In seiner vierten Regiearbeit interessiert sich "La La Land"-Regisseur Damien Chazelle vor allem für das psychologische Moment der Mission und des Menschen. Sein Film ist weniger Biopic als vielmehr Schicksals-, ja Familiendrama. Denn nachdem Armstrong (Ryan Gosling) und seine Frau Janet (großartig: Claire Foy) der Tod der kleinen Tochter trifft, klammert sich der Testpilot immer mehr an die Mondmission. Hier braucht es zum Glück keine Spoilerwarnung – Neil Armstrong war am 21. Juli 1969 der erste Mann auf dem Mond und kehrte wohlbehalten zurück; 2012 starb er im Alter von 82 Jahren. In "Aufbruch zum Mond" geht es nur um die Zeit von 1961 bis zur erfolgreichen Mondlandung. Armstrong heuert beim NASA-Projekt Gemini an, gemeinsam mit Astronauten wie Ed White (Jason Clarke) arbeitet er an der Vorbereitung für die ersten Mondflüge. Doch der Weg zum Mond führt über unzählige Gräber, so sterben White und zwei weitere Astronauten bei einer Explosion beim Testlauf. Und kurz vor dem Start der Apollo-11-Mission erörtern die NASA-Verantwortlichen (u. a. Kyle Chandler) die Protokolle für eventuelle Begräbnisse. Eine schwierige Situation, auch für die Familien. Immer wieder wird klar, wie sehr Armstrong von Janet unterstützt wird, die ihm auch seine Grenzen aufzeigt: "Du hast gar nichts unter Kontrolle!" Fast ein Kammerspiel auf der einen, macht der bildstarke Film auf der anderen Seite erlebbar, wie es war, zum Mond zu fliegen – und mit welchem "Schrott" die Männer hochgeflogen sind. Er ist am stärksten in seinen stillen Momenten, von denen es einige gibt, auch wenn es am Anfang ganz schön dröhnt und scheppert, als Armstrong mit seinem Düsenjet die Schallmauer durchbricht. Worauf himmlische Ruhe folgt, auch später auf dem Mond – diese Szenen wurden mit großformatigen IMAX-Kameras gedreht, was den Gegensatz zum grobkörnigen 16-mm-Material des restlichen Films umso deutlicher macht. Am eindrucksvollsten aber ist der Moment gegen Ende, wenn Armstrong nach seiner Rückkehr noch in Quarantäne seine Frau trifft, getrennt durch eine Glasscheibe, wie im Gefängnis. Dieses stille Einvernehmen unter den Eheleuten und Eltern, die so viel durchgestanden haben, hat ungeheure Poesie und Kraft.