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Für chinesisches Kriegsepos: Filmcrew dreht im zerbombten Syrien – und erntet Kritik

Als Kulissen für einen Kriegsfilm nutzt eine chinesische Produktionsfirma eine reale Stadt in Syrien, die in Trümmern liegt. Kritiker nutzen harte Worte und sprechen u.a. von einem "blutigen Handel".

Ein chinesischer Kriegsfilm, der sich aktuell in der Produktionsphase befindet, sorgt durch seinen Schauplatz für Aufmerksamkeit. Der Film, der aus dem chinesischen übersetzt "Operation Heimat" heißen soll, wird derzeit in Hajar-al-Aswad gedreht, eine Stadt in Syrien, die im dortigen Bürgerkrieg zerstört wurde. Fotos und Videos vom Set des Films zeigen chinesische Crewmitglieder und die Schauspieler bei der Arbeit inmitten der Ruinen. Feng Biao, der chinesische Botschafter in Syrien, besuchte die Dreharbeiten für eine Eröffnungszeremonie.

Der Film des Regisseurs Song Yinxi soll von der Evakuierung chinesischer Staatsbürger aus dem Jemen während des dortigen Bürgerkriegs im Jahr 2015 erzählen. Um Kosten zu sparen, drehte man nicht in einem Studiobau oder im Jemen selbst, sondern in Syrien. "Operation Heimat" wird von der chinesischen Regierungspartei CCP produziert und wurde von der Nachrichtenagentur AFP als "Propaganda-Film" bezeichnet. In einer Mitteilung heißt es: "Der Film nimmt die Perspektive von Diplomaten ein, die Mitglieder der Kommunistischen Partei sind, die dem Kugelhagel in einem vom Krieg zerrissenen Land trotzten und alle chinesischen Landsleute sicher und unbeschadet auf das Kriegsschiff des Landes brachten."

Kritik von allen Seiten: "Beschämend", "entsetzlich geschmacklos"

Verschiedene Stellen haben sich kritisch zu der Filmproduktion in Syrien geäußert. Der syrische Journalist Fared al-Mahlool schrieb im New Arab: "Es ist beschämend, solche Filme auf den Ruinen syrischer Häuser zu drehen, die vom Assad-Regime, Russland und dem Iran zerstört wurden (...) Das chinesische faschistische Regime ist ein Verbündeter Syriens, und sie versuchen, ihre Verbrechen mit Aktionen wie dieser zu beschönigen." Der syrische Regisseur Feras Fayyad bezeichnete den Dreh vor Ort in einer vom Krieg vernichteten Stadt gegenüber VICE World News als "schändliche ethische Übertretung" und sagte, mit diesem Filmdreh "tanzen sie über die Leichen von Menschen, die getötet wurden".

Auch ehemalige Anwohner aus der Gegend sind empört. Eine ehemalige Anwohnerin sagte gegenüber dem Al-Monitor: "Ich lebe hier in einem Flüchtlingslager mit meinen Kindern in einem Zelt, unter der sengenden Sonne. Meine größte Sorge ist es, meine Familie mit Essen zu versorgen. Inzwischen haben sich mein altes Zuhause und die Straßen meines Viertels in eine Filmkulisse verwandelt. Das ist traurig." Charles Lister, Direktor des Syrien-Programms des Middle East Institute, erklärte über die Sozialen Medien: "1.000, wenn nicht 10.000 Menschen starben durch die Hand des #Assad-Regimes und später durch #ISIS in al-Hajar al-Aswad. Das für Geld auszuschlachten – für einen Film, der #China lobt & die Erleichterung des #Syrien-Regimes einbezieht, ist entsetzlich geschmacklos."

Filmstar Jackie Chan ist an Produktion beteiligt

Die Kritik richtet sich unter anderem auch an Jackie Chan, dem wohl größten chinesischen Filmstar der vergangenen Jahrzehnte. Er ist als Ausführender Produzent an "Operation Heimat" beteiligt. Der syrisch-stämmige Dokumentarfilmer Ali Al Ibrahim, der 2015 aus seinem Heimatland floh, nannte Chan direkt beim Namen, als er gegenüber Vice erklärte: "Zur gleichen Zeit, in der das Assad-Regime die Stadt Hajar-al-Aswad in Filmen zur Miete anbietet, leben die Vertriebenen der geschundenen Stadt in Zelten im Nordwesten Syriens und hoffen, eines Tages in das zurückkehren zu können, was von ihren Häusern übrig geblieben ist. Was wird Jackie Chan ihnen sagen?" Er nannte den Filmdreh einen "blutigen Handel" und schloss sein Statement mit: "China nutzt die Ruinen der Häuser der Menschen als Ort des Geldverdienens und des Dramas."

Es ist nicht das erste Mal, dass Jackie Chan wegen Regierungspropaganda für die Kommunistische Partei in China in der Kritik steht. 2009 befürwortete er in einem Interview mit der Sunday Morning Post (via Spiegel Online) staatliche Zensur und Überwachung in China mit den Worten: "Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass wir kontrolliert werden müssen. Wenn wir nicht überwacht werden, tun wir doch, was wir wollen. Wenn man zu frei ist, ist man so, wie es jetzt in Hongkong ist. Es ist sehr chaotisch. Taiwan ist auch chaotisch." Seine Aussagen wurden damals international kritisiert, und von Experten als "rassistisch" bezeichnet.

Chan selbst wird bei den Dreharbeiten in Syrien nicht vor Ort erwartet.