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"Club der roten Bänder": Am Set des Kinofilms

Club der roten Bänder: Am Set des Kinofilms

Im Fernsehen war die Teenie-Krankenhausserie von VOX ein Hit. Im Kino auch? 2019 kommt der Film zur Serie. TV SPIELFILM war am Set auf Stippvisite.

Es ist fast wie früher, nur viel wärmer. Mitte Juli hat der "Club der roten Bänder" seine Zelte auf einem abgelegenen Feld aufgeschlagen. Bei 36 Grad hieven Techniker schweres Gerät in Vans, die schon in wenigen ­Minuten wieder gen Krankenhaus brettern. Das Kölner Universitätsklinikum ist etwa zwanzig Fahrminuten entfernt. Vor Ort Equipment lagern ist nicht drin. Im ­Klinikum herrschen strenge Drehzeiten. Nach der letzten Klappe wird die Produktion um Regisseur Felix Binder und seine Darsteller rausgeschmissen.

Die Macher sind nicht in die Rheinmetropole zurückgekehrt, um eine weitere Staffel der Krankenhausserie zu produzieren, sondern um einen Kinofilm auf die Beine zu stellen, der die Vorgeschichte des Clubs erzählt.

Dessen Mitglieder leiden gerade weniger unter der Krankheit als unter der Hitze. Mit hochrotem Kopf trudeln die Schauspieler Tim Oliver Schultz, Damian Hardung, Timur Bartels und Ivo Kortlang auf dem Behelfsstützpunkt ein und schleppen sich zur Essensausgabe. Eben saßen sie noch gemeinsam bei stechendem Sonnenschein auf dem Krankenhausdach - wie früher. Für Schultz mit seinem frisch rasierten Kopf eine Tortur. Er wusste, wenn der Kopfschmuck wieder ab muss, dann nur für den "Club der roten Bänder": "Obwohl ich vor einem Jahr schon stark gehofft habe, dass es das letzte Mal war, weil ich meine Haare eigentlich doch sehr mag."

Seit 2015 wechselt der Mime für seine Rolle des krebskranken Leo zwischen brauner Mähne und Platte. Damals brauchte es nicht mehr als sechs Freunde, die im fiktiven Albertus-Klinikum gegen den Tod kämpfen, um aus der Eigenproduktion des Senders Vox einen Quotenhit zu machen. 2017 endete die Serie im Fern­sehen mit der dritten Staffel und einem runden Abschluss. Warum also die ganze Schinderei im wortwörtlichen Schmelztiegel Köln?

Mehr als ein Club
Ortswechsel: Während sich die Produktion für die nächsten Takes in der Krankenhaus-Cafeteria häuslich einrichtet, ist ein ganz besonderer Gast am Set eingetroffen. Albert Espinosa, Buchautor der Vorlage und großer Fan des deutschen Ablegers, flaniert durch das Filmteam und begrüßt jeden mit einer herzlichen Umarmung. Der Spanier hat den Kampf gegen den Krebs selbst erlebt und überlebt. Viele seiner Storys finden sich in der Serie wieder, weiß Timur Bartels, der Clubmitglied Alex spielt: "Das erste Mal, als ­Albert zu uns kam, sagte er zu mir: ‚Dein Charakter war mein bester Freund im Krankenhaus. Und er ist wirklich gestorben.‘" Dem Film steht der Spanier beratend zur Seite. Er liefert die Inspiration für jenen wichtigen Menschen in seinem Leben, den jetzt Jürgen Vogel verkörpert.

Die Vorgeschichte zu erzählen ist für Produzent Tobias Ketelhut ein logischer Schritt: " Wo kommen diese Figuren her, die uns so ans Herz gewachsen sind? Wir waren uns sicher, dass wir das noch erzählen müssen." Das allein dürfte aber die Weggefährten nicht erneut zusammengeführt haben. Vielmehr entstand über die Jahre eine tiefe Verbindung zwischen Zuschauer und Club, die über bloßes Fantum hinausgeht. Schwer kranke Kinder dürfen als Gastdarsteller die Produktion besuchen, und die Schauspieler werden sogar zu Beerdigungen eingeladen. "Bei einer solch sensiblen, emotionalen ­Geschichte wird einem schnell bewusst, dass es mehr ist als pure Unterhaltung. Und daraus wächst natürlich eine gewisse Verantwortung einem Projekt gegenüber", so Ketelhut.

"Wir brauchen zwei Ärzte", hallt es durch die Cafeteria, und ein Komparsenduo macht sich szenenfertig. Kein echter Notfall, schnell gehen muss es trotzdem, denn viel Zeit bleibt dem Team nicht mehr im Klinikum. Hinter der Kamera wischt Timur Bartels wehmütig durch die WhatsApp-Gruppe "Club der roten Bänder", die alle Darsteller seit drei Jahren mit Nachrichten pflegen. Unterdessen lässt sich Schultz zum Abschied mit Señor Espinosa ablichten. Hier geht etwas zu Ende, das spürt man. In der kommenden Woche wird die letzte Klappe gefallen sein. Diesmal wohl für immer. Am 14. Februar 2019 ist Kinostart. "Ich würde niemals sagen, dass ich danach nie wieder was mit dem ‚Club‘ zu tun haben werde. Aber der Film ist selbstverständlich ein schöner Abschluss", so Schultz. Dafür schindet man sich gern.

Recap: Das passierte in der TV-Serie...

Foto: PR
1. Staffel (2015)
Der Krebs hat ihn bereits ein Bein gekostet, seinen Lebensmut will er sich nicht nehmen lassen. Mit fünf anderen Patienten gründet "Löwe" Leo Roland eine Krankenhausclique, den "Club der roten Bänder". Unter anderem dabei: Jonas (Damian Hardung) und Emma (Luise Befort).

2. Staffel (2016)
eiten. Ihr Mitglied Hugo (Nick Julius Schuck) aka der "gute Geist" erwacht aus dem Koma und kämpft sich ins Leben zurück. Doch Leo bekommt kurz darauf eine schreckliche Nachricht: Sein Mentor Benito (Matthias Brenner) liegt im Sterben.

3. Staffel (2017)
Die roten Bänder begeben sich auf ­einen Roadtrip voller erster Male und lassen die Krankenhauswände hinter sich. Für Leo ist es womöglich seine letzte Reise, denn seine Krebserkrankung ist austherapiert. Gemeinsam mit Freundin Emma zieht er in das von Benito geerbte Haus am See.