Mangas und Animes haben vor geraumer Zeit ihren Siegeszug von ihrer japanischen Heimat aus angetreten und sind heute kaum mehr aus der Popkultur wegzudenken. Auch in Hollywood versucht man hin und wieder in Form einer Adaption, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Mit "Alita: Battle Angel" startet dieser Tage die neueste Mangaverfilmung, für die Robert Rodriguez ("Sin City") auf dem Regiestuhl saß.

Produziert haben das Ganze James Cameron und Jon Landau, die gemeinsam mit "Titanic" und "Avatar" die zwei erfolgreichsten Filme aller Zeiten auf die Leinwand gebracht haben. In Berlin konnten wir uns mit Landau zu einem Gespräch über technologische Herausforderungen und Disney treffen.

Ein Eltern-Film

TV SPIELFILM: Warum wolltet ihr den Film überhaupt machen?

Jon Landau: James Cameron und ich sind Eltern und wir sahen beide im Zentrum dieser Geschichte eine junge Frau, zu der man einen Bezug herstellen konnte, die sich auf eine Reise begibt, sich selbst findet und dabei erwachsen wird. Sie lernt zu verstehen, dass sie etwas mit Ihrem Leben anfangen kann, das wirklich etwas bedeutet. Und ist es nicht genau das, was wir uns als Eltern von unseren Kindern wünschen?

Die Besetzung ist wirklich beeindruckend, schließlich sind auch drei Oscargewinner mit dabei. Wie habt ihr sie alle an Bord geholt?

Rosa Salazar und Keean Johnson haben wir über traditionelle Vorsprechen und Bildtests gefunden. Christoph Waltz, Mahershala Ali, Jennifer Connelly und auch den oscarnominierten Jackie Earle Haley haben wir schon früh als die besten Kandidaten für ihre Rollen identifiziert und unser bester Trumpf, den wir hatten um sie zu überzeugen, war nicht etwa Robert Rodriguez als Regisseur oder James Cameron, sondern das Drehbuch. Und als sie alle unabhängig voneinander das Skript lasen, hat jeder für sich Figuren gefunden, die sie als Schauspieler darstellen wollten.

Ich kann mir vorstellen, dass allein die Idee einer Mangaverfilmung in Hollywood schon Grund zur Besorgnis sein kann…

Absolut!

Die ganz harten Fans könnten sich als schwierig entpuppen und in der Vergangenheit gab es ja auch einige Probleme, zum Beispiel in Bezug auf das sogenannte Whitewashing. Antizipiert man als Produzent solche Reaktionen oder muss man das ab einem gewissen Punkt ausblenden?

Wir haben uns keine Sorgen über etwaige negative Reaktionen gemacht. Und warum? Weil Yukito Kishiro, der Autor der Vorlage, eine universelle Geschichte schrieb, die sich in einem großen Schmelztiegel abspielt. Der Schauplatz so vieler anderer Mangas ist ganz spezifisch Asien und sie haben asiatische Figuren in ihrem Mittelpunkt. Typischerweise versucht man in Hollywood, die Handlung einfach aus Asien zu verlegen und die Hauptfigur nicht mehr asiatisch sein zu lassen, aber um all dies mussten wir uns keine Gedanken machen. Kishiro kreierte mit Alita eine Figur, die wir mit einer Schauspielerin egal welcher Herkunft besetzen konnten.

Das richtige Ergebnis - egal wie!

Der Film wurde ja bereits einige Male verschoben und unterdessen wuchs auch das Budget stetig weiter. Wie geht man als Produzent mit derlei Herausforderungen um?

Ich manage nicht nur Verzögerungen, oftmals sind wir sogar selbst die Ursache dafür. Wir sind dann diejenigen, die sagen, dass wir jeden einzelnen visuellen Effekt brauchen, um wirklich etwas Großartiges zu zaubern. Und wenn der Film trotzdem zu einem bestimmten Termin erscheinen soll, sagen wir eben, dass wir das nicht machen können. Wir sind also diejenigen, die um Aufschub bitten, denn am Ende des Tages liegt es in unserer Verantwortung, einen Film zu machen, der mindestens die Erwartungen des Publikums erfüllt oder diese sogar übertrifft. Bei den Verschiebungen befanden wir uns nie in ernsthaften Problemen, es gab zum Beispiel nie eine Story-Krise und es hatte nichts mit Unzufriedenheit zu tun. Es ging letztendlich darum, den angestrebten Fotorealismus zusammen mit den Emotionen zu erreichen.

Kannst du uns etwas über die technischen Herausforderungen bei der Produktion erzählen?

"Alita" war eine ganz andere Herausforderung als es zum Beispiel "Avatar" war. Bei "Avatar" erschufen wir eine Fantasiewelt, die fotografisch wirken und damit glaubhabt erscheinen sollte. Aber keiner konnte logischerweise sagen, dass es auch real aussah. "Alita" spielt jedoch auf der Erde und sie steht direkt neben Christoph Waltz und all den anderen Schauspielern und deshalb musste sie unbedingt fotorealistisch sein. Die Leute von Weta Digital haben dafür nicht nur ein einzelnes Kopfgestell benutzt, um Rosas Gesichtszüge und Mimik aufzunehmen, wie es sonst üblich ist beim Performance-Capture-Verfahren – sie haben gleich zwei HD-Apparaturen benutzt. Dadurch konnten sie mehr Details einfangen als jemals zuvor. Und Weta sorgt auch dafür, dass sich ihre Technologie noch während einer Filmproduktion weiterentwickelt.

Die Zukunft von "Alita"

Das Ende des Films lässt die Möglichkeiten für Fortsetzungen weit offen – war das von Anfang an so geplant?

Stell dir die Handlung als Leben vor: Das Leben kommt erst ganz spät zu einem konkreten Schluss. Und deshalb dachten wir, dass das Ende des Films eben einen Schlussstrich unter dieses spezifische Kapitel ihrer Geschichte zieht. "Ich bin hier und das ist mein Weg", sagt sie damit aus. Es war aber nicht unsere Absicht, damit einen weiteren Teil zu versprechen. Und wir sind der Ansicht, dass die restlichen Handlungsstränge und Beziehungen eine Auflösung bekommen. Es ist jedenfalls wie ein Schulabschluss, der ja auch nicht bedeutet, dass dein Leben zu Ende ist, sondern zeigt, dass noch viel Leben vor einem liegt.

Angenommen "Alita" wird zu einem großen Erfolg, wodurch eine Fortsetzung immer wahrscheinlicher werden würde. Inwieweit könnte da die bevorstehende Übernahme von Fox [,die den Film produziert haben,] durch Disney eine Rolle spielen?

Ich habe jedenfalls keine Angst vor Disney, denn wir haben die letzten acht Jahre mit ihnen zusammengearbeitet und "Avatar"-Parkattraktionen für sie gebaut. Wir kennen sie also und sie kennen uns. Bob Iger und andere Disney-Funktionäre haben "Alita" bereits gesehen und lieben ihn! Ich kann mir also keine Probleme dadurch vorstellen und schließlich hat uns Kishiro mit seiner Vorlage jede Menge Möglichkeiten für weitere Geschichten gegeben, sollten die Leute noch mehr sehen wollen. Alita entwickelt sich ja während der Manga-Reihe kontinuierlich weiter und auch der Schauplatz ändert sich – wir könnten also noch weitere Welten erforschen.

"Alita: Battle Angel" erscheint am heutigen 14. Februar 2019 in Deutschland. Nachfolgend könnt ihr euch noch den Trailer anschauen.