Die Spannung steigt. In wenigen Minuten soll das Gebäude in die Luft fliegen. Die Wucht der Explosion wird die Scheiben zum Bersten bringen, die Wände aufreißen und eine rote Feuersäule in den Himmel jagen. Regisseur Marc Forster wirft einen letzten Blick auf den Monitor. "Fucking cool", lautet sein knapper Kommentar.
Wenig später bricht die Hölle los. Glücklicherweise nur in den legendären Pinewood Studios, 32 Kilometer westlich von London, wo schon 1962 der erste 007-Film "James Bond jagt Dr. No" gedreht wurde. Jetzt finden hier die letzten Aufnahmen für "Ein Quantum Trost" statt, den zweiten Film mit Daniel Craig in der Rolle von 007.
Bilder Ein Quantum Trost
Interview Daniel Craig
Video-Interview Bond-Girl Olga Kurylenko
Der Druck, der auf allen Beteiligten lastet, ist groß. "Casino Royale", Craigs Bond-Debüt, bescherte der 007-Reihe ein tolles Comeback und spülte weltweit 594 Millionen Dollar in die Kinokassen - der Vorgänger "Stirb an einem anderen Tag", Pierce Brosnans Abschied als James Bond, brachte es nur auf 432 Millionen Dollar. Wie also den Erfolg des von Kritik wie Publikum gleichermaßen gefeierten Hits "Casino Royale" noch übertreffen?
Die Antwort findet sich in Bregenz. Hier, wo auf der Seebühne die Kulissen für eine Inszenierung von Puccinis Oper "Tosca" aufgebaut sind, spielt eine der Schlüsselszenen von "Ein Quantum Trost". Bond muss vor den Schergen des Gangsters Dominic Greene (Mathieu Amalric) fliehen, die ihn durch das Bühnenrestaurant verfolgen.
Doppelt so viel Action wie im letzten Bond
Eben hat Daniel Craig noch an der Bar zwei Espressi getrunken und gescherzt, jetzt ist er nur noch Bond. Er wirbelt herum, trifft den ersten Killer mit einem einzigen Schuss in den Kopf und wirft sich hinter eine Bar in der Mitte. Der 40-Jährige bewegt sich so schnell und kraftvoll wie kein Agent Ihrer Majestät vor ihm. "Es gibt doppelt so viel Action wie im letzten Bond", verspricht die Filmproduzentin Barbara Broccoli.
An Geld und Aufwand wurde nicht gespart. Laut dem Fachblatt "Variety" betrug das Budget für "Ein Quantum Trost" rund 230 Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel wie für "Casino Royale". Animationsstudios haben von den Ausgaben am wenigsten profitiert. Regisseur Marc Forster setzt auf schmutzigen, ungeschönten Realismus.
Wenn im neuen Bond geprügelt wird, dann sieht das so echt aus, weil am Set wirklich zugeschlagen wurde. "Wir haben Dinge gemacht, die richtig unangenehm waren", erinnert sich Bösewicht Amalric an seinen Fight mit Craig. "Wir haben uns gekratzt und getreten. Meine Rippen schmerzen mich immer noch, denn wenn so eine Szene zwanzigmal wiederholt wird, dann schlägst du bei jedem Mal heftiger zu. Das ist wirklich verrückt."
Aston Martin im Gardasee versenkt
Auch dem Hauptdarsteller blieb nichts erspart. Beim Dreh verletzte sich Craig erst im Gesicht. Eine Woche später zog er sich eine Schnittwunde am Finger zu und musste mehrere Stunden in einem Krankenhaus in London behandelt werden. Zwei Monate zuvor hatte ein Stuntman beim Dreh in Italien einen Aston Martin im Gardasee versenkt, als er mit hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen war.
Ein anderer raste mit seinem Fahrzeug gegen eine Mauer und verletzte sich schwer. "Wir möchten, dass alles so aussieht wie im wirklichen Leben", erklärt Chris Corbould, verantwortlich für die Special Effects. "Wenn in der Realität ein Auto gegen eine Häuserwand knallt, dann fliegt es nun mal nicht in einer Million Stücke in die Luft."
So viele Originalschauplätze wie möglich
Anders als in "Casino Royale", wo beispielsweise für die Szenen mit dem im Wasser versinkenden venezianischen Palazzo Modelle verwendet wurden, lautete die Devise diesmal, möglichst viel vor Ort an Originalschauplätzen zu drehen. Noch nie wurde für einen Bond-Film so viel gereist wie für "Ein Quantum Trost". Außer in Bregenz und am Gardasee wurde auf Haiti, in Südamerika, Spanien und natürlich England gedreht.
Der Traum eines jeden Filmemachers, sollte man meinen. Doch der Deutsch-Schweizer Marc Forster, dessen "Drachenläufer" über eine Kindheit in Afghanistan eher Arthaus- als Popcorn-Kino war, zögerte anfangs. "Ich wollte den Film zunächst nicht machen", sagt er. "Aber dann habe ich mich an ein Zitat von Orson Welles erinnert, der es bedauerte, nie einen kommerziellen Film gedreht zu haben."
