Hans Zimmer ist einer der gefragtesten Filmkomponisten der Gegenwart, der schon unzähligen Blockbustern seinen musikalischen Stempel aufgedrückt hat und aktuell u. a. am neuen "James Bond"-Film arbeitet.
Der Oscarpreisträger (für "Der König der Löwen", 1995) untermalt aber nicht nur prestigeträchtige Großproduktionen. Wie jetzt im Podcast von Twenty Thousand Hertz herausgekommen ist, war sich Zimmer auch nicht zu schade, sein Talent für ein paar wenige Sekunden aufzuwenden. Allerdings hieß der Auftraggeber dafür auch Netflix.
Netflix: Musikalisches Tuning à la Hans Zimmer
Netflix-Nutzer kennen es ja, dieses unverwechselbare Geräusch, das aus zwei basslastigen Noten besteht, wann immer sie eine Eigenproduktion des Streamingdienstes anwerfen (oder diesen an sich starten, je nach Abspielgerät). Doch was im Heimkino funktionieren mag, muss nicht zwangsläufig auch für den großen Kinosaal geeignet sein.
Nein, dafür gebraucht es etwas Größeres und Glamouröseres. Und dank Zimmer gibt es das Ergebnis auch zu hören, wann immer Netflix einen ganz besonderen Titel wie "Roma" oder "Marriage Story" auf die große Leinwand bringt. Dazu hat sich das Musikgenie ein neues orchestrales Arrangement ausgedacht, das wenig verwunderlich auch deutlich länger läuft als das übliche Geräusch. Dazu passend ist auch die Animation aufwendiger geraten, um dem Ganzen gerecht zu werden. Auf dem Höhepunkt am Ende ist das typische "Ta-Dum" dann doch noch unter dem ganzen anderen Klangteppich zu vernehmen:
Netflix-Geräusch: Es sollte eine Ziege werden
Das "Ta-Dum" ist übrigens das Resultat einer langwierigen, einjährigen Suche nach einem passenden Geräusch, wie Netflix-Produktvizepräsident Todd Yellin verriet. Der oscarprämierte Ton-Designer Lon Bender ("Braveheart", "Die Tribute von Panem") hat eine Liste an Tönen zusammengestellt, von denen einige in die engere Auswahl kamen.
Darunter waren das Geräusch für Unterwasserblasen – und das Meckern einer Ziege. Tatsächlich standen die Chancen für letzteren Vorschlag ziemlich gut: "Ich mochte das Geräusch der Ziege", so Yellin. "Es war lustig, schräg und unsere Version von MGMs Leo, dem Löwen".
Am Ende bekam aber das "Ta-Dum" den Zuschlag, da es bei Umfragen sehr gut ankam: Befragte beschrieben es als "dramatisch" oder assoziierten es mit einem "Anfang". Und auch an Filme mussten viele denken, ohne zu wissen, dass sie zu Netflix befragt wurden. Der Sound entstand übrigens, indem Bender seinen Ehering auf seinen Nachttisch klopfte und später noch eine rückwärts abgespielte Gitarre einfließen ließ.