Mit einem frisierten schwarzen Auto geht ein bestialischer Täter des nachts auf die Jagd. Mit einem Nachtsichtgerät beobachtet er junge Männer, die er mit ausgeschalteten Fernlichtern anfährt und mehrmals überrollt.

Der Bremer-Tatort "Nachtsicht" (12. März) schockiert mit unheimlichen Bildern, ausgerechnet eine Woche nachdem in Deutschland Raser für ein illegales Autorennen mit Todesfolge erstmals wegen Mordes verurteilt wurden.

Der "Tatort" greift mit dem Auto als tödlicher Waffe auf ein Horrormotiv zurück, das in den 1970er-Jahren eine seltsame Blüte erreichte. In einer Zeit,in der das Autofahren durch die Ölkrise und ein gestiegenes Umweltbewusstsein seine Unschuld verloren hat. Wir zeigen eine Auswahl dieser "Carsploitation"-Filme.

Duell (1971)

Mit diesem unfassbar spannenden Highway-Horror feierte Steven Spielberg seinen Durchbruch als Regisseur. Der biedere Handelsvertreter David Mann (Dennis Weaver) wird auf der Landstraße ohne jeden Grund von einem Sattelschlepper attackiert. Da der Fahrer des Trucks nie ganz zu sehen ist, erscheint sein bedrohliches Vehikel als monströse Urgewalt. Anders als in den Road Movies der 60er-Jahre ist der Highway kein Versprechen von Freiheit mehr sondern eine Todesfalle - in der der Held seine Männlichkeit wiedererlangen muss um zu überleben. Die Mutter aller Killerautofilme spiegelt eine tiefe Verunsicherung in der amerikanischen Gesellschaft wieder.

Die Autos, die Paris auffraßen (1974)

Weder die Hauptstadt von Frankreich noch Paris, Texas, sondern ein australisches Kaff wird in dem skurrilen Frühwerk von Peter Weir ("Picknick am Valenstinstag", "Die Truman-Show") von mörderischen Autos heimgesucht. Auf der Landstraße zum Provinzkaff hat Arthur (Terry Camilleri) einen schweren Autounfall. Er überlebt - und beobachtet seltsame Dinge: Aufgemotzte Autos terrorisieren Paris, überall liegen ausgeschlachtete Wracks herum. Offenbar leben die Bürger von Autos - und fürchten sie zugleich... Kleine B-Film-Perle mit satirischem Biss.

Frankensteins Todesrennen (1975)

Im Windschatten von "Duell" entstanden etliche Filme über mörderische Autos, die schon bald Carsploitation Movies genannt wurden. Ein Prachtexemplar ist diese dystopische Action aus der Trash-Schmiede von Roger Corman, mit dem jungen Sylvester Stallone und bizarr aufgemotzten Karren: In den faschistischen USA von 2000 findet ein mörderisches Autorennen von New York nach L. A. statt. Für Unfalltote gibt's Bonuspunkte... "Death Race 2000" (Originaltitel) nahm zynische Computerspiele wie "Grand Theft Auto" vorweg.

Der Teufel auf Rädern (1977)

Dieses Kuriosum von Elliot Silverstein ("Der Mann den sie Pferd nannten") über einen teuflischen schwarzen Sedan verbindet zwei Horrortrends der 70er: Die Carsploitation und die Besessenheits-Filme, die nach dem Megaerfolg von "Der Exorzist" aus dem Boden schossen. Als technischer Berater des schlecht gealterten B-Films wird im Abspann übrigens Anthony LaVey genannt, berüchtigter Gründer der Church of Satan.

Mad Max (1979-2015)

Auf dem australischen Highway ist in naher Zukunft die Hölle los. In der Mad Max-Saga werden Autos trotz oder gerade wegen der Benzin-Knappheit zu Fetischen, die gerne auch als Mordwaffen genutzt werden. Im Lauf der Reihe werden die Karren zu immer bizarreren Konstruktionen, bei denen Mensch und Maschine immer mehr verschmelzen, wie auf unserem Bild aus Mad Max 2 (1981).

Christine (1983)

Als ob er geahnt hätte, dass er einmal lebensgefährlich von einem Wagen erfasst wird. Stephen King war schon immer von mörderischen Autos besessen. In seinem Roman "Christine" von 1983, der noch im selben Jahr kongenial von John Carpenter verfilmt wurde, rächt sich der titelgebende 58er Plymouth eigenmächtig bei allen Feinden seines Besitzer Arnie (Keith Gordon).

Deadproof (2007)

Bekanntlich liebt Quentin Tarantino Genrefilme der 70er-Jahre. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis er auf das Motiv der Killerautos stieß. In seiner Hommage an die Bahnhofskinofilme der Dekade rammt Kurt Russell in einem furchteinflößenden Chevy Nova arglose Autofahrer. Bis er an die Falschen gerät: Stuntfrau Zoë (Zoë Bell) und ihre toughen Chicks (u. a. Rosario Dawson)...

Autor: Sebastian Milpetz