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Netflix-Geheimtipp: Ein Horrorfilm mit Grips und ungewöhnlichem Hintergrund

Szene aus Under The Shadow mit Hauptdarstellerin Narges Rashidi (rechts)
Szene aus "Under The Shadow" mit Hauptdarstellerin Narges Rashidi (rechts). Imago Images/Kit Fraser, Montage: TV SPIELFILM

Das Horrorfilmgenre mag oberflächlich betrachtet aus den immer gleichen Grausamkeiten bestehen, doch Fans wissen, dass es sehr viele Spielarten innerhalb dieser Sparte gibt, die mitunter auch einzigartige historische wie kulturelle Färbungen erhalten. Wie zum Beispiel "Under The Shadow", unserem Netflix-Geheimtipp.

Wenn Netflix jeden Monat die neuesten Film- und Serienhighlights präsentiert, dann findet sich für gewöhnlich auch immer eine bunte Mischung quer durch alle Genres. Eine Kategorie, die beim Streamingdienst schon seit jeher ganz großgeschrieben wird, ist Horror. Ob nun eine Serie wie "Spuk in Bly Manor" oder ein lizenzierter Schocker wie "The Witch", Freunde des gepflegten Grusels kommen immer auf ihre Kosten.

Aber natürlich gibt es auch im Horrorfilmbereich die bekannten Blockbuster wie "Es" und die vielen eher obskureren Titel, die oft übersehen werden – ob nun verdient oder nicht. Ganz sicher nicht verdient hat das "Under The Shadow", der aktuell bei Netflix zu sehen ist.

Under The Shadow: Horror im Iran

In Deutschland lief "Under The Shadow" nur während des Fantasy Filmfestes und beim Filmfest Oldenburg auf der großen Leinwand, ein regulärer Verleih fand sich dann aber anschließend nicht. Auch insgesamt ging die Regiearbeit von Babak Anvari in nur wenigen Ländern an den Start, wo er regelrecht unsichtbar blieb: Angaben bei Box Office Mojo nach spielte "Under The Shadow" weltweit lediglich 133.000 US-Dollar ein – ein Witz. Da verdient umgerechnet Superstar Tom Cruise für nur zehn Sekunden Text mehr!

Dabei zeigte sich die internationale Presse schwer angetan vom Gruselfilm: Bei Metacritic wurde aus allen berücksichtigten Besprechungen eine durchschnittliche Punktezahl von exzellenten 83 von 100 möglichen Punkten aggregiert. Bei Rotten Tomatoes wiederum sind 99 Prozent aller Kritiken positiv bei 90 Rezensionen insgesamt. Dazu kommt, dass von den mehr als 2500 eingegangenen Zuschauerstimmen 73 Prozent ebenfalls gut ausfielen.

Ein Ergebnis, das wohlverdient ist, denn einen Film wie "Under The Shadow" sieht man besonders im Horrorgenre nicht so häufig. Nicht nur, weil generell eine internationale Co-Produktion von Iran, Jordanien, Katar und dem Vereinigten Königreich in persischer Sprache eine eher weniger gängige Erscheinung im Gruselbereich ist. Tatsächlich besticht der Titel auch mit ganz eigenen Qualitäten, die stark vom gewählten gesellschaftshistorischen Kontext gefärbt sind und viel Raum für feministische und system- wie religionskritische Lesarten bieten. Als reiner Unterhaltungsfilm indes gibt sich das Drehbuch subtil, die konventionellen Spielereien zur Spannungserzeugung werden langsam und rar eingesetzt.

Under The Shadow: Böse Geister reiten auf Rakete ein

Und darum geht es: Während des ersten Golfkrieges und nur wenige Jahre nach der islamischen Revolution im Iran lebt Shideh (Narges Rashidi) mit ihrem Mann Iraj (Bobby Naderi) und ihrer gemeinsamen Tochter Dorsa (Avin Manshadi) in Teheran. Shideh möchte gerne weiterhin Medizin studieren, aber weil sie sich zuvor politisch links engagiert hatte, wird ihr nun eine Rückkehr an die Uni verweigert. Stattdessen muss sie zu Hause bleiben, wo sie sich als Mutter neu beweisen muss, während an ihr gezweifelt wird. Dann eines Tages kracht eine Rakete durchs Hausdach und mit ihr dringt nicht nur der Krieg endgültig in die eigenen vier Wände, sondern auch etwas ganz anderes …

Der Trailer zu "Under The Shadow" Verleih