Wer sich außerhalb der Kinofilme nie näher mit James Bond beschäftigt hat, weiß es vielleicht gar nicht: Der Geheimagent mit der Codenummer 007 ist eigentlich eine literarische Figur. 1953 wurde er vom Autoren Ian Fleming erfunden, und trat erstmals im Roman "Casino Royale" auf. Neun Jahre später erblickte Bond auch auf der großen Leinwand das Licht der Welt. Flemings sechster Roman diente für die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman als Vorlage für den ersten Kinofilm: "James Bond: 007 jagt Dr. No".

Der Film machte nicht nur den Charakter zum globalen Phänomen, sondern auch den Hauptdarsteller: Sean Connery wurde als Bond entdeckt und gilt bis heute als einer der größten Stars der Kinogeschichte. Wäre es aber nach den Wünschen der Filmemacher gegangen, hätte er die Rolle nicht bekommen. Ursprünglich gab es für die Rolle des James Bond ganz andere Kandidaten.

Bond-Schöpfer Ian Fleming wünschte sich David Niven

Warner Home Video

David Niven reiste "In 80 Tagen um die Welt", für James Bond hat das dennoch nicht gereicht.

Viele denken bei James Bond nicht nur an einen Agenten, sondern auch an einen Gentleman. Wohl genau deshalb wünschte sich Ian Fleming persönlich den Charakterdarsteller David Niven für die Rolle. Der hatte erst 1959 für "Getrennt von Tisch und Bett" einen Oscar gewonnen und war schon über ein Jahrzehnt ein großer Filmstar, insbesondere durch den Mega-Erfolg von "In 80 Tagen um die Welt". Allerdings hätte Niven zu Bond ansonsten kaum gepasst: Die Härte, die Bond als beruflicher Auftragskiller mitbringt, hätte Niven kaum gestanden.

Später wurde er aber doch noch zu James Bond, in der heute nahezu völlig vergessenen Parodie "Casino Royale" von 1967, die sich in aufwendigem Klamauk über die Bond-Figur lustig machte.

Bond-Produzenten wollten unbedingt Cary Grant

Universal Pictures

In "Der unsichtbare Dritte" spielte Cary Grant eine Art Prototyp für James Bond.

Albert R. Broccoli und Harry Saltzman hatten als ihren Wunschkandidaten Cary Grant auf der Liste. Er war gerade in den 30er und 40er Jahren wohl der größte Filmstar auf dem Planeten (dank Hits wie "Leoparden küsst man nicht" und "Berüchtigt") und hätte wohl sehr gut zu James Bond gepasst, schließlich spielte er noch 1959 die Hauptrolle im Thriller-Meisterwerk "Der unsichtbare Dritte" von Regie-Legende Alfred Hitchcock – ein Film, der für Broccoli und Saltzman eines der entscheidenden Vorbilder für die James-Bond-Reihe war. Tatsächlich wurde Grant auch das Angebot gemacht, die Rolle zu übernehmen, doch er lehnte sie ab.

Sein Grund: Schon damals war klar, dass Broccoli und Saltzman eine Filmreihe mit mehreren Teilen planten und Grant hatte kein Interesse, sich für mehrere Filme zu verpflichten.

Außer Sean Connery: Andere Kandidaten für "Dr. No"

Eon Prodcutions

1962 war er noch zu jung, aber elf Jahre später wurde Roger Moore doch noch zu James Bond.

Nach Grant und Niven bot man noch weiteren Stars die Rolle an: Patrick McGoohan, der 1960 in der Serie "Geheimauftrag für John Drake" bereits einen Superagenten à la Bond spielte, wurde angefragt, lehnte aber ab. Fleming schlug Richard Todd ("Robin Hood und seine tollkühnen Gesellen") vor, den die Produzenten aber nicht geeignet fanden. Die waren wiederum interessiert am damals noch vergleichsweise unbekannten Roger Moore, empfanden ihn dann aber doch als zu jung – Moore sollte elf Jahre später schließlich im achten Film der Reihe, "Leben und sterben lassen", erstmals James Bond spielen und für insgesamt sieben Filme an Bord bleiben.

Schließlich wurde ein Casting veranstaltet, bei dem man sich vor allem auf die optischen Beschreibungen Flemings konzentrierte. Als Gewinner ging das 28-jährige Model Peter Anthony hervor, der laut Broccoli an Leinwandikone Gregory Peck erinnerte, dem es aber in letzter Instanz an Schauspieltalent mangelte.

Wie Sean Connery zu James Bond wurde

Eon Prodcutions

Sean Connery durfte es werden. Sein Name war Bond … James Bond.

Als schließlich Sean Connery, der zuvor nur kleinere Rollen in Filmen wie "Das Geheimnis der verwunschenen Höhle" oder "Der längste Tag" spielte, zu einem Treffen mit Broccoli und Saltzman eingeladen wurde, erschien er ungepflegt und in unpassender Kleidung, aber trat mit so einer Macho-Attitüde auf, dass er den Produzenten imponierte. Beide haben später oft darüber berichtet, dass sie nach dem Vorsprechen zum Fenster gingen und Connery beim Weggehen beobachteten, da sie von seiner Gangart so fasziniert waren.

Er bekam die Rolle, als Regisseur Terence Young versicherte, er könne aus dem rohen Connery einen Gentleman-Spion machen. Was er dann auch tat: Gemeinsam gingen die beiden Männer in die vornehmsten Restauants und Casinos in ganz London, und Young brachte Connery zu seinem Herrenschneider.

Der Rest ist Filmgeschichte.