Update vom 14. November: Heute startet "The Irishman" in ausgewählten deutschen Kinos - in wirklich wenigen ausgewählten Kinos. Mit Cinemaxx und Cinestar verzichten zwei der größten Ketten auf den Film. In der ursprünglichen Nachricht könnt ihr nachlesen warum.

Update vom 4. September 2019: Das Bundeskartellamt hat uns gegenüber bestätigt, dass das Prüfverfahren zur Übernahme von Cinestar durch Vue immer noch nicht abgeschlossen ist und die Frist dafür verlängert wurde bis zum 31. Dezember 2019. Der Prozess wird also aller Voraussicht nach noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Sollte dieser bis zum Start von "The Irishman" noch nicht abgeschlossen sein, wäre Cinestar zumindest nicht von der Vue-Entscheidung betroffen, den Film nicht zu zeigen.

Update vom 29. August 2019, 14 Uhr: Nun liegt uns auch eine Rückmeldung von Cinemaxx vor. Darin wird zunächst einmal bestätigt, dass Vue tatsächlich auf "The Irishman" verzichten wird. Außerdem heißt es: "Aktuell liegt Cinemaxx keine Anfrage seitens Netflix vor, ob wir 'The Irishman' in unseren Kinos zeigen. Generell können wir aber sagen, dass das Statement von VUE auch unsere Policy widerspiegelt."

Update vom 29. August 2019, 10:30 Uhr: Mittlerweile hat Cinestar auf unsere Anfrage reagiert. In einem Statement heißt es, dass "The Irishman" noch keinen deutschen Verleih habe und es deshalb noch keinen konkreten Ansprechpartner dazu gebe. Von daher sei der Film bei Cinestar noch kein Thema.

Noch ist allerdings unklar, ob ein Verleiher überhaupt einen Einfluss auf die Entscheidung Vues nehmen kann oder nicht. Eine entsprechende neue Anfrage wurde bereits gestellt.

Es folgt die ursprüngliche Nachricht:

Martin Scorsese, Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci machen einen gemeinsamen Gangsterfilm – und Filmfans auf der ganzen Welt flippen aus. De Niro und Pacino haben schon "Heat" zu einem modernen Klassiker gemacht und dann wären da noch Werke wie "Goodfellas" oder "Casino", an denen Scorsese, De Niro und Pesci mitgewirkt haben und die absolute Dauerbrenner sind, besonders wenn es um das organisierte Verbrechen im Kino geht. Klar, dass ihr neuer Film "The Irishman" schon im Vorfeld hohe Wellen schlägt.

Das Mafia-Epos, das laut Collider satte 210 Minuten lang gehen soll, ist ein Netflix-Original und wird demzufolge natürlich auf der Streamingplattform erscheinen. Wie Variety berichtet, wird das Werk aber zuvor schon für eine kurze Zeit in ausgewählten Kinos gezeigt. Allerdings häufen sich schon Proteste aus der Branche – mit Auswirkungen auch auf den deutschen Markt.

Netflix & Kino: Es ist kompliziert!

"The Irishman" soll am 27. November 2019 bei Netflix erscheinen, aber schon ab dem 1. November können interessierte Kinogänger in den USA auch ein Ticket lösen gehen – andere Länder werden sicher noch folgen. Noch steht nicht eindeutig fest, über wie viele Leinwände weltweit der Film flimmern wird, aber Insider vermuten, dass Netflix eine ähnliche Strategie fahren wird wie 2018 schon mit "Roma", der drei Oscars gewann.

Problematisch bei diesem Vorhaben ist, dass viele große Kinoketten seit jeher Netflix gegenüber nicht besonders wohlgesonnen sind, handelt es sich doch schließlich um den großen Konkurrenten aus dem Streamingbereich, der den Lichtspielhäusern die Kundschaft abzugraben vermag. Unbestätigten Quellen zufolge seien aber viele Kinobetreiber bereit, "The Irishman" für 70 statt der üblichen 90 Tage zu zeigen – aktuell sieht der Plan allerdings lediglich ein Zeitfenster von 26 Tagen vor. In den USA ziehen sich deshalb schon Ketten wie AMC zurück.

Netflix-Widerstand in Europa

Erwartungsgemäß schmeckt das vielen Betreibern nicht und wie Deadline berichtet, regt sich nun Widerstand in Europa. Cineworld, Odeon und Picturehouse werden den Thriller nicht zeigen. Die Kette Vue, die über mehr als 228 Kinos und 2000 Leinwände auf dem ganzen Kontinent verfügt, hat nun in einem offiziellen Statement mitgeteilt, dass man "The Irishman" nicht ins eigene Programm aufnehmen werde. Die firmeneigene Politik sei es, Filmen ausschließlich eine komplette Veröffentlichung zu ermöglichen und da dies wegen Netflix nicht gewährleistet werden kann, verzichtet man also auf Scorseses neueste Arbeit.

Cinemaxx & Cinestar

Dies wird aller Voraussicht nach auch Auswirkungen auf den deutschen Kinomarkt haben: Hierzulande betreibt Vue nämlich seit einigen Jahren die Cinemaxx-Kette und damit eine der größten Kinomarken in Deutschland. Es ist demnach davon auszugehen, dass Vues Entscheidung länderübergreifend für alle Häuser und damit auch für alle Cinemaxx-Kinos gilt. Eine entsprechende Presseanfrage von TV SPIELFILM mit der Bitte um eine Bestätigung wurde bereits gestellt und blieb zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels noch unbeantwortet.

Unklar ist auch, wie es sich mit Cinestar verhalten wird. Die größte Kinokette Deutschlands steht kurz vor der Übernahme durch Vue und nach letztem Kenntnisstand muss nur noch das Bundeskartellamt grünes Licht für das Geschäft geben. Filmfreunde müssen deshalb davon ausgehen, dass "The Irishman" auch in den zahlreichen Cinestar-Häusern nicht gezeigt wird. Eine entsprechende Anfrage an den Konzern wurde ebenfalls gestellt und wurde bislang noch nicht beantwortet.

Ob sich "The Irishman" für Netflix zu einem rentablen Geschäft entwickeln wird? Die Produktionskosten in Höhe von 175 Millionen US-Dollar haben jedenfalls Blockbusterniveau und in diesem Zusammenhang dürfte es schwer werden, erfolgreich zu sein, wenn so viele Kinos eine Zusammenarbeit verweigern. Ungeachtet dessen darf man aber gespannt darauf sein, was Scorsese und seine Stars vorlegen werden – hier ist der Trailer: