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Tatort-Kritik: Das taugt der erste Fall nach der Sommerpause

Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski)
Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, r.) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) ermitteln Sender

Die Tatort-Saison beginnt mit einem Psychokrimi mit dem Dresdner Ermittlerteam, das den Mord an einem bekannten Szenegastronomen aufklären muss. Der Höhepunkt ist die starke Performance von Britta Hammelstein, ehemals Til Schweigers Assistentin im Hamburger-Tatort.

"Wenn man jung ist, denkt man immer, der Tod trifft nur die anderen…" Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) ist sichtlich schockiert: Sein guter Bekannter Joachim Benda wurde in der Nacht im Büro seines Szenerestaurants erschossen. Sechs bis sieben Kugeln, eine in den Kopf.

Mafiamethoden in Dresden? Bendas Frau Katharina (Britta Hammelstein) erzählt kurz darauf Schnabels Kolleginnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) von der diffusen Bedrohungslage der letzten Wochen: Maskierte Männer sollen in die Familienvilla eingedrungen sein, ihr Leben und das der beiden Söhne Viktor (Juri Sam Winkler) und Valentin (Caspar Hoffmann) war in Gefahr.

Offenbar sollte Joachim Schutzgeld zahlen. Für Schnabel klingt das alles plausibel – doch auf Gorniak und Winkler wirkt die äußerlich gefasste Katharina Benda psychisch instabil. Gleichwohl hat sie ein felsenfestes Alibi für die Tatzeit…

Tatort: Nemesis: Unser Fazit

Man muss kein Psychologe sein, um sich relativ schnell einen Reim auf die Vorgänge bei Familie Benda zu machen. Die fabelhafte Britta Hammelstein und ihre beiden talentierten jungen Kollegen schaffen aber intensive, fordernde Momente, die das sensibel erzählte Krimidrama sehenswert machen. Insgesamt ein gelungener Start nach der "Tatort"-Sommerpause.

Britta Hammelstein: Nach Schweiger-Tatort die Seiten gewechselt

Foto: Sender, Britta Hammelstein
Was stimmt nicht mit dieser Frau? Während ratlose Dresdner Ermittler mehr und mehr ins Zappeln geraten, verrät die Witwe des Mordopfers mit keiner Regung, ob und wie es in ihr bebt.

Britta Hammelstein hält das Reglose lange durch. Ausbrechen aber kann sie auch. So wie 2012, als die damals 30-Jährige das Bild von der kontrollierten Pferdeschwanz-Polizistin zu Fall brachte. In gewohnter Sat.-1-Manier war die Rolle der Lucy Palm zwar ordentlich over the top, aber Hammelsteins Mix aus Sturheit und Sensibilität überzeugte. Das Krimiformat verfehlte knapp die angepeilte Quote und war nach zwei Fällen TV-Geschichte.

Für Britta Hammelstein, die während des Drehs dreimal die Woche abends noch in München auf der Bühne stand, öffnete sich bald die nächste Tür. Die bekennenden Palm-Fans Til Schweiger und Christian Alvart luden die Ex-Leistungsturnerin aus der hessischen Provinz zum Casting und engagierten sie für vier Schweiger-Einsätze am Tatort Hamburg. Als Büro-Assi und Datenprofi stieg Hammelstein nüchtern bebrillt ein, am Ende rettete sie Tschiller das Leben. Einfach mal so den Spieß umgedreht. Chapeau!

Um diesen Rollentausch glaubhaft zu spielen, durfte es von nichts zu viel sein. Keine Püppi, keine zarte Haut. Was nicht heißt, dass Hammelstein mit Schwäche nicht kann. Im Kino verirrt sie sich gern in Sinnsuchen jeder Art. Dann kann sie wunderbar komisch sein. Zuletzt als ausgebrannte Jung-Juristin in "Ferien", demnächst als Achtziger-Esoterik-Fee in "Petting statt Pershing" (Kinostart: 5.9.). Dabei blitzt durch alle Verkleidungen immer Hammelstein durch. Garantiert fängt ihr Blick die Zuschauer  demnächst in dem TV-Dokudrama "Die Irrfahrt der St. Louis". Sie spielt Martha, eine von 937 jüdischen Passagieren, deren Flucht aus Nazideutschland 1939 zur  Odyssee gerät.