Logisch: Ein guter Animationsfilm aus den Häusern Disney oder Pixar ist immer für die ganze Familie gemacht, die Kartenerlöse von Erwachsenen lassen sich die Studios nicht entgehen. Während es aber auch Filme und Serien gibt, die nur für Kinder gemacht sind und die Erwachsene nur widerwillig als Begleitung über sich ergehen lassen, gibt es auch noch einen anderen Fall: Trickfilme und -Serien, bei der man den Verdacht bekommt, dass sie nur als Alibi auf die Kleinen zielen, in Wirklichkeit aber von Erwachsenen für Erwachsene gemacht wurden. Wir stellen ein paar Kindersachen vor, die auch (oder vor allem) für Erwachsene goutierbar sind.
Shaun das Schaf - Der Film
Auch Prince Charles ist "Shaun"-Fan (er schaut zusammen mit Camilla, heißt es). Mag man ihm auch eine gewisse Spleenigkeit unterstellen, mit diesem Hobby steht er nicht allein da. Was Wunder, Serie und Film sind vollgestopft mit Gags und Zitaten, die Kids (hoffentlich?) noch nicht verstehen - von "Das Schweigen der Lämmer" über "X-Men", "Die Rückkehr der Jedi- Ritter" bis zum "Abbey Road"- Cover der Beatles. Grenzen für die GroßenSpäße gebe es keine, sagt Headautor Richard Goleszowski. Die Gags dürften nur keine Lücke innerhalb der Geschichte reißen. Ansonsten gilt:"Wir finden gut, worüber wir selbst lachen." Schon bei "Wallace & Gromit" sei das der Fall gewesen, so Goleszowski: "Wir wollten damit nie Kinder erreichen, eigentlich wollten wir uns nur selbst zum Lachen bringen. Das macht wohl auch den Erfolg aus."
Die Simpsons
Der Klassiker: Weil man die "Simpsons" beim ZDF zunächst für eine reine Kindersendung hielt, strahlten die Mainzer die ersten Folgen im Kinderprogramm aus - und zensierte ein paar "böse" Folgen aus Jugendschutzgründen. Wegen der politischen und kulturellen Anspielungen verstehen nur Erwachsene die "Simpsons" wirklich. Aber auch Kleinere kommen wegen des auch albernen und anarchischen Humors auf ihre Kosten. "Die Simpsons" ist eben für alle da. Und brutaler als "Tom und Jerry" ist es auch nicht.
Dreckige Witze, gesellschaftliche Anspielungen, verstörende Comic-Brutalität, ein irres Tempo und eine manchmal so komplexe Narration, dass Kinder kaum mitkommen: Der Schwammkopf von Nickelodeon ist ein Paradebeispiel für Serien, die Erwachsene (Barack Obama ist bekennender Fan) gerne mit ihren Kindern sehen - auch wenn sie ihre Kids dazu zwingen müssten. In der Schwulenszene ist der stets fröhliche, überemotionale SpongeBob übrigens eine Ikone.
Bernd das Brot
Alles was auf KiKA läuft ist für Kinder gedacht? Bernd das Brot unterläuft seit 2000 diese scheinbare Binsenweisheit. Genauso wie das kurzarmige Kastenweisbrot mit seiner plakativ schlechten Laune die aggressive Fröhlichkeit seiner KiKa-Kollegen Chili das Schaf und Briegel-Busch unterläuft. Zum Star für Erwachsene wurde Bernd 2003, als er erstmals als lebendes Testbild in der sendefreien Zeit zwischen 21 bis 6 Uhr eingesetzt wurde. Ein depressives Weißbrot, das Sartre zitiert ("Die Hölle sind immer die Anderen") und in einer ewigen Wiederholung des Gleichen gefangen ist: Damit müssen sich schlaflose Erwachsene einfach identifizieren. Auch heute gehört die KiKA-Nachtschleife mit Bernd zum witzigsten und cleversten, das im deutschen Fernsehen zu sehen ist.
Die Schlümpfe
Die neuen Kinofilme, in denen die blauen Wichte auf die reale Welt prallen unterhält mit ihrer rasanten Action und den drolligen Gestalten vor allem die Kinder. Doch auch die Großen erkennen in historischen Anspielungen, z.B. auf das Stockholm-Syndrom ("Ich glaub ich hab das Schlumpfholm-Syndrom"), dass die Macher mit einem Augenzwinkern einen Gruß an die erwachsenen Begleiter der kleinen Kinobesucher senden. Im politikwissenschaftlichen Diskurs sind die Schlümpfe schon länger Gegenstand kontroverser Diskussionen. Die Dorfbewohner wurden schon sowohl zu Kommunisten als auch zu Faschisten erklärt.
Autor: Sebastian Milpetz
Trailer "Shaun das Schaf"