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Sido in "Eine Braut kommt selten allein"

Sido in Eine Braut kommt selten allein
Das Erste

Rapper Sido und Schauspielerin Michelle Barthel über die Arbeit an einer TV-Komödie, die nicht nur witzig ist: "Eine Braut kommt selten allein"

Sie spricht nicht seine Sprache, ist ihm zu jung und entstammt einer völlig fremden Kultur. Trotzdem werden Johnny und die Romni Sophia - soeben ihrer Hochzeit aus Belgrad entflohen - in der TV-Komödie "Eine Braut kommt selten allein" ein Paar. Wie der Titel andeutet, steht bei ihnen schon bald eine Großfamilie Roma vor der Wohnungstür. Chaos ist programmiert, auch weil Sophias Eltern, Onkel, Tanten, Neffen und Cousinen bald die Abschiebung droht.
In seinem dritten Film spielt Sido einen sympathischen Großstadt-­Loser, der angesichts immer neuer Probleme zu großer Form aufläuft. Im Gespräch verraten der Rapper und Filmpartnerin Michelle Barthel, warum Schauspieltechniken auch hinderlich sein können.

Vom Buddyspaß in "Halbe Brüder" zu einem nachdenklichen Charakter in einer Komödie, ein großer Schritt?
Sido: Nee.

Die folgerichtige Weiterentwicklung als Schauspieler?
Sido: Also, mich fordert jeder Film - und zwar extrem. Leider. Das ist aber auch der Grund, warum ich das mache: weil es mich herausfordert. Musik macht das nicht mehr so sehr.

Du stehst diesmal im Mittelpunkt, mit vielen Nahaufnahmen. Wie hast du dich darauf eingestellt?
Sido: Da ich das Technische bei den ersten beiden Filmen lernen musste, konnte ich mich jetzt mehr aufs Spielen konzentrieren. Darauf, das zu machen, was ich in der jeweiligen ­Situation auch machen würde. Das ist nicht wirklich Spielen. Ich mag es ­eigentlich gar nicht, wenn Leute spielen. Wenn ich über einen Schauspieler sage, der spielt, meine ich das nicht als Kompliment.

Wie war es für die Grimme-Preis­trägerin mit Sido als "Spiel"-Partner?
Michelle Barthel: Ich habe mir nie die Frage gestellt, ob es vielleicht anders sein könnte, mit einem Musiker als "Spiel"-Partner zu arbeiten. Wir waren von Anfang an Kollegen, für die das gemeinsame Projekt und die Zusammenarbeit im Vordergrund standen. Unabhängig davon, aus welchen Richtungen wir kommen.

Also wie mit jedem anderen auch?
Barthel: (zu Sido gewandt) Nein, ich fand es schon besonders und cool, wie du als Künstler alles mitnimmst. Ich habe gesehen, wie du gearbeitet hast, mit welcher Kraft und Leidenschaft. Egal, ob das jetzt Musik ist oder Film: Es ist einfach Kunst, wo es darum geht, etwas auszudrücken.

Du kanntest ihn als Rapstar.
Sido: Ich muss da jetzt mal einlenken. Am Set kannte sich kaum jemand ernsthaft mit mir aus.
Barthel: Ich kannte deine Songs.
Sido: Einige.

Sido war für seine Rolle gesetzt, du wurdest unter vielen Bewerberinnen gecastet - wie habt ihr beim Dreh zusammengefunden?
Barthel: Wenn man eine Liebes­geschichte erzählt, ist es besonders wichtig, die Charaktere genau zu kennen. Zu Beginn haben wir Text gelesen, die Szenen besprochen, uns im Raum bewegt, waren einfach die Figuren und haben losgelassen.
Sido: Willst du wissen, warum wir sie genommen haben?
Barthel: Ahh, weil ich fluchen kann. (lacht)
Sido: Sie kann fluchen, sie hatte sich sehr gut vorbereitet, und schon im Casting war sie körperlich, hat mich weggeschubst, ist nahe gekommen und so 'ne Sachen.
Barthel: Wir hatten nur wenige Vorgaben, durften auf keinen Fall küssen im Casting. Ansonsten war es wichtig, dass ich meinen Gefühlen und meiner Wut freien Lauf lasse. Ich hatte auf YouTube serbische Schimpfwörter gelernt. (lacht)

