Nachdem Thanos die Hälfte aller Lebewesen im gesamten Universum weggeschnippt hatte und später von einer Armada an Superhelden in "Avengers: Endgame" endgültig besiegt wurde, schien das MCU erstmals einen entscheidenden Wendepunkt erreicht zu haben – wie sollte es jetzt, nach dem Tod von Tony Stark und dem Ausscheiden von Captain America, weitergehen? Ganz einfach: Neue Helden braucht das Land! Großmaul Deadpool kündigt sich sehr zur Freude vieler Fans bereits an.

Mit "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" ist nun ein weiterer, fürs Kino neuer Held vorstellig geworden. Dabei handelt es sich um den ersten asiatischen Marvel-Superhelden mit seinem eigenen großen Film, der auch tatsächlich zuerst exklusiv auf der großen Leinwand erschienen ist – gut fürs Kino, wenngleich Disney mit "Black Widow" schon eine andere Strategie mit Streaming zum Erfolg brachte.

In "Shang-Chi" geht es aber nicht nur um den Titelhelden, sondern auch um die Organisation Ten Rings. Deren Logo tauchte das erste Mal in "Iron Man" auf. 14 Jahre später hat es sich allerdings verändert. Und wie das Branchenmagazin Variety berichtet, gab es deswegen in der Vergangenheit auch Beschwerden auf politischer Ebene.

Shang-Chi: Mongolisch zu chinesisch

Die Designerin Dianne Chadwick zeigte in ihrem originalen Design traditionelle mongolische Schriftzeichen, die wiederum die Namen alter mongolischer Stämme bilden. Doch nachdem das Logo auch in "Iron Man 3" 2013 zu sehen war, schickte die mongolische Regierung einen Brief an Marvel-Boss Kevin Feige. Darin gab man zu verstehen, dass man sich angegriffen fühlte im Anbetracht der Tatsache, dass mongolische Schrift und damit das kulturelle Erbe des Landes im Film mit einer terroristischen Organisation in Verbindung gebracht wurde.

Nun sind in "Shang-Chi" aus den mongolischen Schriftzeichen chinesische geworden. Chadwick selbst bedauerte, dass ihr Logo Menschen in der Mongolei erzürnte. Doch wie sich jetzt herausstellen sollte, zeigt nun die damalige Kulturministerin Oyungerel Tsedevdamba Reue über ihre damalige formelle Beschwerde. Denn jetzt findet sie die damalige Entscheidung "brillant".

China, Mongolei und Marvel: Ein kompliziertes Verhältnis

Denn in der Zwischenzeit ist so einiges passiert. 2020 begann nämlich die chinesische Regierung, die Lehre der alten mongolischen Schrift innerhalb der Mongolei zu verbieten, was ihre Existenz bedrohte und zu Protesten führte. Das ist aber nicht das erste Mal, dass die mongolische Kultur bedroht wurde: Nach mehr als vier Jahrzehnten unter kommunistischer Unterdrückung galt die traditionelle Schrift 1990 als fast vollständig ausgelöscht.

Tsedevdamba verglich ihre damalige Beschwerde mit einem Kind, das sich über Brot beklagt, weil es eben kein Kuchen sei. "Aber wenn selbst das Brot verschwindet, sieht plötzlich alles gut aus, sogar ein Terroristenlogo." Sie wünschte, Marvel hätte an der Nutzung der mongolischen Schrift festgehalten und sie beschreibt ihre frühere Entscheidung als "unwichtig" und "kontraproduktiv". Denn das alte Logo habe die Schrift in Kinos weltweit gebracht. "Ich wünsche mir, dass die Welt sie nutzt, in jedem Film, auf jede Weise."

Unbekannt bleibt aber der wahre Grund für die Änderung ins Chinesische. Tsedevdamba glaubt jedenfalls, dass ihr Brief nichts damit zu tun hatte, da sie nie eine Bestätigung über dessen Erhalt bei Marvel erhalten habe – und dadurch auch nie eine Antwort. Stattdessen glaubt sie, dass es lediglich um eine Anbiederung an den kommerziell mächtigen Markt in China geht, zumal die Abänderung auch politisch wie geschäftlich die sicherere Entscheidung gewesen sein dürfte.

"Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" ist seit dem 2. September 2021 auch in deutschen Kinos zu sehen. Hier ist der Trailer: