Sein Name ist Frank Drebin und er ist nicht zum Spaßen aufgelegt! Aber wie gut, dass ihm trotzdem urkomische Dinge passieren, dass man nicht mehr aufhören kann, sich am Boden vor lauter lachen zu kringeln. Zwischen 1988 und 1994 spielte US-Schauspieler Leslie Nielsen den tollpatschigen Polizisten, dem allerlei Missgeschicke passieren, in den drei "Die nackte Kanone"-Filmen.

2010 verstarb der Star der albernen Reihe – aber bis heute bleibt er unvergessen. Vor einiger Zeit machten noch Pläne über eine Neuauflage die Runde, aber seit 2018 hat sich nichts mehr in der Hinsicht getan. Grund genug, "Die nackte Kanone" wieder hervorzukramen und alle drei Teile erneut allein oder in geselliger Runde zu sehen. Aber was ist das Geheimrezept der Komödien? Nachfolgend erklären wir es dir.

Die nackte Kanone: Nur mit Leslie Nielsen

Kaum zu glauben, dass Nielsen erst spät in seiner Karriere ins Komödienfach gewechselt hat und zuvor in ernsten Rollen auffiel – heute erinnert man sich wohl in erster Linie an seine komischen Werke und nicht an seine dramatischen. Die frühere Ernsthaftigkeit hatte aber womöglich auch etwas Gutes: Um wirklich lustig zu sein, musste er nicht auf allzu übertriebene Grimassen wie Jim Carrey oder auf niemals enden wollende Redeschwalle wie bei Eddie Murphy zurückgreifen. Stattdessen: Ein oftmals seriös wirkendes Spiel, das mit den vielen, herrlich absurden Situationen regelrecht kollidierte und dadurch noch witziger wirkte.

Die nackte Kanone: Zeitloser Humor

Es hat schon was für sich, wenn ein Film oder eine Serie ganz nah am Puls der Zeit ist und mit topaktuellen Verweisen auf Politik, Gesellschaft oder Popkultur punkten kann. Eine Serie wie "The Big Bang Theory" wäre ohne nahezu undenkbar oder man denke nur an "Die Simpsons", "Familiy Guy" oder "Rick and Morty". Andererseits: Gerade diese Bezüge zur Gegenwart machen ein spätes bzw. wiederholtes Gucken nicht unbedingt genauso witzig. Eine kleine Zeitreise in Form alter Filme und Serien mit einer gehörigen Portion Nostalgie ist zwar ganz schön – aber dann dominiert eben dieses Gefühl und nicht das ursprünglich intendierte.

In den drei "Die nackte Kanone"-Filmen regiert aber ein insgesamt recht zeitloser Spaß: Ohnehin ist die Reihe eine Parodie auf etliche Polizei- und Detektivgeschichten von damals und dadurch atmet sie sowieso schon den Geist klassischer Film-Noir-Werke und Polizeiserien. Dazu kommen Missgeschicke en masse – und ganz egal, in welcher Zeitepoche wir uns gerade befinden: Menschen, die ausrutschen, sich den Kopf stoßen oder vom Stuhl fallen, sind mit dem richtigen Timing und den passenden Darstellern einfach lustig – und zwar immer und für alle Ewigkeit.

Die nackte Kanone: Filmisch inszenierter Humor

Der vielleicht wichtigste Aspekt von allen. Im Video-Essay "How to Do Visual Comedy" des YouTube-Kanals Every Frame A Painting geht es eigentlich in erster Linie um die Arbeiten von Regisseur Edgar Wright ("Baby Driver", "Shaun of the Dead", "Hot Fuzz") in Abgrenzung zu prototypischen Hollywoodkomödien der jüngeren Vergangenheit. Grob heruntergebrochen: In der modernen US-Komödie wird Humor oft dadurch erzeugt, indem talentierte Schauspieler einfach Dialogzeilen zum Besten geben oder diese improvisieren. Inszenatorisch passiert dabei herzlich wenig, die Kamera steht still und hält einfach auf sprechende Köpfe. Das ist herzlich wenig Aufwand für ein visuelles Medium, das unzählige inszenatorische Möglichkeiten bietet.

Nicht so aber bei "Die nackte Kanone": In den Filmen von David Zucker (die ersten zwei Teile) und Peter Segal (dritter Teil) wird zu Humorzwecken das Filmbild komplett ausgereizt und regelrecht mit Gags vollgestopft. Rasante Schnittfolgen oder besonders kreativer Toneinsatz wie beim Beispiel Wright kommen zwar eher nicht vor.

Aber auch das ist Inszenierung: Nicht selten gibt es bei "Die nackte Kanone" längere Kameraeinstellungen zu sehen, die dank Bewegungen und Totalen wie Halbtotalen (laienhaft gesprochen: in ausreichender Entfernung zum Geschehen / Objekt) einen ausführlichen Blick auf den filmischen Raum gewähren – und dabei offenbart sich all der einfallsreiche Wahnsinn der Macher. Überall verstecken sich Witze, ob im Bildvorder-, -mittel- oder -hintergrund spielt dabei keine Rolle. Dabei weiß man beinahe nicht, wohin man zuerst schauen soll.

Genau das war auch der Grund, warum die Reihe anfangs noch scheiterte. Vor den Filmen versuchten es die Macher und Nielsen bereits mit der TV-Serie "Die nackte Pistole", im exakt selben Stil wie die späteren Filme. Mit mäßigem Erfolg. Warum? Auf den zu kleinen TV-Bildschirmen des Jahres 1982 ließen sich die vielen visuellen Witze im Hintergrund kaum erkennen. Die folgerichtige Entscheidung also: der Weg auf die große Leinwand.

Fürs Kino setzten sie daher viele Gags aus der Serie in den Filmen erneut um und steigerten ihre Mittel sogar. Viele Szenen wurden jetzt so geschrieben und choreographiert, dass sich die Figuren auf eine Weise durch den Raum bewegen, dass die Kamera noch mehr von diesem in die Linse fassen kann.

Dazu kommt noch ein klassisches, aber stets effektives Spiel mit dem Bildrahmen und dem Off (Dinge und Situationen werden im nicht sichtbaren Bereich des Filmbildes angedeutet oder spielen sich nur dort ab) und man kann getrost festhalten: Der Humor in der "Die nackte Kanone"-Trilogie ist durch und durch filmisch. Und heutzutage wird im US-Mainstream einfach viel zu selten auf derartige Inszenierungsstrategien zurückgegriffen.