Was hat euch am jeweils anderen am meisten überrascht?
Barthel: Nicht zu spielen, sondern in dem Moment präsent zu sein, das habe ich von dir gelernt. Ich habe gemerkt, dass manchmal zu viel reine schauspielerische Technik auch hinderlich sein kann, um wirklich frei zu sein. Alles, was passiert, mitzunehmen, zu sehen und zu fühlen, die Menschen wirklich anzuschauen und sich dem hinzugeben, das ist eigentlich der einzige Weg, authentisch zu sein. Das Wort, das ich mit dir am meisten in Verbindung bringe, ist Hingabe - für deine Arbeit, für deine Menschen, die Geschichten, die du erzählen möchtest. Für den Moment.

Es ist eine Komödie, überrascht aber doch mit einigen sozialkritischen
Tönen zum Thema Sinti und Roma.

Sido: Das war mir auch wichtig.

Die Roma im Film betteln, schicken ihre Kinder zum Klauen. Gab es Überlegungen, ob der Film dazu beitragen könnte, einen tief ­verwurzelten Antiziganismus in der Gesellschaft zu legitimieren?
Sido: Nee.

Der Zentralrat deutscher Sinti und Roma hat unlängst die französische Komödie "Hereinspaziert!" - mit ­ähnlicher Thematik - als zutiefst ­rassistisch kritisiert.
Sido: Die müssen ja auch etwas zu tun haben.

Trotzdem, in welche Klischeefalle sollte man nicht tappen?
Sido: Über die Szenen, wo geklaut wird, wo diese ganzen Klischees ­abgefrühstückt werden, gab es eine kurze Diskussion mit den Darstellern. Die Roma meinten, dass sie ­damit irgendwie scheiße dastehen. Dabei war aber auch jedem klar, dass wir nicht nur ein Klischee zeigen. Nein, wir zeigen die Wahrheit, die tagtäglich in Deutschland passiert. Natürlich steht man scheiße da, aber wir erzählen in dem Film auch, wa­rum das passiert. Warum die auf die Straße müssen, warum die sich etwas einfallen lassen müssen, um die Familie zu ernähren.
Barthel: Der Film muss zeigen, welche Motive die Handelnden zu ihrem Tun bewegen. Was die Roma angeht, ebenso wie das, was die Beziehung zwischen Sophia und Johnny betrifft. Sophia liebt ihn und geht über moralische Grenzen hinaus, um einfach bei ihm sein zu können. In unserem Film geht es um die Liebe, um die Gemeinschaft und darum, zusammen durchzukommen.
Sido: Wir haben viel mit den Roma rumgehangen, besonders du. Für dich war es auch schwieriger, du musstest dich da reinleben. Das Lebensgefühl, die Sprache.
Barthel: Ich hatte zum Glück einen Sprachcoach, der Roma ist. Als wir als Filmfamilie zusammengekommen sind, haben wir die Zeit vor und nach den Drehtagen genutzt, um zu proben und miteinander die Songs zu singen. Das war konstanter Austausch, sprachlich, aber auch persönlich. Das war so schön, das war so leicht. Es gab ein Behütetsein, eine Herzlichkeit. Es waren ja Drehtage mit vielen Schauspielern auf kleinstem Raum. Da kann es auch schnell mal chaotisch werden.

Sido, du bist Sohn einer Sintiza.

Sido: Obwohl viele Leute am Set mir klarmachen wollten, dass ich Roma bin. Die hatten sich wohl informiert - die Szene ist ja nicht sehr groß - und meinten, ich sei Roma. Wenn ich zu Hause nachfrage, heißt es: Nein, wir sind Sinti. Mir kann aber keiner so richtig den Unterschied zwischen Sinti und Roma erklären.

Du lebtest als Kind mit Asylbewerbern in einer Notunterkunft. Vieles aus ­deiner Biografie hat Bezüge zur Story. Ist der Film dir ein Anliegen?
Sido: Das war der Hauptgrund, das anzunehmen. Es ist schließlich kein Kinofilm und für meine Verhältnisse schlecht bezahlt. Es war eine komplette Herzensangelegenheit - und ist es auch für meine Mutter.

Ist der Film eine Art Pendant zur Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns"?
Sido: Ach, diese gesellschaftliche oder rassistische Denke, die hat der Johnny im Film gar nicht. Der will einfach nur diesen Leuten helfen und seine Ruhe haben.