Freilich: Noch einen Bond-Film will der 39-Jährige nicht drehen. Keiner bedauert das mehr als Daniel Craig. Andererseits kann er Forster gut verstehen. Der Anfang eines neuen Bond-Films ist ein "verdammter Albtraum", sagt er. Und schickt einen dieser Blicke aus seinen unglaublich blauen Augen hinterher, dass man nur einen Wunsch hat: beim nächsten Albtraum dabei zu sein.
Rainer Unruh
Bilder Die neuen Bondgirls
Video-Interviews Bond, sein Girl und sein Gegner
Wenig später bricht die Hölle los. Glücklicherweise nur in den legendären Pinewood Studios, 32 Kilometer westlich von London, wo schon 1962 der erste 007-Film "James Bond jagt Dr. No" gedreht wurde. Jetzt finden hier die letzten Aufnahmen für "Ein Quantum Trost" statt, den zweiten Film mit Daniel Craig in der Rolle von 007.
Bilder Ein Quantum Trost
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Die Antwort findet sich in Bregenz. Hier, wo auf der Seebühne die Kulissen für eine Inszenierung von Puccinis Oper "Tosca" aufgebaut sind, spielt eine der Schlüsselszenen von "Ein Quantum Trost". Bond muss vor den Schergen des Gangsters Dominic Greene (Mathieu Amalric) fliehen, die ihn durch das Bühnenrestaurant verfolgen.
Doppelt so viel Action wie im letzten Bond
Eben hat Daniel Craig noch an der Bar zwei Espressi getrunken und gescherzt, jetzt ist er nur noch Bond. Er wirbelt herum, trifft den ersten Killer mit einem einzigen Schuss in den Kopf und wirft sich hinter eine Bar in der Mitte. Der 40-Jährige bewegt sich so schnell und kraftvoll wie kein Agent Ihrer Majestät vor ihm. "Es gibt doppelt so viel Action wie im letzten Bond", verspricht die Filmproduzentin Barbara Broccoli.
An Geld und Aufwand wurde nicht gespart. Laut dem Fachblatt "Variety" betrug das Budget für "Ein Quantum Trost" rund 230 Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel wie für "Casino Royale". Animationsstudios haben von den Ausgaben am wenigsten profitiert. Regisseur Marc Forster setzt auf schmutzigen, ungeschönten Realismus.
Wenn im neuen Bond geprügelt wird, dann sieht das so echt aus, weil am Set wirklich zugeschlagen wurde. "Wir haben Dinge gemacht, die richtig unangenehm waren", erinnert sich Bösewicht Amalric an seinen Fight mit Craig. "Wir haben uns gekratzt und getreten. Meine Rippen schmerzen mich immer noch, denn wenn so eine Szene zwanzigmal wiederholt wird, dann schlägst du bei jedem Mal heftiger zu. Das ist wirklich verrückt."
Aston Martin im Gardasee versenkt
Auch dem Hauptdarsteller blieb nichts erspart. Beim Dreh verletzte sich Craig erst im Gesicht. Eine Woche später zog er sich eine Schnittwunde am Finger zu und musste mehrere Stunden in einem Krankenhaus in London behandelt werden. Zwei Monate zuvor hatte ein Stuntman beim Dreh in Italien einen Aston Martin im Gardasee versenkt, als er mit hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen war.
Ein anderer raste mit seinem Fahrzeug gegen eine Mauer und verletzte sich schwer. "Wir möchten, dass alles so aussieht wie im wirklichen Leben", erklärt Chris Corbould, verantwortlich für die Special Effects. "Wenn in der Realität ein Auto gegen eine Häuserwand knallt, dann fliegt es nun mal nicht in einer Million Stücke in die Luft."
So viele Originalschauplätze wie möglich
Anders als in "Casino Royale", wo beispielsweise für die Szenen mit dem im Wasser versinkenden venezianischen Palazzo Modelle verwendet wurden, lautete die Devise diesmal, möglichst viel vor Ort an Originalschauplätzen zu drehen. Noch nie wurde für einen Bond-Film so viel gereist wie für "Ein Quantum Trost". Außer in Bregenz und am Gardasee wurde auf Haiti, in Südamerika, Spanien und natürlich England gedreht.
Der Traum eines jeden Filmemachers, sollte man meinen. Doch der Deutsch-Schweizer Marc Forster, dessen "Drachenläufer" über eine Kindheit in Afghanistan eher Arthaus- als Popcorn-Kino war, zögerte anfangs. "Ich wollte den Film zunächst nicht machen", sagt er. "Aber dann habe ich mich an ein Zitat von Orson Welles erinnert, der es bedauerte, nie einen kommerziellen Film gedreht zu haben."
Freilich: Noch einen Bond-Film will der 39-Jährige nicht drehen. Keiner bedauert das mehr als Daniel Craig. Andererseits kann er Forster gut verstehen. Der Anfang eines neuen Bond-Films ist ein "verdammter Albtraum", sagt er. Und schickt einen dieser Blicke aus seinen unglaublich blauen Augen hinterher, dass man nur einen Wunsch hat: beim nächsten Albtraum dabei zu sein.
Rainer Unruh
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