus macht. Supermix - und längst fällige Huldigung an die Zunft der Botaniker.
BRAIN-SCORE 4 von 5 möglichen Punkten
"District 9", 2009
STORY Über Johannesburg gestrandete Insektoiden-Aliens werden in einer Art Flüchtlingslager gehalten und zu medizinischen Experimenten missbraucht.
CLEVER Analogien zur Apartheids- und Flüchtlingspolitik sind offenbar. Der pseudodokumentarische Stil verstärkt diesen Anspruchseffekt noch. Leider wird die Prämisse letztlich zugunsten konventioneller Action geopfert.
BRAIN-SCORE 2 von 5 möglichen Punkten
"Moon", 2009
STORY Kurz vor seiner Ablösung entdeckt ein Astronaut, der auf einer Mondbasis den Abbau von Helium überwacht, dass er nur ein Klon ist.
CLEVER Duncan Jones' Sci-Fi-Kammerspiel verknüpft
wissenschaftliche Fakten (Heliumvorräte des Monds könnten die Erde Tausende von Jahren mit Strom versorgen!) mit der philosophischen
Kernfrage nach dem Sinn der menschlichen Existenz.
BRAIN-SCORE 3 1/2 von 5 möglichen Punkten
"Edge of Tomorrow", 2014
CLEVER Wie jetzt? Immer dasselbe und dann auch noch mit
Tom Cruise? Noch bevor man das zu Ende gedacht hat, überzeugt die Sci-Fi-Zeitschleife durch irres Tempo und kluge Variationen der
Was-wäre-wenn-Frage.
BRAIN-SCORE 3 von 5 möglichen Punkten
"Sunshine", 2007
CLEVER Autor Alex Garland ("Ex Machina") und Regisseur Danny Boyle ("Trainspotting") bieten eine beeindruckende Technik auf -
die nur nichts nützt, wenn die Anwender versagen: eine fesselnde Studie menschlichen (Fehl-)Verhaltens in Extremsituationen.
BRAIN-SCORE 4 von 5 möglichen Punkten
"Ex Machina", 2014
CLEVER Wie Caleb darf man rätseln, ob die Roboterlady (Alicia Vikander) eine arme Gefangene oder eine Gefahr für die Menschheit ist. Schwierig, denn auf Avas Metallkörper spiegeln sich
vor allem menschliche oder genauer: männliche Projektionen.
BRAIN-SCORE 4 von 5 möglichen Punkten
"SnowPiercer", 2014
CLEVER Revolution und Klassenkampf in totalitären Strukturen: Mit den Mitteln des drastischen Actionblockbusters entwirft
Bong Joon-ho eine packende Gesellschaftsallegorie - inklusive
einem falschen Heilsversprechen.
BRAIN-SCORE 2 von 5 möglichen Punkten