...und ab und zu einen Joint rauchen. Darfst du, wie einst Altkanzler Helmut Schmidt, überall ungestraft rauchen beziehungsweise kiffen?
Sido: Weiß gar nicht, ob ich das verraten darf. Oder ob ich dazu etwas sagen sollte, aus Imagegründen.
Foto: Sender
Es ist eine Komödie, überrascht aber doch mit einigen sozialkritischen
Tönen zum Thema Sinti und Roma.

Sido: Das war mir auch wichtig.

Die Roma im Film betteln, schicken ihre Kinder zum Klauen. Gab es Überlegungen, ob der Film dazu beitragen könnte, einen tief ­verwurzelten Antiziganismus in der Gesellschaft zu legitimieren?
Sido: Nee.

Der Zentralrat deutscher Sinti und Roma hat unlängst die französische Komödie "Hereinspaziert!" - mit ­ähnlicher Thematik - als zutiefst ­rassistisch kritisiert.
Sido: Die müssen ja auch etwas zu tun haben.

Trotzdem, in welche Klischeefalle sollte man nicht tappen?
Sido: Über die Szenen, wo geklaut wird, wo diese ganzen Klischees ­abgefrühstückt werden, gab es eine kurze Diskussion mit den Darstellern. Die Roma meinten, dass sie ­damit irgendwie scheiße dastehen. Dabei war aber auch jedem klar, dass wir nicht nur ein Klischee zeigen. Nein, wir zeigen die Wahrheit, die tagtäglich in Deutschland passiert. Natürlich steht man scheiße da, aber wir erzählen in dem Film auch, wa­rum das passiert. Warum die auf die Straße müssen, warum die sich etwas einfallen lassen müssen, um die Familie zu ernähren.
Barthel: Der Film muss zeigen, welche Motive die Handelnden zu ihrem Tun bewegen. Was die Roma angeht, ebenso wie das, was die Beziehung zwischen Sophia und Johnny betrifft. Sophia liebt ihn und geht über moralische Grenzen hinaus, um einfach bei ihm sein zu können. In unserem Film geht es um die Liebe, um die Gemeinschaft und darum, zusammen durchzukommen.
Sido: Wir haben viel mit den Roma rumgehangen, besonders du. Für dich war es auch schwieriger, du musstest dich da reinleben. Das Lebensgefühl, die Sprache.
Barthel: Ich hatte zum Glück einen Sprachcoach, der Roma ist. Als wir als Filmfamilie zusammengekommen sind, haben wir die Zeit vor und nach den Drehtagen genutzt, um zu proben und miteinander die Songs zu singen. Das war konstanter Austausch, sprachlich, aber auch persönlich. Das war so schön, das war so leicht. Es gab ein Behütetsein, eine Herzlichkeit. Es waren ja Drehtage mit vielen Schauspielern auf kleinstem Raum. Da kann es auch schnell mal chaotisch werden.

Sido, du bist Sohn einer Sintiza.

Sido: Obwohl viele Leute am Set mir klarmachen wollten, dass ich Roma bin. Die hatten sich wohl informiert - die Szene ist ja nicht sehr groß - und meinten, ich sei Roma. Wenn ich zu Hause nachfrage, heißt es: Nein, wir sind Sinti. Mir kann aber keiner so richtig den Unterschied zwischen Sinti und Roma erklären.

Du lebtest als Kind mit Asylbewerbern in einer Notunterkunft. Vieles aus ­deiner Biografie hat Bezüge zur Story. Ist der Film dir ein Anliegen?
Sido: Das war der Hauptgrund, das anzunehmen. Es ist schließlich kein Kinofilm und für meine Verhältnisse schlecht bezahlt. Es war eine komplette Herzensangelegenheit - und ist es auch für meine Mutter.

Ist der Film eine Art Pendant zur Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns"?
Sido: Ach, diese gesellschaftliche oder rassistische Denke, die hat der Johnny im Film gar nicht. Der will einfach nur diesen Leuten helfen und seine Ruhe haben.

...und ab und zu einen Joint rauchen. Darfst du, wie einst Altkanzler Helmut Schmidt, überall ungestraft rauchen beziehungsweise kiffen?
Sido: Weiß gar nicht, ob ich das verraten darf. Oder ob ich dazu etwas sagen sollte, aus Imagegründen.