Herzlichen Glückwunsch, FSK. Am 18. Juli 1949 nahm die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft ihren Dienst auf. Der erste geprüfte Film war "Intimitäten" von Paul Martin, der noch in der NS-Zeit gedreht wurde. Das erklärte Ziel der FSK, die aus der Filmwirtschaft selbst entstand, war es, "behördliches Eingreifen und staatliche Reglementierung" überflüssig zu machen. Dennoch wurde und wird die FSK immer noch der Zensur beschuldigt, einer der vielen Missverständnisse über die Einrichtung aus Wiesbaden. Dabei kann sie höchstens verlangen, dass Filmemacher Kürzungen vornehmen, um eine niedrigere Altereinstufung zu bekommen.

Über viele Jahrzehnte stand die Freiwillige Selbstkontrolle vor allem dafür in der Kritik, allzu streng als Sittenwächter aufzutreten. Heute wird die FSK eher dafür kritisiert, zu lax zu sein und Kindern zu viel Gewalt- oder Sexszenen zuzumuten. Wir stellen die umstrittensten Fälle aus 70 Jahren FSK vor.

 

Die Sünderin

Der erste große Skandal der FSK- und der ganzen Filmgeschichte der Nachkriegszeit. Wenige Tage vor der Premiere am 18. Januar 1951 verweigerte die FSK die Freigabe. Hildegard Knef ist als ehemalige Prostituierte Marina in einer Szene kurz nackt zu sehen, aber das war entgegen der landläufigen Meinung nicht der Stein des Anstoßes. Die Sittenwächter störten sich vielmehr daran, dass Marina "Prostituierung als einen selbstverständlichen Ausweg aus ihrer menschlichen und wirtschaftlichen Notlage wählt". Außerdem werde Selbstmord "als Selbstverständlichkeit und einzig richtiger Ausweg hingestellt". Nach einer Krisensitzung wurde der Film doch noch freigegeben. Die Kirchen traten daraufhin aus Protest kurzzeitig aus der FSK aus.

Tanz der Teufel

Anfang März 1984 tanzten Sam Raimis Teufel (drei Jahre nach US-Kinostart) noch unzensiert auf Deutschlands Leinwänden. 160.000 Kinogänger ab 18 Jahren erfreuten sich des bizarren Bads im Kunstblut. In den damals boomenden Videotheken war das Werk unterm Ladentisch erhältlich. Kurz darauf aber war Schluss mit lustig. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) packte die krasse Mär auf den Index gewaltverherrlichender Filme. Erst 2017 erwirkte Sony ­eine Neubewertung durch die FSK, die sogar der ungeschnittenen DVD-Version das 16er-Label anpappte. Die FSK korrigierte in diesem Fall also eines der umstrittensten Entscheidungen der BPjM-Geschichte.

 

 

Jurassic Park

Das Dino-Spektakel von Steven Spielberg war 1993 ein Megahit. Wenn der Film nicht ab 12 freigegeben wäre, hätte er wohl nicht so viel Geld eingespielt. Doch viele Eltern waren ob doch einiger Filmtode entsetzt. 2014 wiederholte sich beim Kinostart von "Jurassic World" die Diskussion, auch hier gab es eine Freigabe ab 12. Die FSK begründete ihre Entscheidung so: "Für ab 12-Jährige bleiben die Geschehnisse stets als Teil einer irrealen und überzeichneten Fantasiewelt erkennbar. Dadurch können sie eine angemessene emotionale Distanz wahren".

Harry Potter

Im Laufe der Filme wurden nicht nur die Darsteller um Daniel Radcliffe immer älter, wie die Buchvorlagen wurden auch die Filme immer reifer. War Teil eins noch ein klassischer Kinderfilm mit der Freigabe ab 6, gab es beim zweiten Teil "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" schon größere Probleme. Nur mit Kürzungen bekam der Teil das ab-6-Siegel, bei der DVD-Veröffentlichung wurde er auf FSK 12 hochgestuft. Dieses Schicksal blühte dann allen weiteren Potter-Filmen.

Keinohrhasen

Um Gewalt ging es nicht bei "Keinohrhasen". Til Schweigers Komödie war bei ihrem Kinostart am 20. Dezember 2008 ursprünglich ab 6 freigegeben. Doch Eltern, die den Film mit ihren Kindern besuchten, mussten den Kleinen bei Dialogen über Oralsex die Ohren zuhalten und liefen Sturm gegen die Bewertung. Bild am Sonntag schrieb "Zu viel Sex!" Das Resultat: Zwei Monate nach Filmstart wurde "Keinohrhasen" auf FSK 12 hochgestuft.

Blade Runner 2049

Kinobetreiber müssen sich nicht zwingend an die Alterseinstufung der Freiwilligen Selbstkontrolle halten. Als 2017 die Fortsetzung von "Blade Runner" erschien, waren viele überrascht über die Altersfreigabe ab 12 Jahren. In den USA bekam der Film noch ein R-Rating (entspricht ungefähr dem deutschen "ab 16"). Doch ein Kino in Osnabrück war damit nicht einverstanden, machte von seinem Hausrecht gebrauch und ließ keine Zuschauer unter 16 Jahren in den Film.