Wer nicht tief drin in der Comic-Materie steckt, kann von den Verfilmungen schnell mal überfordert werden. In nur 15 Jahren gab es immerhin drei verschiedene Versionen von Spider-Man auf den Leinwänden zu sehen – jede davon mit ihrer eigenen Filmreihe. Für besonders viel Irritation sorgt aber der neueste Spaß aus dem Hause DC Comics: "The Suicide Squad". Wer nämlich den Trailer anschaut, die Inhaltsangabe liest oder nur den Titel hört, wird unweigerlich denken: "Den Film gab es doch schon."
Fünf Jahre zuvor erschien immerhin bereits "Suicide Squad", mit teils gleicher Besetzung, ähnlicher Handlung und dem gleichen Konzept. Trotzdem findet sich die Zahl "2" nicht im Titel des neuen Films. Wie ist das also zu verstehen? Welche Filme muss man vor "The Suicide Squad" wirklich gesehen haben? Und ist der Film jetzt eine Fortsetzung oder nicht? Gar nicht so leicht zu beantworten …
Was sagt der Macher von "The Suicide Squad" dazu?
Während der 2016er Film damals von David Ayer inszeniert wurde, saß bei der neuen "Suicide Squad"-Verfilmung James Gunn auf dem Regiestuhl, der bei Marvel für die Filme der "Guardians of the Galaxy" verantwortlich ist. Gunn hat zu der Frage, ob sein "The Suicide Squad" nun Fortsetzung oder Neustart sei, bereits gegenüber der New York Times Stellung bezogen:
"Ich wollte das schaffen, was ich für die ‚Suicide Squad‘ hielt. Wenn ich auf Davids Film reagieren würde, wäre er der Schatten von Davids Film. Ich wollte, dass es etwas völlig Eigenes wird. Als Warner Bros. sagte, sie wollten, dass ich den Film mache, sah ich mir den ersten Teil zum allerersten Mal an, und ich rief sie zurück und fragte: ‚Was muss ich von diesem Film behalten?‘ Und sie sagten: ‚Nichts.‘ Sie sagten: ‚Hör zu, wir würden uns freuen, wenn Margot Robbie in dem Film mitspielt, aber sie muss nicht dabei sein.‘ Ich konnte mir ganz neue Charaktere aussuchen oder die gleichen Charaktere aus dem Vorgänger behalten."
Margot Robbie, die in beiden Filmen als Harley Quinn zu sehen ist, blieb an Bord, auch Viola Davis, Joel Kinnaman und Jai Courtney wurden für Gunns Film übernommen. Der restliche Cast wurde allerdings komplett ausgetauscht.
"The Suicide Squad" ist also ein Neustart, wenn James Gunn so über seinen Film spricht. Richtig? Nun, nicht so ganz …
Für sich alleinstehende Fortsetzung
Wer "The Suicide Squad" im Kino sieht, wird feststellen: Der Film folgt sehr wohl der bisherigen Kontinuität des Vorgängers. James Gunn hat nicht nur vier der Schauspieler und ihre jeweiligen Rollen beibehalten, sondern diese vier Figuren haben im Film auch eine deutliche Beziehung zueinander. Insbesondere zwischen Harley Quinn (Robbie) und Rick Flag (Kinnaman) wird eine Art Freundschaft dargestellt, in Dialogen wird sogar erwähnt, dass die beiden eine gemeinsame Vorgeschichte haben, die sie mit den anderen Figuren nicht teilen. Diese Vorgeschichte ist – natürlich – "Suicide Squad".
Zu Beginn des Films fragt Captain Boomerang (Courtney) seine Freundin Harley sogar, wieso sie wieder Teil der "Suicide Squad" ist. Hier wird nicht nur erwähnt, dass es dieses Selbstmordkommando also schon länger gibt, sondern auch darauf angespielt, dass Harley Quinn am Ende des 2016er Films aus dem Gefängnis fliehen konnte und dann im Film "Harley Quinn: Birds of Prey" ein Solo-Abenteuer in Freiheit erlebte.
Gesehen haben muss man aber weder "Suicide Squad" noch "Harley Quinn: Birds of Prey", um den neuen "The Suicide Squad" im Kino zu genießen: Von diesen wenigen Anspielungen abgesehen, steht der Plot des neuen Films komplett für sich. James Gunn hat sein ganz eigenes Ding durchgezogen – aber die vorherigen Filme immerhin nicht verleugnet.
Ein kleiner Tipp jedoch: Wer so gar keine Ahnung hat, was es genau mit dem Prinzip hinter der Suicide Squad auf sich hat, sollte zumindest eine Zusammenfassung des ersten Films lesen. Gunn erklärt das nämlich nicht groß noch einmal, während der Originalfilm fast die Hälfte seiner Laufzeit dafür aufgebracht hat, das Konzept "Suicide Squad" zu erklären.