Seit 1995 wissen auch Menschen außerhalb von Großbritannien, wer William Wallace gewesen ist. Von ihm, dem Anführer der schottischen Freiheitskämpfer Ende des 13. Jahrhunderts, handelte "Braveheart", ein Film, der zu seiner Zeit finanziell ein Megahit wurde, zehn Oscar-Nominierung erhielt, fünfmal gewann. Regie führte der skandalumwitterte Hollywood-Star Mel Gibson, der auch selbst die Rolle von Wallace übernahm.
Viele Szenen haben Filmgeschichte geschrieben, neben dem dramatischen Ende natürlich vor allem die Ansprache von Wallace: "Sie können uns zwar unser Leben nehmen, aber niemals nehmen sie uns unsere Freiheit." Doch hinter der ambitionierten Produktion verbergen sich auch einige Geheimnisse – von denen wir ein paar lüften möchten.
Historische Korrektheit war nie geplant
Es ist der häufigste Vorwurf gegen "Braveheart" von Filmkritikern und Historikern: Mit der wahren Geschichte von William Wallace hat der Film kaum etwas zu tun – und in seiner Darstellung des schottischen Krieges ist er so authentisch wie "Familie Feuerstein". Doch Mel Gibson hat nicht einfach schlecht recherchiert: Er wusste von Vornherein, dass er kein historisch korrektes Kino machen wollte. Im Audiokommentar auf DVD und Blu-ray erzählt er, er wollte ein "cineastisches Erlebnis" schaffen, und sich nicht mit Fakten aufhalten. Deswegen machte er Wallace deutlich jünger, dichtete Isabella von Frankreich eine Schwangerschaft an und entfernte die Brücke aus der historischen Schlacht um die Stirling Brücke.
Kein Geld für "Braveheart"-Dreh
Mel Gibson war in den 1990ern einer der größten Filmstars der Welt. Trotzdem fiel es ihm anfangs schwer, sein Prestige-Projekt "Braveheart" finanziert zu bekommen. Der ehemalige "Mad Max"-Star gab alles, um von Warner Bros. das nötige Geld zu erhalten, doch die machten ihm nur ein Angebot: Sie würden "Braveheart" produzieren, wenn der Schauspieler dafür einen weiteren "Lethal Weapon"-Film drehen würde. Letztlich konnte er sein Meisterwerk gerade so bei 20th Century Fox und Paramount durchbringen, trotz vieler Widerstände. Und in "Lethal Weapon 4" machte er einige Jahre später trotzdem mit.
Mel Gibson wollte eigentlich nur Regie führen
"Braveheart" war sein Baby: Mel Gibson ist als Regisseur ähnlich berühmt und erfolgreich wie als Schauspieler. Seine Jesus-Adaption "Die Passion Christi" war ein weltweiter Hit, für "Braveheart" gewann er mehrere Oscars, und mit "Hacksaw Ridge – Die Entscheidung" drehte er einen modernen Kriegsfilmklassiker. Eigentlich trennt er seine Regie-Arbeiten aber von seinen Auftritten als Schauspieler. Auch bei "Braveheart" wollte er ursprünglich nur hinter der Kamera präsent sein. Es waren die Finanzierungsprobleme, die ihn dazu verleiteten, letztlich die Hauptrolle zu übernehmen. Geplant hatte er eigentlich Jason Patric für den Part von William Wallace.
Ohne Sean Connery kein William Wallace
Bezogen auf ihren Akzent gelten Schotten als besonders empfindlich. Doch gerade in Schottland sollte "Braveheart" natürlich gut ankommen. Also gab sich Mel Gibson aller größte Mühe, in der Rolle des William Wallace die schottische Aussprache zu beherrschen. Doch als Australier war dies eine äußerst tückische Aufgabe für den Profi. Hilfe kam von unerwarteter Seite: Der legendäre originale Darsteller von James Bond, Sir Sean Connery, stand Gibson zur Seite. Bei einem gemeinsamen Abendessen studierte Gibson den wohl berühmtesten Schotten der Filmgeschichte genau – und meisterte so die schwere Aufgabe.
Die meisten Szenen wurden nicht in Schottland gefilmt
Patriotische Schotten müssen jetzt ganz stark sein: Die meisten Szenen in "Braveheart" wurden in Wahrheit in Irland gedreht. Das hatte aber wenig mit den Landschaften zu tun: In Irland gelten andere Steuerregelungen, womit es schlicht günstiger war, auf das Nachbarland auszuweichen. Die irische Armee wurde sogar in den Film eingebunden, viele Soldaten spielen Statistenrollen als schottische oder englische Krieger. Am Ende profitierte ironischerweise Schottland von dem Film enorm und verzeichnete in der zweiten Hälfte der 90er große zusätzliche Einnahmen im Tourismus.
Unechte Pferde kamen zum Einsatz
Anders als früher bei alten Western-Filmen, achtet man heute sehr darauf, dass bei Dreharbeiten keine Pferde zu Schaden kommen. Und dem zeitlichen Kontext geschuldet, sind ein Haufen Pferde in "Braveheart" zum Einsatz gekommen. Doch einige Szenen gestalteten sich schwierig, insbesondere die, in denen Soldaten auf Pferden in eine Barrikade aus Schildern und Speeren rennen. Die Pferde, die hier genutzt wurden, waren mechanische Attrapen. So konnte die Sicherheit der Tiere gewährleistet werden. Gibson fand die Technik so gut, dass er jedem 50 Dollar versprach, der erkennen würde, welche Pferde echt sind und welche nicht.
Kamera: Trotz vieler Probleme doch ausgezeichnet
Bei so vielen Schlachtszenen ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Bei "Braveheart" gilt das vor allem für den Zuschauer: Kaum ein anderer großer Hollywood-Film hat so viele Kameraeinstellungen, in denen das Bild offensichtlich keinen klaren Fokus hat. Einstellungen, die ohne Bildfokus auskommen, können ein interessantes Stilmittel sein, doch in diesem Falle lag es daran, dass die Witterungsbedingungen es unglaublich kompliziert machten, professionelle Bilder zu bekommen. Die Ironie: Trotz dieses klaren handwerklichen Defizitis waren die Aufnahmen immer noch so gut, dass Kameramann John Toll für "Braveheart" einen Oscar in der Kategorie "Beste Kamera" gewann.