Wenn die Oscar-Verleihung ein Boxkampf ist, liegt "The Social Network" jetzt bis 9 angezählt auf dem Boden. Monatelang galt David Finchers Drama über die Gründerzeit von Facebook als sicherer Oscar-Gewinner, räumte einen Kritikerpreis nach dem anderen ab und schickte sich an, als einer der meistprämierten Filme aller Zeiten in die Kino-Annalen einzugehen. Doch auf einmal ist alles ganz anders.

Erst hatte "The Social Network" bei der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen das Nachsehen und fuhr mit acht nur die drittmeisten Nominierungen nach "The King's Speech" (13) und "True Grit" (10) ein. Ein Warnzeichen, aber noch kein Grund zur Beunruhigung - schließlich ist die Anzahl der Nominierungen längst keine Garantie mehr darauf am Ende auch die Nase vorne zu haben. Als Entscheidendes Kriterium hatte sich in den letzten Jahren immer die Gildern der Schauspieler und besonders der Regisseure hervorgetan und da galt David Fincher noch immer als Favorit. Doch am Wochenende kam es zu der Sensation, die den letzten Sargnagel in die Oscar-Kampagne von "Social Network" geschlagen haben düfte.

Erst räumte Regisseur Tom Hooper bei der Director's Guild of America den Preis als Besten Regisseur ab, dann kürte die Schauspieler-Gilde "The King's Speech" auch noch zum Film mit dem Besten Ensemble und Colin Firth zum Besten Hauptdarsteller. Mit dieser Unterstützung im Rücken (die Schauspieler machen den Großteil der Oscar-Wähler aus) dürfte klar sein, wer am 27. Februar die Trophäe als Bester Film im Empfang nehmen wird. Sogar ein Durchmarsch mit 8-10 Auszeichnungen scheint nicht mehr ausgeschlossen zu sein. Ein weiterer Erfolg für Produzent Harvey Weinstein. Der zeichnete sich in den 90er Jahren durch sündhaft teure Oscar-Kampagnen aus und - so sagen Kritiker - erkaufte u.a. "Shakespeare in Love" die Goldtrophäe.